Zum großen Verfall an den Terminbörsen haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt weiter Gewinne mitgenommen. Der DAX verlor am Freitag 0,47 Prozent auf 22.892 Punkte. Auf Wochensicht büßte der Leitindex damit knapp ein halbes Prozent ein. Am Dienstag hatte der DAX noch ein Rekordhoch bei 23.476 Zählern erreicht.
Nun sei der Index aber im Konsolidierungsmodus, stellte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets fest. „Dass der Aktienmarkt mal fällt, ist gut und gesund.“ So hat der DAX allein 2025 bereits rund 15 Prozent zugelegt. Der MDAX büßte vor dem Wochenende 1,09 Prozent auf 28.784 Punkte ein. Sein Jahresplus beträgt noch 12,5 Prozent. Vom „großen Verfall“ sprechen Börsianer, wenn Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen. Dadurch kann es zu deutlichen Kursschwankungen kommen.
Dass der Bundesrat am Vormittag den Weg für das milliardenschwere Finanzpaket von Union und SPD freigemacht hat, trieb die Aktienkurse nicht mehr an. „Viele Anleger haben in den letzten Wochen bereits eingepreist, dass mehr Geld fließt“, kommentierte eToro-Marktanalyst Maximilian Wienke. Außerdem würden die hohen Kurse angesichts der politisch volatilen Lage zunehmend kritisch hinterfragt, schrieb Thomas Altmann von QC Partners mit Blick auf die US-Zollpolitik.
Nebenwerte unter Druck
Hierzulande kam es insbesondere bei den Werten in den hinteren Börsenreihen zu deutlichen Kursbewegungen. So sackte die Aktie von Fuchs als Schlusslicht im MDAX um 6,9 Prozent ab. Die Jahreszahlen und der Ausblick des Schmierstoffherstellers enttäuschten die Anleger.
Die Papiere von Douglas brachen um 22,5 Prozent ein. Damit waren sie der größte Verlierer im SDAX. Wegen der zunehmenden Konsumzurückhaltung in einem unsicheren Wirtschaftsumfeld kürzte die Parfümeriekette den Ausblick drastisch. Laut einem Händler ist dies der nächste Schlag für die Anleger, da Douglas schon im Februar die operativen Gewinnerwartungen wegen des schwachen Weihnachtsgeschäfts gedämpft hatte.
Zweitschwächster SDAX-Wert war Amadeus Fire mit einem Minus von 12,2 Prozent. Auch hier verwiesen Börsianer auf den Ausblick als Belastung. Eine fehlende Belebung des Marktumfeldes stimmt den Personaldienstleister pessimistisch für das laufende Jahr.
US-Vorgaben belasten
Im DAX sorgte ein gesenkter Geschäftsausblick des US-Konkurrenten Fedex für Verluste von 2,5 Prozent bei der Aktie der DHL Group. Fedex leidet unter der eigenen Schwäche in den Vereinigten Staaten. Einem Händler zufolge lässt dies auch negative Rückschlüsse für den deutschen Wettbewerber in dessen Express-Segment zu.
Infineon bekam derweil die Kursschwäche von US-Chipriese Micron zu spüren und gab 2,8 Prozent nach. JPMorgan-Analyst Harlan Sur sprach zwar von „starken Zahlen nebst Ausblick“ bei Micron, allerdings hatten die Aktien zuvor im laufenden Jahr schon um mehr als ein Fünftel zugelegt.
Deutz und ProSieben ragen heraus
Auch die jüngst von Rekord zu Rekord geeilten Papiere von Rheinmetall litten weiter unter Gewinnmitnahmen und büßten 2,3 Prozent ein. Der Schwung durch das Finanzpaket ließ bei den Rüstungswerten zuletzt spürbar nach. Deutz schnellte trotzdem 19,6 Prozent hoch auf rund 7,40 Euro. Analyst Jorge Gonzalez Sadornil von der Privatbank Hauck & Aufhäuser sieht bei dem Motorenhersteller durch die milliardenschweren Investitionen in Rüstung und Infrastruktur weiteres Potenzial bis zu seinem neuen Kursziel von elf Euro.
Den Verkauf des Vergleichsportals Verivox honorierten die Anleger von ProSiebenSat.1 mit einem Kursplus von 2,2 Prozent. Durch den Deal ist die Voraussetzung für den Einstieg von US-Finanzinvestor General Atlantic beim Medienkonzern erfüllt, er wird neuer Minderheitsaktionär. Bernstein-Analystin Annick Maas lobte, dass sich die Struktur von ProSiebenSat.1 vereinfache.
Enthält Material von dpa-AFX
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