Nach zuletzt etwas unentschlossen seitwärts schwankenden Kursen könnte dem DAX in der zweiten Mai-Woche nun eine Entscheidung für die eine oder andere Richtung bevorstehen. Skeptiker verweisen auf die etwas abgegriffene Börsenregel "Sell in May...", Optimisten sehen in der laufenden Berichtssaison neue Aufwärtsimpulse. – Der Wochenausblick.
Vor dem Wochenende zeigte sich zuletzt eine freundliche Tendenz. Der DAX hielt sich zum Xetra-Schluss am Freitag mit 18.001,60 Zählern knapp über der zuletzt umkämpften runden Marke. Auch den gleitenden 50-Tage-Durchschnitt bei 17.958 Punkten konnte der DAX verteidigen. Auf Wochensicht hat der Leitindex dennoch 0,9 Prozent verloren. Nach dem starken Wochenschluss in den USA taxierte der Broker IG den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen nun bei 18.065 Punkten wieder etwas höher.
Grund für die steigenden Aktienkurse in den USA: Die US-Wirtschaft hat im April deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet und die Arbeitslosenquote stieg leicht an. Zudem schwächte sich das Lohnwachstum überraschend etwas ab. Marktteilnehmer rechnen nun damit, dass dies die Fed vielleicht doch schneller über Zinssenkungen nachzudenken.
In der Frühphase des vermeintlich schwierigen Börsenmonats Mai müssten die oberen oder unteren Grenzen der vergangenen Tage endlich fallen, um in der Himmelfahrt-Woche aus dem jüngsten Rahmen auszubrechen, hieß es am Freitag von Marktbeobachtern.
Chart-Entscheidung voraus
Die Befürchtungen weiterer Zinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed scheinen zwar vom Tisch, doch laut der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) schwanken die Anleger an den Finanzmärkten wegen der unsicheren Inflationsaussichten weiter zwischen Sorge und Zuversicht. Am Freitag hatte der schwach ausgefallene US-Jobbericht jedoch Signale gesendet, die doch wieder auf baldige Zinssenkungen schließen lassen. Am Markt hieß es, bei Börsianern wandere die Erwartung für eine erste Lockerung durch die Fed von November auf September.
Sollte der DAX in den kommenden Tagen die psychologisch wichtige 18.000er-Marke nachhaltig hinter sich lassen, ist der Weg zum bisherigen Rekordhoch von 18.567 Punkten nicht mehr weit. Fast drei Prozent müsste der Leitindex aktuell noch gewinnen – eine Zahl, die im Vergleich mit der Performance in den vergangenen Wochen jedoch unwahrscheinlich wirkt. Dies wäre das größte Wochenplus seit November, als die Börsenrally gerade erst in Gang gekommen war.
Geht es nach den Charttechnikern der britischen Bank HSBC, steuert der DAX "aktuell auf eine kurzfristige Entscheidungssituation zu, sodass das Investment-Motto derzeit 'Make or Break' lautet". Damit halten sie eine Entscheidung für möglich, in welche Richtung es geht: Der Spielraum nach unten sei bis etwa 17.800 Punkte limitiert. Ein Spurt über die jüngsten beiden Hochpunkte von 18.226 und 18.236 Punkten würde dagegen die zuletzt schwache Kursentwicklung vergessen machen, hieß es in ihrem Kommentar.
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BoE und EZB halten noch still
Die Helaba-Ökonomin Claudia Windt blickt dagegen nicht gerade viel erwartend auf die kommenden Tage: "In der Berichtswoche dürften sich die Anleger weiterhin bedeckt halten, zumal keine wichtigen Inflationsnachrichten anstehen". Die am Dienstag und Mittwoch anstehenden Daten zu den Auftragseingängen sowie zur Produktion sollten ihrer Meinung nach zeigen, ob sich eine Konjunkturwende in der deutschen Industrie anbahnt.
Geldpolitisch liegt der Fokus wohl am Donnerstag auf der Bank of England (BoE), von der sich Experten noch keine Zinssenkung versprechen. Die Fachleute der ING Bank rechnen auch nicht damit, dass die britische Notenbank ihre Prognosen für die Zukunft neu formuliert. "Damit würden sie eine Zinssenkung im Juni billigen", schrieb ein Team um den Ökonomen James Smith. Dafür sei aber die inflationäre Tendenz noch zu ungewiss, betonte er. Smith wiederholte seine These einer ersten Zinssenkung im August. Und die EZB? Eine geldpolitische Wende in der Eurozone gilt angesichts der schwachen europäischen Wirtschaft im Juni immer noch als sehr wahrscheinlich.
Ein Höhepunkt der Berichtssaison
Ein wichtiger Impuls-Lieferant könnte die Berichtssaison bleiben. Denn laut dem DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater verläuft sie besser als in den vergangenen beiden Jahren. In den USA gebe es positive Gewinn-Überraschungen in einem Größenrahmen von gut neun Prozent und in Europa fielen diese mit knapp 20 Prozent sogar noch deutlicher aus.
Vor diesem Hintergrund dürften Anleger in den kommenden Tagen die Zahlen und Aussagen vieler weiterer DAX-Konzerne genau unter die Lupe nehmen. Vor allem konzentriert sich das Geschehen auf den Dienstag mit Berichten von Siemens Healthineers, DHL Group, Heidelberg Materials, Zalando und Infineon. Am Mittwoch ist die Agenda mit Fresenius, Siemens Energy, BMW und Munich Re ähnlich prominent bestückt. Auch Continental und Henkel liefern endgültige Q1-Zahlen. Hinzu kommen viele Zahlen von Unternehmen aus zweiter und dritter Reihe.
Ab Donnerstag, wenn in Deutschland Christi Himmelfahrt gefeiert wird, klingt die Berichtssaison dann ab – und genauso vielleicht auch das Volumen. Denn hierzulande könnten viele Anleger den Feiertag für ein verlängertes Wochenende nutzen, auch wenn die Börsen hierzulande durchweg geöffnet sind. An solchen Tagen kann die Handelsaktivität geringer ausfallen. (Mit Material von dpa-AFX)
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