Es ist ein offenes Geheimnis: Einer der wesentlichen Treiber für das zukünftige Wachstum in die Chipbranche ist die effiziente Leistungselektronik auf Basis von Siliziumkarbid (SiC). Auch Infineon investiert massiv in den Ausbau der eigenen Kapazitäten. Die Analysten von Goldman Sachs begrüßen diesen Schritt.
Infineon investiert viel Geld in den Bau neuer Werke zur Herstellung von Halbleiter auf SiC-Basis. Vorstand Jochen Hanebeck ist überzeugt: „Der Markt dafür wächst immer schneller, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in einer breiten Palette von industriellen Anwendungen wie Solar, Energiespeicherung und dem Hochleistungs-Laden von Elektrofahrzeugen.“
Dazu gehört auch die Großinvestition in Malaysia, die Infineon kurz vor seinen Quartalszahlen veröffentlichte. In der 2021 im österreichischen Villach fertiggestellten Fabrik läuft bereits die Produktion hoch. Dieser Prozess dauert bei Chipfabriken in der Regel Jahre. Zurzeit baut der Chipriese aber auch für rund fünf Milliarden Euro seinen Standort Dresden aus.
In diesem Zusammenhang: TSMC kündigte am Dienstag an, ein Halbleiterwerk in Dresden zu errichten. Die europäischen Player Bosch, Infineon und NXP werden jeweils zehn Prozent an dem neugegründeten Gemeinschaftsunternehmen "European Semiconductor Manufacturing Company" (ESMC) halten. TSMC bleibt mit 70 Prozent aber am Ruder. Die Chips, die ab 2027 das Werk verlassen sollen, sollen zwar vor allem auf die Bedürfnisse der Automobilbranche zugeschnitten sein. Der Verband der Automobilindustrie erklärte jedoch, der direkte Effekt des Werks werde nur begrenzt sein. „Das Gros des Halbleiterbedarfs der Automobilindustrie besteht in anderen Knotengrößen, auf die die geplante Chip-Fabrik nicht ausgelegt ist.“
Die US-Investmentbank Goldman Sachs sieht Infineon auch dank dieser Investitionen auf Kurs. Das Consumer-Geschäft zeige kurzfristig Schwäche, aber die Automotive-Sparte bleibe robust, so Analyst Alexander Duval. Langfristig vielversprechend sei die Story nach wie vor in Bezug auf Halbleiter auf SiC-Basis Er hat das Kursziel für die DAX-Aktie unter seiner Kaufempfehlung daher von 49,00 auf 49,50 Euro angehoben – daraus resultiert ein Kurspotenzial von rund 47 Prozent.
Der Rücksetzer nach den Quartalszahlen ist aus Sicht des AKTIONÄR überzogen. Das fundamentale Bild hat sich nicht wesentlich verändert. Die Perspektiven bleiben vielversprechend. Der Vorstand hat seine Hausaufgaben gemacht. Die großen Investitionen dürften sich mittel- und langfristig positiv bemerkbar machen. Anleger mit Weitblick lassen sich daher von den kurzfristigen Schwankungen der Aktie nicht aus der Ruhe bringen. Kurzfristig sollte sich die Aktie im Bereich der 200-Tage-Linie stabilisieren können und im Anschluss wieder den Vorwärtsgang einlegen. Trading-orientierte Anleger können daher weiter auf eine Gegenbewegung setzen.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Infineon befinden sich in einem Real-Depot von DER AKTIONÄR.