Der Zollstreit zwischen den USA und China spitzt sich trotz der jüngsten vereinzelten Erleichterungen weiter zu. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, hat China den Fluggesellschaften des Landes untersagt, weitere Maschinen des US-Flugzeugbauers abzunehmen.
Peking hat chinesische Fluggesellschaften außerdem aufgefordert, keine Käufe von Flugzeugausrüstung und -teilen von US-Unternehmen mehr anzunehmen, so Bloomberg weiter. Die chinesische Regierung erwäge außerdem, Fluggesellschaften zu unterstützen, die Boeing-Jets leasen und mit höheren Kosten konfrontiert sind.
Die China-Verkäufe von Boeing erreichten 2018 ihren Höhepunkt, als ein Viertel der neuen Jets auf dem chinesischen Festland landete. Damals lieferte das Unternehmen 181 seiner 737er-Modelle und mehr als zwei Dutzend Großraumflugzeuge aus. Das Unternehmen eröffnete sogar einen Campus in der Nähe von Shanghai, um Kabinenausstattungen zu installieren und lokale Auslieferungen abzuwickeln. Seitdem geht es steil bergab. Der US-Flugzeugbauer hat seit 2017 keine Großauftragsbestellung mehr aus China erhalten. Zudem besteht nun die Gefahr, dass die wachsenden Handelsspannungen eine seit Jahren eingeplante Bestellung von Hunderten von Flugzeugen zunichtemachen könnte.
Der Handelsstreit zwischen den beiden Ländern war zuletzt eskaliert. Bis zu 145 Prozent Sonderzölle hat US-Präsident Donald Trump jüngst auf chinesische Waren verhängt. Peking konterte mit Gegenzöllen von 125 Prozent.
Und auch die irische Fluggesellschaft Ryanair hat zuletzt bereits angekündigt, die Auslieferung der 25 Boeing-Flugzeuge, die ab August geliefert werden sollen, im Falle von zu hohen US-Zöllen möglicherweise zu verzögern, berichtet die Financial Times.
Die Aktie von Boeing rutscht in einer ersten Reaktion deutlich ins Minus. Die Aktie ist seit Langem charttechnisch angeschlagen. Immer neue Probleme werfen das Papier wieder zurück – nun ist es der Zollkonflikt. Konkurrent Airbus ist ähnlich aufgestellt, produziert jedoch hauptsächlich in Europa. Die Airbus-Aktie bleibt im Flugzeug-Sektor der Favorit des AKTIONÄR.