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25.06.2023 Martin Mrowka

DAX-Ausblick: Russland-Ereignisse werden an Öl-, Rohstoff- und Aktienmarkt nicht spurlos vorübergehen

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DAX

Der bewaffnete Aufstand russischer Söldner gegen die eigene Staatsführung scheint von kurzer Dauer geblieben zu sein. Nur wenige Stunden nach Beginn des Vormarschs gen Moskau erteilte Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin den Befehl zum Rückzug seiner berüchtigten Privatarmee. An den Finanzmärkten dürfte der Beinahe-Putsch dennoch Auswirkungen haben. Der Wochenausblick.

Experten sagen wegen der Krise in Russland für die neue Handelswoche höhere Öl- und Rohstoffpreise sowie Druck auf die Aktienmärkte voraus. "Trotz des Embargos gegen Russland verkauft Russland immer noch viele Rohstoffe an wohlgesinnte Länder wie China und trägt zur weltweiten Versorgung bei", zitiert Reuters den Chefstrategen von Interactive Brokers, Steve Sosnick, am Samstag. "Es ist zu erwarten, dass die Preise für Öl und andere wichtige Rohstoffe steigen werden. Wenn die Ölpreise stark ansteigen, wird dies in der Tat die Aktien belasten und die Angst vor einer Stagflation wieder aufleben lassen."

Auch Michael Purves von Tallbacken Capital Advisors sprach von den möglichen Folgen für die Aktienmärkte. "Diese Art von geopolitischen Schocks sind oft nur von kurzer Dauer und haben normalerweise keine großen Auswirkungen auf den US-Aktienmarkt", sagte er. "Aber dieses Mal könnte das der Fall sein, weil die Aktien so hoch gestiegen sind."

Auch er erwartete höhere Rohstoffpreise. "Jedes Mal, wenn es in einem Rohstoffland zu politischen Unruhen dieser Art kommt, muss man zumindest mit einem kurzfristigen Schock bei den Preisen der dort produzierten Rohstoffe rechnen." Die ersten Folgen dürften sich am Sonntagabend zeigen wie ein Rückgang der Aktien-Futures, höhere Ölpreise und eine größere Nachfrage nach Staatsanleihen.

Russland-Ereignisse sorgten für außerbörsliche Unruhe

Der vom Broker IG taxierte Weekend-DAX liegt am Sonntag-Morgen dann auch niedriger als am späten Freitag. Der Late-DAX ging bei 15.840 Punkten ins Wochenende. Im Verlauf des Samstag war die DAX-Indikation zeitweilig unter die Marke von 15.700 Zählern gerutscht, erholte sich dann auf zuletzt etwa 15.770.

Den Xetra-Handel beendet der DAX am Freitag bei knapp 15.830 Punkten. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 3,2 Prozent.

DAX (WKN: 846900)

In den kommenden Tagen wird der DAX wohl zunächst unter der 16.000er-Marke schwanken. Zum Juni-Ausklang dürfte die runde Marke Dreh- und Angelpunkt dafür bleiben, ob es sich bei den jüngsten Verlusten nur um eine Gegenbewegung auf Rekordniveau oder um den Auftakt einer größeren Korrektur handelt. Neuerdings hemmt die wieder präsente Zinsangst die Risikobereitschaft der Anleger.

Zuletzt waren von der US-Notenbank Fed wegen der hartnäckigen Inflation Signale für weitere Zinserhöhungen nach der Pause im Juni gekommen. Am Donnerstag hatten zudem die Bank of England und die norwegische Zentralbank ihre Leitzinsen stärker als von Experten mehrheitlich erwartet angehoben. Die Schweizer Währungshüter hatten wie prognostiziert nur einen kleinen Zinsschritt gemacht, aber ebenso wie die Norweger weitere Anhebungen signalisiert.

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Unterstützung im Bereich 15.700 DAX-Punkte

"Zum ersten Mal in diesem Jahr stehen die Zeichen auf Verkauf", sagte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets angesichts der jüngsten Verlustserie. Vom Rekord bei 16.427 Punkten hat sich der Leitindex in der Spitze schon um mehr als 600 Punkte entfernt. Molnar zufolge liegt die nächste, wichtige Unterstützung nun bei 15.700 Punkten (siehe Chart). Entlastung werde es aber wohl erst bringen, wenn der DAX die 16.000er Marke nicht nur testen, sondern wieder überwinden könne.

Laut Chefvolkswirt Ulrich Kater von der DekaBank sinken zwar die Inflationszahlen, dies aber nur einseitig getrieben gewesen von normalisierten Preisen für Energie und Vorprodukte. Diese Wirkung sei endlich, und so könnte die Teuerung bald wieder anziehen, etwa durch höhere Lohnabschlüsse. "Diese neuen Zinsperspektiven müssen die Aktienmärkte erst einmal verarbeiten", ergänzte Kater. Wichtig würden dann auch die Auswirkungen auf die Konjunktur. "Sollte sich diese in den kommenden Wochen als weiterhin relativ stabil erweisen, könnten die Märkte schnell wieder nach oben drehen."

Außer Ifo-Geschäftsklima wenig Konjunkturdaten

Nachdem die großen Zinsentscheide vorerst durch sind, hält die Agenda in den kommenden Tagen weniger Höhepunkte bereit. Neue Eindrücke, wie stark die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrem Kampf gegen die Inflation unter Druck steht, könnten am Donnerstag und Freitag die in Deutschland und der Eurozone anstehenden Verbraucherpreise für den Juni vermitteln. Die Commerzbank rechnet zwar mit einem moderaten Anstieg der Teuerung in Deutschland auf 6,3 Prozent, aber einem Rückgang in der Eurozone auf 5,5 Prozent.

Gleich am Montagmorgen wird das vielbeachtete deutsche Ifo-Geschäftsklima veröffentlicht. Nach Ansicht der Commerzbank-Experten ist es nach den jüngsten Einkaufsmanagerindizes wahrscheinlich, dass dieses im Juni weiter gefallen ist, nachdem es im Vormonat nach sechs Anstiegen in Folge erstmals wieder gesunken war. "Offensichtlich spüren die Unternehmen mehr und mehr, dass sich die Rahmenbedingungen für die Konjunktur in den vergangenen Monaten spürbar verschlechtert haben", betonte Martin Hartmann von der Commerzbank. Eine zuletzt zunehmende Zahl an Gewinnwarnungen deutscher Unternehmen unterstreiche dies.

Erstes Halbjahr gut gelaufen

Im Juni weist der Leitindex bislang noch ein moderates Plus auf, im bisherigen Jahresverlauf sogar knapp 14 Prozent. Laut der Helaba bleibt damit festzuhalten, "dass das erste Halbjahr entgegen den Erwartungen überdurchschnittlich gut für Aktieninvestoren gelaufen ist". Mit solchen Gewinnen im Rücken könne die weitere Entwicklung vorsichtig beobachtet werden, zumal deutsche Standardwerte weiter mit ihrer moderaten Bewertung lockten. Experten betonen immer wieder, dass es entscheidend wird, wie Anleger agieren, die die Rally verpasst haben. Zuletzt zögerten auch diese mit einem Einstieg.

Mit dem Wechsel in den Juli steht in den kommenden Tagen auch der Wechsel ins zweite Halbjahr an. Aktienseitig könnte dies das Potenzial für einen Favoritenwechsel der Anleger mit sich bringen, wenn große Investoren bei gut gelaufenen Werten Gewinne mitnehmen und ihre Positionen zum Quartalsende möglicherweise neu ausrichten. Außerdem kommt im Juli das berühmte "Sommerloch" mit reduzierten Volumina während der Ferienzeit.  (Mit Material von dpa-AFX)


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