Wenn eine pessimistische Einschätzung eines Analysten auf eine bei Short-Sellern beliebte Aktie trifft, dann gerät dieser Titel meist unter Druck. Heute trifft es HelloFresh. Die UBS-Analysten erwarten bei dem Kochboxenlieferanten Mitte März einen schwachen Ausblick und haben daher ihre Verkaufsempfehlung bestätigt, das Kursziel aber von 14,00 auf 11,50 Euro gesenkt. Die Aktie verliert zweistellig.
Branchendaten würden zeigen, dass das Marktumfeld für den Kochboxenanbieter schwierig bleibe, machte Analyst Jo Barnet-Lamb den Anlegern wenig Hoffnung. Bei den am 15. März anstehenden Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 erwartet er einen eher enttäuschenden Ausblick, vor allem auf das traditionell starke Q1. Aber auch mit Blick auf das kommende Jahr hat er eine schwächere Entwicklung als die anderen Analysten derzeit im Schnitt auf dem Zettel haben.
Die pessimistische Einschätzung verfehlt ihre Wirkung nicht. Die Aktie verliert zum Wochenstart prozentual zweistellig und rutscht dabei sogar unter das bisherige Verlaufstief von Ende Januar bei 11,33 Euro.
DER AKTIONÄR hat zuletzt bereits erklärt: Das Geschäft mit den Kochboxen wächst, wenn auch nur marginal. Zudem könnten die bisher noch wenig beachteten Ready-To-Eat-Produkte von HelloFresh für frische Impulse sorgen, nachdem die Sparte mit den Fertigprodukten im Q3 noch durch außerordentliche und vor allem nur temporäre Faktoren ausgebremst wurde.
Der Markt unterschätze das Potenzial mit Fertigessen in Nordamerika und Europa, hieß es dazu Ende Januar bei Morgan Stanley. Die Factor-Sparte alleine rechtfertige derzeit die stark gesunkene Marktbewertung. Sie sehen die HelloFresh-Aktie daher erst bei 17 Euro fair bewertet.
In den letzten Wochen arbeitete die Aktie nach ihrer langen Talfahrt an einer Stabilisierung. Mit der heutigen Einschätzung haben die Eidgenossen frisches Öl ins Bären-Feuer gegossen. Liegt die UBS aber falsch, dürfte der eine oder andere Short-Seller seine Position nach der Vorlage der Zahlen am 15. März eindecken – zumal die Aktie mit dem heutigen Kursrutsch sogar unter den fairen Wert der Schweizer gerutscht ist. Nach der mehrmonatigen Talfahrt scheint hier mittlerweile sehr viel Negatives eingepreist. Wer scharfes Essen mag, kann auf dem aktuellen Niveau weiter einen Fuß in die Tür stellen und auf eine Gegenbewegung spekulieren. Feinschmecker warten dagegen auf die nächsten belastbaren Zahlen – und machen vorerst weiter einen Bogen um die Aktie.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von HelloFresh befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.