Lange nichts mehr gehört von Gotham City. Vor einigen Jahren attackierte der Leerverkäufer die deutsche Beteiligungsgesellschaft Aurelius. Nun wurden Vorwürfe gegen ein französisches Unternehmen zusammengetragen, dass als ein führender Anbieter für elektronische Preisschilder gilt und mit Einzelhandelsriese Walmart eine strategische Partnerschaft pflegt.
An der Börse von Paris wurde daraufhin heute der Handel mit SES-imagotag ausgesetzt. Daniel Yus Gotham City kritisierte in einem im Internet veröffentlichten Report die Finanzberichte des Unternehmens. Unter anderem geht es um die Art der Bilanzierung eines chinesischen Joint Ventures.
Laut Börsenbetreiber-Euronext wurde die Aktie des Unternehmens auf dessen Wunsch vom Handel ausgesetzt. Die letzte Indikation hatte auf ein Minus von 70 Prozent hingedeutet (Kurs etwa 50 Euro, Schlusskurs am Mittwoch noch 166,80 Euro). Laut Gotham sei die Aktie nicht mehr als 30 Euro wert.
SES-imagotag reagiert heute Abend auf die Vorwürfe, wie es Unternehmen in solchen Fällen oft tun: „Grobe Ungenauigkeiten“ enthalte der Report, man werde sich in den kommenden Tagen genauer äußern. Dazu wurde auf geprüfte Jahresabschlüsse verwiesen und darauf, dass man alle Transaktionen mit seinem chinesischen Partner ordnungsgemäß veröffentlicht habe.
Größter Aktionär bei SES-imagotag ist der Zulieferer und Joint-Venture-Partner des Unternehmens: BOA Technology. Dabei handelt es sich um ein chinesisches Unternehmen, das auch Displays für Apple-iPhones herstellt.
Ist die Reaktion von SES-imagotag etwas dünn dafür, dass das Unternehmen mehrere Stunden Zeit hatte, sich zu äußern? Schwer zu sagen. Es wird vor allem darauf ankommen, was in den kommenden Tagen noch passiert. Grundsätzlich stürzen sich Shortseller bei einem Unternehmen, das sie für unsauber halten mögen, auf jeden unklaren, undurchsichtigen Punkt, der Zweifel aufwirft. Da kann es schwierig sein, die Vorwürfe nahezu aus dem Stand umfassend zu entkräften. Andererseits hat die Vergangenheit gezeigt, dass bei angegriffene Unternehmen bisweilen tatsächlich etwas faul ist. Die Aktie ist keine AKTIONÄR-Empfehlung und vorerst ohnehin nicht handelbar. Anleger können derzeit nur abwarten, wie sich die Lage entwickelt.