Für zwei US-Indizes ging es heute nicht richtig vorwärts. Der Dow Jones erreichte 33.946 Punkte und blieb damit praktisch unverändert nach den Verlusten der Vortage. Der S&P 500 lag immerhin knapp 0,4 Prozent im Plus (4.381 Punkte). Ausgerechnet der Nasdaq 100 mit seinen vielen Tech-Aktien stieg 1,2 Prozent auf 15.042 Zähler.
Warum ausgerechnet? Auch heute stand vor allem wieder das Zins-Thema im Mittelpunkt. Bereits gestern hatte US-Notenbank-Chef Jerome Powell die gute Stimmung am Markt gedämpft. Powell hatte noch einmal bestätigt, dass mit weiteren Zinserhöhungen zu rechnen sei und es „lange dauern“ werde, bis die Inflation auf die gewünschten zwei Prozent gesunken sei. Das war eigentlich nicht ganz neu, aber einige Anleger hatten womöglich auf eine schnellere Wende in Sachen Zinspolitik spekuliert. Doch nun sind halt ausgerechnet die relativ zinssensiblen Tech-Werte gestiegen (die allerdings auch zuletzt schon am meisten Momentum hatten).
„Die Rezessionsrisiken sind wohl höher, wenn die Zinsen länger hoch bleiben, aber die Risikoanlagen spiegeln das nicht wider“, sagte Janet Mui, Leiterin der Marktanalyse bei RBC Brewin Dolphin. Auch in Europa dreht sich die Zinsspirale weiter nach oben: Am Donnerstag hoben die Zentralbanken von England, Norwegen, der Schweiz und der Türkei ihre Leitzinsen teilweise deutlich an.
Technisch gesehen bleibt es dabei, dass die Verschnaufpause völlig normal ist. Analysten mehrerer großer Banken haben inzwischen zu bedenken gegeben, dass die Bewertungen vieler Aktien zuletzt recht ambitionierte Niveaus erreicht hatten. JPMorgan beispielsweise bezeichnete die Bewertungen von Aktien aufgrund der jüngsten Erholungsbewegung als zu hoch. Unter anderem sei eine „zunehmende Selbstzufriedenheit“ bei Anlegern zu verzeichnen. Es sei zu etwarten, dass sich der Konjunkturzyklus in der zweiten Jahreshälfte weiter verlangsamen werde, „mit einem wahrscheinlichen Rezessionsbeginn im vierten Quartal 2023 oder im ersten Quartal 2024“.
Größter Verlierer im Dow war heute Boeing mit einem Abschlag von gut drei Prozent. Der größte Zulieferer des Flugzeugbauers, Spirit Aerosystems, hat wegen einer Streikentscheidung gewerkschaftlich organisierter Mitarbeiter die Produktion ausgesetzt. Aktien von Spirit Aerosystems büßten daraufhin fast zehn Prozent ein.
Ansonsten standen unter anderem Tesla und Amazon heute im Fokus. Mehr zu US-Aktien in den folgenden Beiträgen.
(mit Material von dpa-AFX)