Oft haben sich Anleger und Analysten in den vergangenen Monaten gefragt, wie lange der aktuelle Halbleiterzyklus noch andauern kann. Ist er vielleicht schon Ende 2022 vorbei? Bearishe Argumente liefert der Gesamtmarkt jedenfalls reichlich – Gewicht haben dabei insbesondere die Warnsignale aus dem Hause Samsung.
Laut einem Bericht von Nikkei Asia stoppte Samsung vorübergehend neue Beschaffungsaufträge und bat mehrere Zulieferer, die Lieferung von Komponenten und Teilen für mehrere Wochen zu verzögern oder zu reduzieren, da die Lagerbestände anschwellen. Betroffen seien Chips und andere Elektronikteile für Fernseh- und Haushaltsgeräte, aber auch für Smartphones. Sind die Insiderquellen zuverlässig, wäre dies ein klar negatives Signal für die Chip-Branche.
Diese Maßnahmen stehen in starkem Kontrast zu dem, was Samsung noch vor wenigen Wochen kommunizierte. Damals gingen die Koreaner noch von einem soliden Geschäftsjahr aus, in dem 270 Millionen Smartphones ausgeliefert werden sollen, was etwa dem Vorjahresniveau entsprechen würde.
Chip-Aktien fallen kräftig
Die Warnung des Smartphone-Riesen setzte am Donnerstag insbesondere die Aktie von Qualcomm unter Druck, die rund 7,8 Prozent abgeben musste. Zwar hat sich der US-Konzern in den vergangenen Jahren etwas vom Mobile-Geschäft diversifiziert – die Snapdragon-Prozessoren sind aber noch immer Qualcomms stärkstes Produkt.
Doch auch andere Halbleiterpapiere bekamen den Nikkei-Bericht zu spüren, denn immerhin ist Samsung mit etwa 18 Prozent Marktanteil der zweitgrößte Chip-Auftragsfertiger der Welt. Die Aktie von AMD fiel ebenfalls rund acht Prozent, während die Papiere von Nvidia rund 5,6 Prozent verloren.
Der Chip-Sektor steht angesichts steigender Inflation und rückläufiger Konsumausgaben für Verbraucherelektronik unter Feuer. Dass in manchen Bereichen etwas vom Angebot wegfällt, muss jedoch nicht überall gleich die Nachfrage und damit das Wachstum bedrohen. Im Bereich der Grafikprozessoren herrscht beispielsweise noch immer eine Knappheit, während zeitgleich die Datacenter-Betreiber mit unveränderter Geschwindigkeit neue Server aufbauen.
DER AKTIONÄR setzt daher nach wie vor auf die Aktie von AMD. Die Papiere von Qualcomm wirken aufgrund ihrer sehr günstigen Bewertung und der langfristigen Aussichten in den Bereichen Automotive und IoT ebenfalls attraktiv.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.