Der Stecker darf gezogen werden, die Steinhoff-Aktie stirbt. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung wurde heute erwartungsgemäß der Auflösung der bisherigen Steinhoff-Holdinggesellschaft zugestimmt. Damit endet diese Börsengeschichte fünfeinhalb Jahre nach einem gigantischen Bilanzskandal. Unterdessen wird ein Ex-Chef von Steinhoff womöglich ein Fall für Interpol.
99 Prozent haben heute in Amsterdam der Auflösung zugestimmt. Steinhoff kann nun jederzeit das Ende verkünden. Steinhoff zufolge wird auf die Auflösung automatisch auch ein Ende der Aktien-Notierung in Frankfurt folgen. Der Handel in Südafrika soll auf Antrag Steinhoffs dann ebenfalls eingestellt werden.
Eine Ausschüttung für Anleger wird es nicht geben. Wer nach Einstellung des Handels noch Steinhoff-Aktien hält, wird stattdessen mit ein paar CVRs (contingent value rights) abgespeist. Diese werden nicht börsengehandelt. Bei der im Fall Steinhoff letztendlich glücklosen Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) geht man „nicht davon aus, dass die CVRs jemals einen Wert erlangen werden“.
Ein erfolgreicher Aufstand der Kleinanleger auf der Hauptversammlung war diesmal ausgeschlossen. Aufgrund neu ausgegebener Aktien im Rahmen des Restrukturierungsverfahrens hatten die Alt-Anleger keine Chance mehr auf eine Mehrheit der Stimmen.
Unterdessen hat Ex-Steinhoff-CEO Markus Jooste eine Berufung gegen den Haftbefehl vom Gericht in Oldenburg verloren. Jooste war im April nicht zu einem Prozess gegen ihn erschienen (siehe weiterführende Beiträge am Artikel-Ende). Nun könnte die deutsche Justiz Joostes Auslieferung aus Südafrika beantragen oder Hilfe von Interpol anfordern. Jooste gilt als mutmaßlicher Drahtzieher im Milliarden-Bilanzskandal, der Steinhoff in den Abgrund gerissen hat.
Am Ende verlieren vor allem die Steinhoff-Anleger. DER AKTIONÄR hatte in den vergangenen Jahren immer wieder auf das enorme Totalverlustrisiko hingewiesen und von einem Kauf der Aktie abgeraten.