Intel hat am Mittwoch offiziell seine erste diskrete Grafikkarte für Desktop-PCs vorgestellt. Marktstart wird dabei vorerst nur in China sein, wo OEM-Hersteller die Hardware auch in erster Linie verbauen sollen. Die Einsteigerkarte stellt dabei keine Gefahr für die Platzhirsche AMD und Nvidia dar – aber das kann sich schnell ändern.
Als Ziel für seine erste Grafikkarte gibt Intel an, dass die Arc380 „flüssiges 1080p-Gaming mit über 60 Bildern pro Sekunde bei populären Spielen“ ermöglichen soll. Als direkten Vergleich in seiner Präsentation hat sich Intel die AMD Radeon RX 6400 ausgesucht, die allerdings einen zwei GB kleineren Speicher hat. Zudem verrät Intel nur, dass pro Yuan rund 25 Prozent mehr Leistung erzielt wird – der wichtige FPS-Vergleich fehlt. Ebenfalls fraglich bleibt, ob die Intel-Karte bei vergleichbarer Leistungsaufnahme mit den etablierten Playern mithalten kann.
Die hohen Margen, mit denen AMD und Nvidia ihre Anleger begeistern, lassen sich aber nicht im Einsteigersegment oder mit integrierten GPUs erzielen. Die neue Konkurrenz im Low-End-Bereich der diskreten Grafikkarten sollte für die operative Performance von AMD und Nvidia daher kaum Auswirkungen haben.
Aber aufgepasst: Schon im Herbst will Intel die Arc5- und Arc7-Grafikkarten vorstellen, die dann im Mid- beziehungsweise High-End-Segment angesiedelt sein sollen. Zuletzt hatte Intel hier jedoch mit Treiber-Problemen zu kämpfen.
Das Fundament der Bullen-Story rund um die beiden Marktführer AMD und Nvidia, die mit einem Burggraben ihr attraktives Wachstumsgeschäft verteidigen, hat mit dem Markteintritt von Intel kleine Risse bekommen. Doch die bereits im März vorgestellte Notebook-Karte Arc370M ist bisher kaum im Handel zu finden und es bleibt unwahrscheinlich, dass Intel mit seiner ersten Generation an die Leistung der Konkurrenten herankommt.
Mittelfristig dürften also weiterhin nur AMD und Nvidia die hohe Nachfrage der Gamer bedienen und dadurch fette Gewinne einstreichen. Beim Blick auf die zweite Jahreshälfte bleibt damit nur entscheidend, ob der Grafikkarten-Boom in seiner aktuellen Kraft bis Ende des Jahres anhält oder der Markt – beispielsweise wegen gebrauchter Mining-Hardware oder der bereits angekündigten Gaming-Schwäche – einen Wachstumsdämpfer erhält.
Die AMD-Aktie ist eine laufende AKTIONÄR-Empfehlung.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.