Die Aussichten für die Lufthansa sowie die gesamte Flugbranche bleiben trüb. Und weitere Unterstützung von Seiten der Politik gibt es vorerst noch nicht. So trifft der jüngste Beschluss der Europaminister zu einer Corona-Ampel für Reisen bei der Luftfahrtbranche auf deutliche Kritik.
Die Empfehlungen, die eine Mehrheit der Europaminister beschlossen habe, seien ein Fehlschlag, teilten der Weltluftfahrtverband IATA, das europäische Branchenbündnis Airlines for Europe (A4E) und der Flughafenverband ACI Europe mit. So stehe es den Mitgliedsstaaten weiterhin offen, Menschen die Einreise aus anderen Ländern der EU zu untersagen oder sie in Quarantäne zu schicken.
Der Beschluss der Minister sehe nicht einmal vor, eine vorgesehene Quarantäne durch einen Test auf das Virus zu ersetzen. "Die mangelhafte Abstimmung zwischen den Mitgliedsstaaten hat die anfängliche Erholung in der Luftfahrt- und Tourismusbranche abgewürgt", schrieben die Verbände.
"Viele Fluggesellschaften werden den Winter nicht überstehen"
Sie fürchten, dass viele Unternehmen der Branche wegen des eingebrochenen Flugverkehrs pleitegehen. "Viele Fluggesellschaften werden den Winter nicht überstehen", sagte IATA-Chef Alexandre de Juniac in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Mehrere Millionen Arbeitsplätze seien in Gefahr.
Anstelle von Einreiseverboten und Quarantäneregeln plädiert die Branche für einheitliche Test- und Nachverfolgungsregeln für Flugreisende, an der die Luftfahrtbehörde EASA und die europäische Gesundheitsagentur ECDC arbeiten. Von solchen Regeln erhofft sich die Branche, dass die Kunden wieder mehr Vertrauen fassen und wieder vermehrt Flugreisen buchen.
Der Beschluss der Europaminister vom Dienstag sieht vor, dass Regionen je nach Infektionsgeschehen künftig entweder grün, orange oder rot markiert werden. Für grüne Gebiete mit niedrigen Infektionszahlen sollen künftig keine Einreiseverbote mehr verhängt werden. Gemeinsame Standards für Reisende aus stärker betroffenen - also orange oder rot markierten - Regionen sieht das Konzept aber nicht vor. Ebenso wenig gibt es einheitliche Kriterien für Quarantäne- und Testpflichten. Auch sind die Empfehlungen nicht bindend.
Ernüchternde Zahlen von Fraport
Wie schlecht es derzeit für die Airlines läuft, belegten gestern wieder die Zahlen des Flughafenbetreibers Fraport. Der Flughafenbetreiber zählte an Deutschlands größtem Flughafen 82,9 Prozent weniger Fluggäste als ein Jahr zuvor.
DER AKTIONÄR rät weiterhin von einem Kauf der Lufthansa-Aktie ab. Wer auf ein Comeback der Luftfahrtbranche setzen will, sollte derzeit eher auf Ryanair setzen.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Lufthansa.
Mit Material von dpa-AFX