Die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland stellt viele Firmen vor enorme Herausforderungen. Nicht nur das operative Geschäft ist betroffen. Auch organisatorische Schwierigkeiten treten auf: Die gesamte Hauptversammlungs-Saison könnte verschoben werden. Mehr noch: Aktionäre müssen damit rechnen, dass Dividenden gekürzt oder ganz gestrichen werden.
In wenigen Tagen beginnt die Hauptversammlungs-Saison in Deutschland. In den vergangenen Jahren waren die meisten Aktionärstreffen freudige Ereignisse für die Anteilseigner, wurden an sie doch Rekordsummen in Form von Dividenden ausgeschüttet. Allein im vergangenen Jahr schütteten die 30 Mitglieder des DAX 38,2 Milliarden Euro an ihre Inhaber aus. Jetzt steht alles auf der Kippe, Versammlungen wie Dividenden. Denn zahlreiche unmittelbar bevorstehende Versammlungen können nicht wie geplant durchgeführt werden. Die Einschränkung des öffentlichen Lebens auch in Deutschland, insbesondere das Verbot von Veranstaltungen, macht auch vor börsennotierten Gesellschaften nicht Halt. Erste Unternehmen haben ihre bevorstehenden Hauptversammlungen bereits abgesagt respektive verschoben. Aus freien Stücken oder aber weil ihnen Verfügungen des Staates keine andere Wahl ließen.
Das Aktiengesetz setzt den Firmen einen engen Rahmen für die Durchführung ihrer alljährlichen Aktionärstreffen. Absagen sind darin nicht vorgesehen. Aktiengesellschaften sind laut Gesetz verpflichtet, ihre Hauptversammlung binnen acht Monaten nach Ablauf des Geschäftsjahres durchzuführen. In den meisten Fällen müssen die Firmen demzufolge ihre HV bis Ende August abhalten.
Continental bedauert Absage des Aktionärstreffens
Als erster DAX-Konzern hat der Hannoveraner Automobilzulieferer Continental seine für den 30. April geplante Hauptversammlung bis auf weiteres abgesagt. Ein Ersatztermin soll „zeitnah festgelegt und kommuniziert werden“. Vorstandschef Elmar Degenhart kommentiert den außergewöhnlichen Vorgang mit den Worten: „So sehr wir die Verschiebung unserer Hauptversammlung bedauern, so sehr unterstützen wir das Bestreben der Behörden, die Ausbreitung der Coronavirus-Infektion einzudämmen. Wir bitten alle Beteiligten um Verständnis.“
Daimler kann Hauptversammlung nicht wie geplant durchführen
Mit Daimler hat am Freitag der zweite DAX-Konzern sein bevorstehendes Treffen abgesagt. Der Automobilhersteller aus Stuttgart hat seine Anteilseigner darüber informiert, dass die für den 1. April vorgesehene Hauptversammlung nicht wie geplant durchgeführt werde. Ein Ausweichtermin Anfang Juli sei avisiert. Ob und wann genau das Treffen nachgeholt werde, stünde derzeit noch nicht fest.
ElringKlinger nennt bereits neuen Termin
Wenige Stunden ehe Daimler seine Mitteilung verschickte, hat ElringKlinger seine Hauptversammlung am 19. Mai abgesagt. Der Automobilzulieferer nennt im Unterschied zu Daimler bereits jetzt einen neuen Termin. Das Treffen soll am 7. Juli nachgeholt werden. Dr. Stefan Wolf, Vorstandsvorsitzender der ElringKlinger AG, dazu: "Uns ist die Entscheidung nicht leicht gefallen, aber sie dient dem Schutz aller Beteiligten. Wir haben sie frühzeitig getroffen, damit unsere Aktionäre wie auch die Dienstleister und die Medien größtmögliche Planungssicherheit haben."
Kostenfrei: DER AKTIONÄR Dividenden Newsletter
Sie interessieren sich für Dividenden-Titel? Registrieren Sie sich jetzt kostenfrei mit Ihrer E-Mail-Adresse für dene Dividenden-Newsletter des AKTIONÄR.
Immobilienkonzern DIC Asset ohne neuen Termin
Auch der Immobilienkonzern DIC Asset hat mit einer Absage seiner Hauptversammlung auf die Gefahren des Coronavirus reagiert. Aufgrund der Allgemeinverfügung des Gesundheitsamts Frankfurt am Main zum Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 200 Teilnehmern sowie zum Schutz der Teilnehmer hat das Unternehmen das Aktionärstreffen, das bereits diese Woche am 17. März stattfinden sollte, bis auf weiteres abgesagt. Ein neuer Termin stehe noch nicht fest.
Aktionäre müssen mit weiteren Verschiebungen rechnen
Anteilseigner deutscher Aktiengesellschaften müssen damit rechnen, dass in den kommenden Tagen exponentiell mehr Verschiebungen ausgesprochen werden. Allein aus dem DAX würden von jetzt bis Ende April regulär zehn Konzerne ihre Aktionärstreffen abhalten. Mit Daimler und Continental haben bereits zwei dieser zehn Unternehmen ihre Termine abgesagt.
Zehn DAX-Konzerne haben ihre HV bis Ende April geplant
Unternehmen | HV-Termin | Status |
---|---|---|
Deutsche Telekom AG | 26.03. | |
Daimler AG | 01.04. | ABGESAGT |
Covestro AG | 17.04. | |
Henkel KGaA | 20.04. | |
Merck KGaA | 24.04. | |
Bayer | 28.04. | |
RWE AG | 28.04. | |
Munich Re | 29.04. | |
Beiersdorf AG | 29.04. | |
Continental AG | 30.04. | ABGESAGT |
15 weitere DAX-Konzerne haben ihre HV für Mai geplant
Unternehmen | HV-Termin | Status |
---|---|---|
Lufthansa AG | 05.05. | |
Allianz | 06.05. | |
Volkswagen (VW) AG | 07.05. | |
MTU Aero Engines AG | 07.05. | |
HeidelbergCement AG | 07.05. | |
Vonovia SE | 13.05. | |
E.ON SE | 13.05. | |
Deutsche Post AG | 13.05. | |
adidas | 14.05. | |
BMW AG | 14.05. | |
SAP SE | 15.05. | |
Fresenius Medical Care | 19.05. | |
Deutsche Börse AG | 19.05. | |
Deutsche Bank AG | 20.05. | |
Fresenius SE | 20.05. |
Weitere unmittelbar bevorstehende Hauptversammlungen
Unternehmen | HV-Termin | Status |
---|---|---|
Dr. Hönle AG | 17.03. | ABGESAGT |
DIC Asset AG | 17.03. | ABGESAGT |
ISRA Vision AG | 17.03. | Aufforderung zu schriftlicher Stimmabgabe |
Carl Zeiss Meditec AG | 24.03. | Aufforderung zu schriftlicher Stimmabgabe |
Sartorius AG | 26.03. | Aufforderung zu schriftlicher Stimmabgabe |
Die Corona-Krise gefährdet die planmäßige Durchführung zahlreicher Hauptversammlungen. Gerade DAX-Konzerne dürften aufgrund der Größe ihrer Aktionärstreffen am Ende genötigt sein, ihre Termin abzusagen respektive zu verschieben. In einzelnen Fällen könnte nicht nur der Termin gefährdet sein, sondern auch die Ausschüttung einer Dividende. Die Lufthansa hat bereits angekündigt, der HV vorzuschlagen, keine Diviende für das vorherige Jahr auszuschütten.