Varta will nach dem Rekordjahr 2020 auch im laufenden Jahr dynamisch wachsen. Eine erste Indikation dürften die Zahlen für das erste Quartal geben, die am kommenden Mittwoch (12. Mai) vorgelegt werden. Ob die Daten der Aktie frische Impulse geben, ist aber fraglich. Der Batteriehersteller erwartet vor allem in der zweiten Jahreshälfte starkes Wachstum.
Trotz der insgesamt recht positiven Nachrichtenlage kommt die Varta-Aktie im laufenden Jahr bisher nicht wirklich von der Stelle. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von rund fünf Prozent zu Buche.
„Nach den deutlichen Kursanstiegen der vergangenen Jahre ist es nur normal, dass die Aktie etwas durchatmet. Immerhin ist die Aktie inzwischen nicht mehr allzu günstig bewertet”, sagt Alexander Horváth, Aktienanalyst bei Alpha Star Capital. „Was man aus unserer Sicht jedoch berücksichtigen muss, ist der Umstand, dass das Unternehmen nicht nur in hochattraktiven Wachstumsmärkten aktiv ist und hier eine führende Stellung einnimmt, sondern gleichzeitig sehr profitabel und cashflowstark ist. Diese Kombination von hohem Wachstum und starken Ergebnissen gibt es nicht so häufig. Daher denke ich, dass die Aktie nicht allzu lange in der Seitwärtsbewegung verharren wird.”
Volker Glaser, Portfoliomanager bei MPPM Manfred Piontke Portfolio Management, wirft noch einen anderen potenziellen Kurstreiber in den Ring: „Apple-Chef Tim Cook präsentiert die neue Generation von AirPods und Varta bleibt im Wesentlichen einziger Zulieferer. Das wäre das ideale Szenario.” Ansonsten würde aus Sicht des Experten auch eine Anhebung der Prognose für 2021 helfen. „Sollte das möglich sein, erwarte ich das nicht vor dem dritten Quartal 2021. Varta rechnet vor allem in der zweiten Jahreshälfte mit einem stärkeren Wachstum als im ersten Halbjahr”, so Glaser.
Zur Erinnerung: Der Konzern erwartet ein organisches Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich und ein prozentual deutlich zweistelliges Ergebniswachstum im laufenden Geschäftsjahr. Der Umsatz wird damit bei rund 940 Millionen Euro (Vorjahr: 870 Millionen Euro) gesehen. Die relative Marge des angepassten operativen Ergebnisses soll überproportional auf bis zu 30 Prozent vom Umsatz steigen. Das entspricht einem Anstieg von bis zu 2,5 Prozentpunkten.
Auch Börsenexperte Alfred Maydorn stuft die aktuelle Prognose als “fast schon übervorsichtig” ein. „Aber auch zu Beginn des vergangenen Jahres war der vorsichtige Ausblick von Varta schnell Makulatur, das Unternehmen hat im Jahresverlauf gleich mehrfach seine Prognose angehoben. Eine ähnliche Entwicklung ist auch in diesem Jahr zu erwarten”, so Maydorn.
Analysten bleiben im Vorfeld der Zahlen weiter skeptisch. Berenberg hat das Kursziel zuletzt von 130 auf 125 Euro gesenkt und die Einstufung auf "Hold" belassen. Im Unterhaltungsgeschäft sei mit etwas niedrigeren durchschnittlichen Verkaufspreisen für Batterien zu rechnen, so Analystin Charlotte Friedrichs. Die Expertin berücksichtigt zudem nun die Kapitalausgaben für Kapazitätserweiterungen in ihrer Bewertung der Aktien. Auch von ihren Kollegen gibt es weiter keine Kaufempfehlungen. Von den acht Experten, die die Aktie im Blick haben, empfehlen vier, die Papiere zu verkaufen. Die anderen drei Strategen stehen dem Titel ähnlich wie Friedrichs neutral gegenüber. Das durchschnittliche Kursziel beträgt 110,88 Euro.
Große Sprünge sollten Anleger im ersten Quartal nicht erwarten. Vorstand Herbert Schein plant in der zweiten Jahreshälfte mit einem stärkeren Wachstum als im ersten Halbjahr. Trading-orientierte Anleger können weiter schwache Tage im Bereich um 105 Euro zum Einstieg nutzen. Für ein prozyklisches Kaufsignal müsste der Bereich um 136/138 Euro nachhaltig überwunden werden.