Seit Monaten wird spekuliert, wie sich hohe Inflationsraten und wirtschaftliche Unsicherheit auf die Nachfrage nach dem iPhone auswirken wird. Der globale Smartphone-Markt ist zuletzt bereits geschrumpft und laut Murata Manufacturing, einem der wichtigsten Zulieferer in der Branche, ist kurzfristig keine Besserung in Sicht – ganz im Gegenteil.
Laut dem japanischen Unternehmen haben sich die Aussichten im Vergleich zum letzten Quartal dramatisch eingetrübt. Damals gab es die Hoffnung, dass die Nachfrage in China nach dem Ende der dortigen Corona-Lockdowns kräftig anspringen könnte. Doch der erwartete Kaufrausch im größten Smartphone-Markt der Welt sei ausgeblieben, so Murata-Chef Norio Nakajima in einem Bloomberg-Interview.
Schlimmer noch: „Das Momentum wird zumindest im laufenden Geschäftsjahr 2022 nicht mehr zurückkehren und auch mit Blick auf den Beginn des nächsten Jahres ist die Situation nicht sonderlich positiv“, so Nakajima weiter. Die Nachfrage nach Unterhaltungselektronik sei dramatisch eingebrochen und speziell den chinesischen Herstellern gehe es gar nicht gut.
Der Grund liegt auf der Hand: Wegen stark gestiegener Kosten und der großen wirtschaftlichen Unsicherheit im Zusammenhang mit den Zinserhöhungen vieler Notenbanken halten sich viele Smartphone-Käufer aktuell zurück und benutzen ihr altes Gerät im Zweifel länger.
Murata bekommt das unmittelbar zu spüren, denn das Unternehmen ist ein Schlüssel-Zulieferer für die globale Smartphone-Industrie und versorgt unter anderem Apple, Samsung und verschiedene chinesische Smartphone-Hersteller mit entsprechenden Komponenten. Einige der Abnehmer hätten bereits prozentual zweistellige Absatzeinbußen zu beklagen, allen voran in China.
Basierend auf Schätzungen des Unternehmens seien im vergangenen Jahr weltweit fast 1,4 Milliarden Smartphones verkauft worden. Im laufenden Jahr werden es wohl nicht einmal 1,2 Milliarden Geräte sein, befürchtet Nakajima.
Ist Apple fein raus?
Besonders stark von rückläufigen Absatzzahlen betroffen seien laut dem Murata-Chef chinesische Hersteller, deren Expansionsbemühungen außerhalb des Heimatmarkts zuletzt aus verschiedenen Gründen zurückgeworfen wurden. Bei diesen Playern rechnet er auch in Zukunft mit heftigem Gegenwind.
Einen Silberstreif am Horizont sieht er indes bei High-End-Smartphones, wo die Nachfrage derzeit ungeachtet der wirtschaftlichen Abkühlung hoch sei. Diese Beobachtung deckt sich mit Daten der Marktforscher von Canalys.
Demnach sei der globale Smartphone-Markt im dritten Quartal 2022 zwar um neun Prozent geschrumpft, Samsung und Apple hätten dem negativen Markttrend aber getrotzt und Marktanteilsgewinne verzeichnet. Im Falle von Apple sei der Marktanteil im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozentpunkte auf 18 Prozent gestiegen.
Spannung vor den Zahlen
Die Frage, inwieweit auch Apple von der nachlassenden Dynamik am Smartphone-Markt betroffen ist, brennt vielen Investoren auf den Nägeln – schließlich ist das iPhone das mit Abstand wichtigste Produkt im Apple-Kosmos. Entsprechend genau werden sie hinsehen, wenn der Tech-Riese am nächsten Donnerstag (27. Oktober) Zahlen für das abgelaufene vierte Quartal (bis Ende September) vorlegt. Die Mehrheit der Analysten ist im Vorfeld klar optimistisch. Für Morgan Stanley ist sie sogar ein „Top-Pick“.
Auch DER AKTIONÄR sieht Apple als Premium-Hersteller mit relativ zahlungskräftigen Kunden und einer absolut soliden Bilanz insgesamt gut gerüstet – wenngleich das schwierige Makro-Umfeld nicht folgenlos bleiben wird. Die langfristige Kaufempfehlung für die Aktie gilt weiterhin.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.