Die US-Handelspolitik erschüttert die Autobranche. Wie DER AKTIONÄR berichtete, führte US-Präsident Donald Trump Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Import-Fahrzeuge sowie Autoteile ein und sagt auch E-Autos den Kampf an. Einer der größten Profiteure dieser Entscheidung dürfte Tesla sein – doch welcher EU-Hersteller leidet am meisten?
Vor allem für die deutschen Hersteller steht viel auf dem Spiel: Die USA sind ihr wichtigster Einzelmarkt und machten zuletzt 13,1 Prozent der Autoexporte aus. Entsprechend scharf sind auch die Reaktionen. Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach von „nicht hinnehmbaren“ Zöllen und forderte eine entschlossene EU-Antwort. Der VDA warnte vor einem „fatalen Signal“ für den Welthandel. Analysten erwarten Preissteigerungen von 5.000 bis 10.000 Dollar pro Neuwagen.
BMW trifft der Zoll hart, doch die Münchener sind gut gewappnet. Das Werk in Spartanburg produziert seit Jahren SUVs für den Weltmarkt. 2024 liefen dort knapp 396.000 Fahrzeuge vom Band, fast 225.000 davon gingen in den Export. Alle großen SUV-Modelle – X3 bis X7 sowie der XM – stammen aus US-Produktion. Diese Modelle machten 51,8 Prozent des US-Absatzes aus und sind vom Strafzoll ausgenommen.
Andere Baureihen wie der 3er, 5er oder der X1 kommen aus dem Ausland und werden entsprechend teurer. Kurzfristig will BMW die Mehrkosten selbst tragen. Offiziell gibt man sich unterdessen diplomatisch: Ein Handelskonflikt nütze niemandem, beide Seiten sollten eine Lösung finden. An der Börse reagiert die BMW-Aktie moderat mit einem Minus von rund zwei Prozent.
Mercedes-Benz: Hohe Importquote
Der Stuttgarter Rivale ist dagegen stärker betroffen. Zwar produziert das US-Werk in Tuscaloosa rund 260.000 Fahrzeuge, doch zwei Drittel davon werden exportiert. Nur etwa ein Drittel des US-Absatzes kommt aus lokaler Fertigung. Modelle wie C-, E- und S-Klasse sowie der kompakte GLC werden komplett importiert und dürften sich nun deutlich verteuern.
Die Stuttgarter prüfen bereits, weitere Modelle lokal zu fertigen. Möglich wäre ein Produktionsstart des GLB in den USA. Klar ist aber: Ohne Preiserhöhungen wird es nicht gehen. Die Aktie verliert rund drei Prozent.
Volkswagen: Produktion in Nordamerika als Puffer
Volkswagen ist breiter aufgestellt. Das Werk in Chattanooga produziert etwa den Atlas und den ID.4, weitere Modelle wie Tiguan und Jetta entstehen in Mexiko. Diese Fahrzeuge könnten dank regionaler Komponentenanteile unter bestimmte Ausnahmen fallen.
Importmodelle wie der ID.Buzz oder Audi-Fahrzeuge verteuern sich dagegen deutlich. Audi betreibt kein US-Werk und ist stark betroffen. Besonders der Q5, gefertigt in Mexiko ist wichtig, viele andere Modelle kommen aus Europa. Trotz Risiken steht der Konzern robuster da. Die VW-Aktie gibt rund eineinhalb Prozent nach. Der Konzern will seine US-Offensive fortsetzen – inklusive neuer SUV-Modelle und der Marke Scout.
Porsche AG: Volle Zollbelastung
Porsche ist maximal betroffen. Alle Fahrzeuge – vom 911 bis zum Macan – werden importiert. Der US-Markt ist der größte Einzelmarkt. Preissteigerungen erscheinen unvermeidlich, da eine lokale Produktion nicht realistisch ist. Analysten sehen Porsche als besonders verwundbar. Die Aktie verlor zunächst über fünf Prozent, dämmte die Verluste zuletzt jedoch auf minus drei Prozent ein.
Stellantis: Leichte Schwächen
Stellantis profitiert teilweise. Jeep, Chrysler, Dodge und RAM produzieren viele Modelle direkt in Nordamerika. Fahrzeuge wie der RAM 1500 oder der Jeep Grand Cherokee entgehen den Zöllen weitgehend. Anders sieht es bei Alfa Romeo, Maserati oder importierten Jeep-Modellen aus. Auch in den USA gefertigte Fahrzeuge enthalten oft importierte Teile, die teurer werden. Die Aktie fällt um fünf Prozent – ein gemischtes Bild.
Für BMW und VW sind die Zölle zwar kein Grund zur Freude, aber: Beide Konzerne verfügen über lokale Kapazitäten, um die Zölle teilweise zu umgehen. Mercedes-Benz und Porsche stehen vor strukturellen Herausforderungen – ihre Geschäftsmodelle sind anfälliger. Stellantis bietet Chancen, bleibt aber von globalen Risiken nicht verschont.
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Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz, Volkswagen Vz., Porsche AG , Stellantis.
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