Am Tag des großen Verfalls an den Terminbörsen, dem sogenannten "Hexensabbat", ließen es die Anleger recht gemäch angehen. Etwas Rückenwind kam am Vormittag vom überraschend guten Ifo-Geschäftsklima-Index. Doch im Tagesverlauf bröckelten viele Notierungen dann doch ab. Nur der MDAX schaffte es erneut auf ein Rekordhoch.
Der DAX hat am Freitag vor dem Auslaufen der Terminkontrakte seine Gewinne wieder abgegeben. Nach einem frühen Tageshoch bei 13.774 Punkten – nur 21 Pünktchen unter seinem Verlaufs-Rekordhoch von 13795 Punkten – ging der Leitindex auf Xetra letztlich bei 13.630 Zählern ins vierte Advents-Wochenende. Auf Tagesbasis bleibt ein Minus von 0,3 Prozent.
Vor einer Woche war das Barometer noch fast bis auf die runde Marke von 13.000 Zählern gerutscht. Nach dem jüngst starken Lauf schaffte der DAX auf Wochensicht immerhin ein Plus von 3,9 Prozent.
Der MDAX der mittelgroßen Werte schaffte mit einem Tagesplus von 0,7 Prozent auf 30.405 Zähler letztlich eine Wochenperformance von drei Prozent.
Im Fokus stand an diesem Freitag auch der "große Verfall": Zunächst waren um die Mittagszeit Terminkontrakte auf Indizes wie etwa dem Dax oder EuroStoxx verfallen, gegen Handelsschluss liefen die Kontrakte auf einzelne Aktien aus. An solchen Tagen sind größere Schwankungen stets möglich, heute blieb es indes recht ruhig.
Das Ifo-Geschäftsklima für Deutschland war besser ausgefallen als von Ökonomen angenommen. Anleger warten jetzt noch auf Fortschritte in den Gesprächen über den Brexit, auf ein neues US-Konjunkturpaket und den Start der Impfungen in der Europäischen Union.
Im DAX waren die Titel des Autozulieferers Continental heute mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent vorne, während auf dem letzten Platz mit einem Abschlag von 1,7 Prozent die Aktien des Sportartikel-Herstellers Adidas lagen. Auch Munich Re gingen abgeschwächt ins Wochenende.
Deutliche Kursgewinne gab es im Telekom-Sektor. Währende die Deutsche Telekom allerdings lediglich ein Plus von 0,4 Prozent verbuchte, waren im SDAX die Titel von 1&1 Drillisch mit einem Plus von 3,4 Prozent stärker gefragt. Sie reagierten damit auf ein wohlwollend bestätigtes Schiedsgutachten im Streit mit Telefonica Deutschland um den Netzzugang.
Auch wenn der Konflikt noch weiter gehen dürfte, begrüßten die Anleger, dass das Ergebnis eines Entwurfs aus dem Oktober bestätigt wurde. Die von Telefonica Deutschland im Dezember 2018 geltend gemachte Preisanpassung sei unberechtigt und führe zu keiner Zahlungsverpflichtung von 1&1 Drillisch, hieß es. (Mehr dazu in den weiterführenden Links.)
Die Anteile von Telefonica Deutschland, dessen O2-Netz 1&1 derzeit mit nutzt, legten um 1,8 Prozent zu. Die Papiere der Muttergesellschaft von 1&1, United Internet, gewannen im MDAX 4,6 Prozent.
An der MDAX-Spitze gewann HelloFresh fast sechs Prozent. Eine Analystenstudie gab den Papieren des Kochboxen-Lieferanten Auftrieb. Die britische Barclays-Bank hat ihr Kursziel erhöht.
Auch die Aktien von Siemens Healthineers profitierten von einem Analysten-Votum. In den Augen der Experten von Bernstein Resarch ist die Aktie einer der "Top Picks" im Medizintechniksektor.
Inmitten einer zunehmenden Corona-Ausbreitung wurden heute die Regeln für die Reihenfolge der ersten Impfungen in Deutschland bekannt gegeben. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn unterzeichnete eine Verordnung, die den Rahmen für den Start von Impfungen schafft. Am kommenden Montag will die europäische Arzneimittelagentur EMA ihre Beurteilung über den Impfstoff des Mainzer Unternehmens BioNTech und seines US-Partners Pfizer abgeben, um den es zuerst geht. Spahn erwartet nach eigenen Worten, dass die EU-Kommission das Serum am Dienstag zulässt.
Die Aktienkurse der Impfstoff-Produzenten konnten jedoch nicht profitieren. Sie rutschten weiter ab, auch US-"Konkurrent" Moderna sowie CureVac-Aktien gaben vor dem Wochenende nach. (Mit Material von dpa-AFX)