Wenn eine optimistische Einschätzung eines Analysten auf eine überverkaufte Aktie trifft, dann reagiert der Titel in der Regel meist extrem positiv. Heute zu sehen bei HelloFresh. Die Strategen von JPMorgan sehen den Kochboxenlieferant derzeit zwar unbestreitbar einigem operativem Gegenwind ausgesetzt. Doch sie sehen Anzeichen für eine positive Trendwende und haben die Papiere daher auf die „Analyst Focus List“ der US-Bank gesetzt.
Gestern hatten die UBS-Analysten ihre Verkaufsempfehlung bestätigt, das Kursziel dabei aber von 14,00 auf 11,50 Euro gesenkt. Die Aktie verlor zweistellig. Heute macht der Kurs die Verluste wieder wett, nachdem die Experten von JPMorgan ihre Einstufung auf "Overweight" bestätigt und Kursziel mit 18 Euro (zuvor: 20 Euro) beziffert haben.
In den Augen von Analyst Marcus Diebel erscheint der jüngste Kursrutsch übertrieben. Denn bei den Gewinnerwartungen gebe es eine positive Trendwende, und ein Worst-Case-Szenario im US-Geschäft sei inzwischen im Kurs enthalten. Eine Senkung der Unternehmensziele für 2025 sei wahrscheinlich, sollte aber nach dem starken Rückgang zuletzt nur einen begrenzten Kurseinfluss haben.
DER AKTIONÄR hat zuletzt bereits erklärt: Das Geschäft mit den Kochboxen wächst, wenn auch nur marginal. Zudem könnten die bisher noch wenig beachteten Ready-To-Eat-Produkte von HelloFresh für frische Impulse sorgen, nachdem die Sparte mit den Fertigprodukten im Q3 noch durch außerordentliche und vor allem nur temporäre Faktoren ausgebremst wurde. Der Markt unterschätze das Potenzial mit Fertigessen in Nordamerika und Europa, hieß es dazu Ende Januar bei Morgan Stanley. Die Factor-Sparte alleine rechtfertige derzeit die stark gesunkene Marktbewertung. Sie sehen die HelloFresh-Aktie daher erst bei 17 Euro fair bewertet.
Das AKTIONÄR-Fazit hat Bestand: Nach der mehrmonatigen Talfahrt scheint hier mittlerweile (zu) viel Negatives eingepreist. Liegen die Analysten von JPMorgan richtig, dürfte die Aktie (spätestens) mit der Vorlage der Zahlen am 15. März eine dynamische Gegenbewegung starten. Wer scharfes Essen mag, kann auf dem aktuellen Niveau weiter einen Fuß in die Tür stellen und auf eine Gegenbewegung spekulieren. Feinschmecker warten dagegen auf die nächsten belastbaren Zahlen – und machen vorerst weiter einen Bogen um die Aktie.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von HelloFresh befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.