Die Evonik-Aktie weist bis dato eine negative September-Performance auf. Und auch heute befindet sich der MDAX-Wert auf der Verlierer-Liste. Dabei hat der Spezialchemie-Hersteller nicht nur mit robusten Zahlen für das zweite Quartal überrascht. Auch beim Thema „Konzernumbau“ ist man auf einem guten Weg.
Konkret hat die Neuaufstellung des Unternehmen zum Beginn des dritten Quartals folgendes Aussehen: Evonik gliedert sich nun in die vier Sparten Specialty Additives, Nutrition & Care, Smart Materials und Performance Materials. Die ersten drei Segmente sieht das Management als Wachstumsfelder. Sie bedienen unter anderem die Tierfutter- und Lebensmittelindustrie sowie die Pharmabranche, stellen aber auch Desinfektionsmittel, Materialien für den 3D-Druck und Flammschutzmittel her.
Im vierten Segment Performance Materials wurden hingegen die Bereiche neu zusammengefasst, für die im Grunde keine Wachstumsinvestitionen mehr geplant sind, wie etwa das Baby-Care-Geschäft rund um saugstarke Materialien beispielsweise für Windeln. Stattdessen soll die Sparte auf höhere Gewinnmargen getrimmt werden. Damit würden die Geschäfte attraktiver für potenzielle Käufer.
Doch zunächst konzentrierte sich die Geschäftsführung rund um Konzernchef Christian Kullmann nicht auf das Abstoßen von Geschäftsfelder, sondern kaufte zu. In den USA erwarb Evonik kürzlich den Experten für die Aufbereitung von Katalysatoren, Porocel. Mit der Übernahme baut das Unternehmen den Anteil der Spezialchemie am Konzern auf rund 80 Prozent aus. Bereits seit 2017 ist deren Anteil von knapp einem Fünftel auf heute rund vier Fünftel gestiegen. Das neue Kerngeschäft ist gerade in tristen Konjunkturzeiten oftmals robuster und profitabler als das Geschäft mit Standard- und Massenchemikalien.
Mit der Übernahme will der MDAX-Konzern vom Wachstum des Marktes für schwefelarme Kraftstoffe profitieren. Daneben erzielt Porocel mit 23 Prozent eine Gewinnmarge, die deutlich über dem mittelfristigen Ziel von Evonik von einer Ebitda-Marge von 18 bis 20 Prozent liegt. Erst Anfang des Jahres hatten die Essener nach einigem Hin und Her mit den US-Wettbewerbshütern den US-Wasserstoffperoxid-Hersteller Peroxychem für 640 Millionen Dollar übernommen. Die Desinfektionsmittel des Unternehmens sind gerade angesichts der Corona-Pandemie aktuell stark gefragt.
Durchaus stark ist auch die Tasache, dass Evonik die Prognosen für 2020 zwischenzeitlich leicht nach oben korrigiert hat. Danach sollen beim Umsatz zwischen 11,5 bis 13,0 Milliarden Euro und ein bereinigtes Ebitda von 1,7 bis 2,1 Milliarden Euro erreicht werden- nach 13,1 Milliarden Euro beziehungsweise 2,15 Milliarden Euro 2019. „Wir sehen uns auf einem guten Weg, die Mitte der prognostizierten Spanne - das sind 1,9 Milliarden Euro - zu erreichen", sagte Kullmann jüngst gegenüber dpa-AFX.
Die bisherige September-Performance sollte Anlegern keine Sorgenfalten auf die Stirn treiben. DER AKTIONÄR bleibt für den breit aufgestellten Chemieriesen weiterhin zuversichtlich gestimmt - diese Meinung vertritt auch der überwiegende Teil der Analysten-Gilde. Anleger sollten bei der Dividendenperle (aktuelle Rendite: 4,9 Prozent) dabeibleiben. Wichtig: Stopp bei 19,00 Euro platzieren!
(Mit Material von dpa-AFX)