Die Entscheidung der EZB, Optionen für weitere Anleihekäufe und Staffelzinsen zu prüfen, hat dem europäischen Bankensektor am Donnerstagnachmittag Rückenwind geliefert – allerdings nur kurzfristig. Hierzulande haben die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank einen Teil der Gewinne schon wieder abgeben.
Obwohl EZB-Chef Mario Draghi bei der Pressekonferenz zum jüngsten Zinsentscheid eine „signifikante“ Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt hat, haben die europäischen Banken zunächst positiv reagiert. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks kletterte mit einem Plus von fast zwei Prozent zeitweise an die Spitze aller Sektoren. Hierzulande konnte die Aktie der Deutschen Bank ihren Vorsprung auf knapp fünf Prozent ausbauen. Die Commerzbank-Aktie legte bis zu vier Prozent zu.
Der Grund: Neben den ohnehin erwarteten Zinssenkungen nach der Sommerpause will Draghi auch wieder Anleihekäufe prüfen lassen. Noch immer halten Europas Banken in großem Umfang Staatsanleihen in ihren Portfolios. Durch neuen Anleihekäufen der EZB dürften die Risikoaufschläge auf diese Staatspapiere niedrig bleiben und die bilanziellen Risiken zumindest nicht wieder steigen.
Darüber hinaus hat die EZB auch die Prüfung von Staffelzinsen in Aussicht gestellt, um die die europäischen Geschäftsbanken nicht weiter zu belasten. Ein Händler wertete dies im Gespräch mit Bloomberg in der ersten Reaktion positiv – es sei das erste Mal, dass sich die EZB auch die Profitabilität der Banken berücksichtige.
Die Freude währte allerdings nicht lange, denn im weiteren Tagesverlauf mussten die Bank-Aktien ihre Gewinne teils vollständig abgeben. Während die Papiere der Deutschen Bank nach dem Dip auf ein Tagestief bei 6,95 Euro nun wieder moderat zulegen können, ist die Commerzbank-Aktie ebenso wie der Branchenindex zwischenzeitlich ins Minus gerutscht. Insgesamt präsentierten sich die Finanzwerte nach der EZB-Entscheidung volatil.
Der anhaltende Niedrigzins lastet seit Jahren auf den Profiten der europäischen Banken. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Hinzu kommen hausgemachte Probleme. DER AKTIONÄR rät weiterhin vom Einstieg bei Deutscher Bank und Commerzbank ab.
Mit Material von dpa-AFX.