Die Deutsche Bank hat ordentliche Quartalszahlen präsentiert. Trotz der großen Probleme mit der IT, insbesondere bei der Tochter Postbank, wird die Bank mit Blick auf die nächsten beiden Jahre optimistischer. Der Vorstand will bis 2025 weitere Milliarden an Kapital freisetzen. Dadurch wächst das Potenzial für Dividenden-Erhöhungen. Die Aktie springt an die DAX-Spitze.
Die Deutsche Bank macht ihren Aktionären trotz eines Gewinnrückgangs im dritten Quartal Hoffnungen auf höhere Ausschüttungen. Zwar sank der Gewinn des deutschen Branchenprimus im dritten Quartal wegen mauer Geschäfte im Investmentbanking und einer höheren Steuerquote (DER AKTIONÄR berichtete). Deutschlands größtes Finanzinstitut erwirtschaftete unter dem Strich im Q3 einen Gewinn von 1,03 Milliarden Euro – ein Rückgang von acht Prozent. Analysten hatten jedoch nur rund 937 Millionen Euro erwartet.
Konzernchef Christian Sewing wies am Mittwoch auf die verbesserte Kapitalposition des Instituts hin: "Das liegt vor allem daran, dass wir unser Kapital wesentlich effizienter einsetzen." Die Bank habe Spielraum identifiziert, Kapital von drei Milliarden Euro freizusetzen. "Dadurch haben wir einerseits größeres Potenzial, die Ausschüttungen an unsere Aktionäre zu steigern – über die acht Milliarden Euro bis einschließlich 2025 hinaus, die wir bereits angekündigt hatten", erläuterte Sewing. Andererseits könne die Bank nun noch mehr in Technologie, Kontrollen und in das Geschäft investieren.
Die Deutsche Bank werde nun 2024 damit beginnen, den angekündigten Aktienrückkauf auszuweiten, wie Sewing zu Analysten sagte. An der Börse sorgten diese News bereits am Vormittag für grüne Vorzeichen. Am Nachmittag liegt die Deutsche-Bank-Aktie mit einem Kursplus von mehr als sieben Prozent auf 10,20 Euro mit großem Vorsprung an der DAX-Spitze.
Nun schickt sich der DBK-Kurs an, auch die gleitende 200-Tage-Linie wieder zu überwinden. Diese verläuft aktuell bei 10,16 Euro. Darüber liegen charttechnische Widerstände bei 10,50 und bei 10,70 Euro. Darüber wartet noch ein großes Gap aus März darauf geschlossen zu werden. Bei 11,50 Euro rutschte die Deutsche Bank damals inmitten der großen Bankenkrise ab.
Probleme bei Töchtern
Von einer "Banken-Krise" ist bei der Deutschen derzeit nichts zu sehen. Allerdings quälen noch IT-Probleme die Deutsche Bank. Nach den Beschwerden von Postbank-Kunden müssen die Computersysteme umgestellt werden. Bei der Umstellung der Informationssysteme der Postbank, die eigentlich im Juli abgeschlossen sein sollte, kam es zu Problemen. Die zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit der Postbank schätzt Finanzchef James von Moltke auf etwa 30 bis 35 Millionen Euro im vierten Quartal. Im dritten Quartal seien es weniger als 10 Millionen Euro gewesen, sagte von Moltke bei der Vorstellung der Quartalsbilanz.
Zugleich läuft bei der Fondstochter DWS die Umstellung der IT-Systeme aus dem Ruder – und wird deutlich teurer. Die ursprünglichen Pläne seien mit Blick auf Zeit und Kosten zu optimistisch gewesen, sagte DWS-Chef Stefan Hoops am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist klar, dass wir ein weiteres Jahr mit erheblichen IT-Aufbaukosten haben werden, entsprechend 2023, was zu weiteren Transformationskosten im Jahr 2024 führen wird." Dabei geht es um jeweils etwa 100 Millionen Euro. Zudem dürften die erhofften Einsparungen erst später eintreten, sagte Hoops. Die DWS-Aktie sinkt im SDAX heute deutlich.
Für die Deutsche Bank bleiben die Analysten jedoch optimistisch. Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für Deutsche Bank nach den Zahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 17,50 Euro belassen. Und auch die DZ Bank stuft die Bank-Aktie mit "Kaufen" ein. Heute hat Analyst Timo Dums den fairen Wert für die Deutsche Bank sogar leicht von 12,30 auf 12,50 Euro angehoben.
Auch DER AKTIONÄR bleibt zuversichtlich gestimmt. Der nachhaltige Sprung über die 200-Tage-Linie wäre für die Aktie der Deutschen Bank ein positives Signal. Bereits investierte Anleger bleiben dabei, sichern sich aber weiterhin mit einem Stopp bei 7,70 Euro ab.
Deutsche Bank ist Mitglied im DER AKTIONÄR Europa Inflation Index, mehr Infos gibt es hier.
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