Die Absätze im wichtigsten Automarkt der Welt bröckeln, BYD, Xiaomi, Nio und Co sorgen mit ihren innovativen Elektroautos dafür, dass Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW in China Stück für Stück Marktanteile verlieren. Zunehmend unsicherer wird auch die Planbarkeit im US-Markt. Der designierte US-Präsident Donald Trump sorgt mit seiner Diskussion neuer Zölle für rauchende Köpfe in den Management-Etagen der deutschen Automobilhersteller. DER AKTIONÄR sprachen mit dem Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research über die Herausforderung im Jahr 2025.
DER AKTIONÄR: Herr Dudenhöffer, wie sehen Sie das Jahr 2025 für die deutschen Automobil-Hersteller - wird es ähnlich herausfordernd wie 2024 oder ist nach der Durststrecke der letzten Jahre Besserung in Sicht?
FERDINAND DUDENHÖFFER: Es wird schwerer. 2025 wird voller Herausforderungen. Mit den neuen CO2-Vorgaben in der EU, die immer stärker werdenden Chinesen, die neuen Mega-Protektion von Trump und der steigende Anteil der Elektroautos in China mit Markanteilsverlusten für die deutschen Autobauer sind enorm. Wir befinden uns in einer Abwärtsspirale der Industrialisierung in Deutschland und das trifft Autobauer und Zulieferer. Und wir haben noch kein Rezept der Politik, wie wir dagegen angehen. Die Reaktionen aus Brüssel, dass jetzt Gespräch von Frau von der Leyen zur Sicherung der Autoindustrie begonnen werden sollen und die großen Sorgenfalten der Berliner Politiker zeigen, dass endlich auch in der Politik verstanden wird, dass die Lage sehr ernst ist.
Wie sehen Sie VW für die künftigen Aufgaben positioniert?
Was VW richtig macht ist die starke Ausrichtung der Fahrzeugentwicklung auf China. In China sitzen die Tech-Unternehmen und die Innovationen, die wir brauchen, um das Auto von morgen zu entwickeln. Ob die Strategie, die Fahrzeug-Digitalisierung des Konzerns auf die Schultern des Start-ups Rivian zu legen richtig ist, wird man sehen. Nach meiner Einschätzung ist das eine sehr risikoreiche Wette.
Wird man mit Rivian und Xpeng die zahlreichen Softwareprobleme lösen und sich gleichzeitig im Bereich autonomes Fahren positionieren können?
Mit Xpeng nach meiner Meinung ja, was Rivian betrifft weiss der liebe Gott.
Bei Mercedes wackelt angeblich das Rendite-Ziel. 2025 soll eine Produktoffensive starten. Was können Mercedes-Aktionäre erwarten?
Es werden deutlich kleinere Brötchen gebacken. Verkaufsverluste in China und die starke Ausrichtung auf Luxus werden 2025 sehr stark an den Ergebnissen „nagen“. Es wird ein Jahr der Bewährung.
BMW-Chef Oliver Zipse wurde oft für seine Strategie kritisiert. Jetzt steht BMW, was den Verkauf der Elektroautos angeht, weitaus besser da als die Konkurrenz. Was macht BMW anders?
BMW hat eine gute Preisstrategie, die etwa beim Mini auf Preisgleicheit zwischen Verbrenner und BEV hinaus läuft. Gleichzeitig hat man ein größeres Modellangebot und auch mit den Plug-Ins, die immer wichtiger werden, einige Pfeile im Köcher. Und zum dritten natürlich das hochentwickelte Produktionssystem von BMW: Flexibility at it´s best.
Porsche hat Absatzschwierigkeiten in China, Zölle in den USA drohen und der Umstieg auf Elektroantrieb sowie Software fallen schwer. Wie lautet ihre Einschätzung zu Porsche?
Der Ansatz von Porsche näher im Premium nach unten zu gehen ist richtig. Schwer ist nur, dass man mit der Elektromobilität größere Probleme hat. Einerseits sind neue starke Wettbewerber wie Xiaomi im Markt, die zeigen, dass Porsche auch in der Produktionstechnik nicht auf dem heutigen Niveau stehen bleiben darf. Mega-Casting scheint leider noch Fremdwort zu sein. Zum zweiten ist die Strategie, den neuen Macan jetzt ganz auf Elektro ausgerichtet zu haben, für Europa eine große Hürde. Immerhin ist der Macan das volumenstärkste Fahrzeug bei Porsche. Damit ist Porsche – wie andere auch – in eine politische Falle gelaufen. Man darf halt Politiker und auch der EU nicht allzu viel Glaubwürdigkeit schenken. Porsche wird die nächsten Jahr hart kämpfen müssen.
Herr Dudenhöffer, vielen Dank für das Interview.