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15.03.2020 ‧ Leon Müller

Corona-Crash ist Turbo-Crash: DAX 34 Prozent im Minus

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DAX-Titel zu Ausverkaufspreisen: Seit Italien Teile Norditaliens abgeriegelt hat, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, hat das deutsche Börsenbarometer ein Drittel seines Wertes eingebüßt. Der Corona-Crash entwickelt sich zum schnellsten Crash aller Zeiten. Nie zuvor sackten die Kurse so schnell ab wie in den zurückliegenden Tagen.

Lehman Brothers, Dotcom-Blase, 1987 – wenn Anleger an einen Börsenkrach denken, dann zumeist an einen der genannten. Bisweilen wird auch die Große Depression der 20er-Jahre des vorangegangenen Jahrhunderts rezitiert, um an die dunklen Seiten des Börsengeschehens zu erinnern. Damals, am Black Thursday, verkauften alle Investoren gleichzeitig ihre Wertpapiere. Es sollte drei Jahre dauern, bis der Dow Jones seinen Tiefpunkt erreichte. Jetzt zeigt sich: Der Corona-Crash nimmt zumindest mit Blick auf den deutschen Aktienmarkt eine unrühmliche Rolle in dieser Reihe schwerer Kurseinbrüche ein. Der Corona-Crash ist ein Turbo-Crash. Nie zuvor in der Geschichte brachen die Kurse so schnell so stark ein wie zuletzt.

DER AKTIONÄR
Seit 1987 hat der DAX ausgehend von einem neuen Allzeithoch (auf Schlusskursbasis) nur 14-mal um zehn Prozent korrigiert. Nie verlief diese Korrektur schneller als im Fall des Corona-Crash.

2018 drückten Sorgen vor einem Abklingen des Wirtschaftswachstums in China auf die Stimmung der Anleger in Deutschland. Befürchtungen, die exportlastige deutsche Wirtschaft würde übermäßig stark von einer solchen Entwicklung betroffen sein, ließen die Kurse fallen. Am 23. Januar 2018 erreichte der DAX auf Schlusskursbasis (Intraday-Hochs ausgenommen) bei 13.559,60 Punkten ein neues Allzeithoch. Am 9. Februar, also 14 Handelstage später, stand er bei 12.107,48 Punkten und damit über zehn Prozent tiefer als beim vorangegangenen Hoch. Das war der bisher schnellste 10-Prozent-Sturz ausgehend von einem neuen Allzeithoch. Insgesamt gab es im Betrachtungszeitraum seit 1987 nur 14 derartige Ereignisse. Der längste Zeitperiode umfasste 91 Tage (1990).

DER AKTIONÄR
Der Übergang in einen Bärenmarkt: Verliert ein Index ein Fünftel seines Wertes, spricht man von einem Bärenmarkt. Seit 1987 wechselte der DAX achtmal in einen solchen. 2007, als die Finanzkrise ihren Lauf nahm, dauerte diese Phase 133 Handelstage. Beim Corona-Crash waren es nur 14 Handelstage.

Die Finanzkrise ist vielen Anlegern noch gut in Erinnerung. Es war der Untergang der US-Investmentbank Lehman Brothers und zugleich die Geburtsstunde der "whatever it takes"-Mentalität der Notenbanken. So sehr sich die Finanzkrise in den Köpfen der Investoren eingebrannt hat, so vergleichsweise lang dauerte es, bis der DAX von einem Bullen- in einen Bärenmarkt wechselte. 133 Handelstage lagen damals zwischen einem neuen Allzeithoch (erreicht am 16. Juli 2007 bei 8.105,69 Punkten) und dem Erreichen der Schwelle von 20 Prozent Minus. Der Corona-Crash war deutlich dynamischer. Der DAX fiel innerhalb von nur 14 Handelstagen um mehr als 20 Prozent.

DER AKTIONÄR
Korrekturen um 30 Prozent und mehr sind selten und brutal zugleich. Erst sechsmal seit 1987 war eine solche Bewegung beim DAX zu beobachten.

Das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende bedeutete den bis dato größten Kurseinbruch am deutschen Aktienmarkt. Der DAX verlor ausgehend vom Hoch im Jahr 2000 bis zum Korrekturtief am 12. März 2003 mehr als zwei Drittel an Wert. Exakt 72,7 Prozent betrug das Minus, ehe der Markt wieder gen Norden drehte. Für den in dieser Statistik nach 10- und 20-Prozent-Korrektur nächsten relevanten Punkt eines Abschlags um 30 Prozent benötigte der Markt seinerzeit dennoch überdurchschnittlich lang: Ganze 268 Tage dauerte es, bis der Indexwert um ein knappes Drittel gesunken war. Sowohl 1987 als auch 1998 (Russlandkrise) ging es mit Zeiträumen von 58 respektive 54 Handelstagen deutlich schneller. Dennoch: Auch hier markiert der Corona-Crash einen einsamen Spitzenwert. 17 Handelstage haben gereicht, um ein Drittel des Indexwertes verschwinden zu lassen. 

DAX (WKN: 846900)

Corona ist gleich Turbo: Nie zuvor stürzte der DAX so dynamisch gen Süden wie in den vergangenen Tagen. Das ist beängstigend und gut zugleich: Beängstigend, weil das Tief erst im Nachhinein zu erkennen ist und Anleger befürchten, dass der Absturz angesichts der einmaligen Dynamik noch nicht beendet ist. Gut, weil eine Gegenbewegung mit jedem Tag wahrscheinlicher wird. Nachhaltig und nicht weniger dynamisch als der jetzige Absturz würde diese ausfallen, sollte sich die Epidemie überraschend schnell eindämmen ließe. Dann könnten Wirtschaft und DAX ein "V" erkennen lassen. Ein "V" würde bedeuten, dass der DAX die Verluste sehr schnell wieder aufholen würde. Nicht innerhalb von 14 oder 17 Tagen, sehr wohl aber innerhalb einiger Monate.

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