Als das Aus längst besiegelt war, blieb Steinhoff noch eine Weile handelbar. Doch nun hat auch das Dasein als Börsen-Zombie ein Ende. Der Kurs der von einem Milliarden-Bilanzskandal schwer erschütterten Retail-Holdinggesellschaft ist auf null gefallen – auch bei der zweiten und dritten Nachkommastelle tut sich nichts mehr.
An diesem Status wird sich nichts mehr ändern, die tote Katze springt nie wieder. Bereits am Dienstagabend wurde der Handel mit Steinhoff-Aktien an der Börse in Frankfurt eingestellt. Auch in Johannesburg war am Dienstag Schluss. Das offizielle Delisting in Frankfurt ist an diesem Freitag erfolgt, in Johannesburg am kommenden Montag vor Börsenbeginn.
Damit ist die Liquidation von Steinhoff International Holdings N.V. (SIHNV) abgeschlossen. Steinhoff teilte heute mit: „SIHNV und seine Aktien haben nun aufgehört zu existieren.“
Steinhoff ist überschuldet. Am 21. Juni hatte ein Gericht in Amsterdam zugestimmt, dass ein Restrukturierungsplan von Steinhoff und dessen Gläubigern gegen den Willen der Anleger durchgesetzt werden darf. Der Börsenrückzug ist die Folge dessen. Zuvor waren Anleger massiv zugunsten der Gläubiger verwässert worden.
Bis zum 31. August konnten sich Steinhoff-Anleger registrieren, um ihre Aktien in sogenannte CVRs (contingent value rights) zu tauschen. Ein späterer Verkauf der Aktien oder ein Tausch gegen eine Barabfindung ist nicht mehr möglich. Die CVRs werden an keiner Börse gehandelt. Die Macht haben die Gläubiger. Bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) geht man „nicht davon aus, dass die CVRs jemals einen Wert erlangen werden“.
Mindestens 447 Millionen Euro sind seit Ende 2017 von Steinhoff nach dem Bilanzskandal an externe Berater und Dienstleister geflossen. Mit anderen Worten: Für Anwälte und Wirtschaftsberater war Steinhoff ein Riesengeschäft. Auch das Steinhoff-Management hat natürlich in den vergangenen Jahren fleißig kassiert. Anleger stehen dagegen vor dem Totalverlust.
„Es ist eine absolute Schande“, sagte David Shapiro vom Vermögensverwalter Sasfin Securities in Johannesburg. „Jeder hätte sehen können, dass dieses Unternehmen niemals überleben würde, und es wäre für die Aktionäre besser gewesen, wenn es Ende 2017 aufgelöst worden wäre.“
Nun endet Steinhoffs Börsengeschichte – fünfeinhalb Jahre nach einem gigantischen Bilanzskandal. DER AKTIONÄR hatte in den vergangenen Jahren immer wieder auf das enorme Totalverlust-Risiko hingewiesen und von einem Kauf des einstigen MDAX-Mitglieds abgeraten.
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