PLANEGG (dpa-AFX) - Hohe Abschreibungen haben dem Biotechnologie-Unternehmen Formycon
Der für die angepeilten schwarzen Zahlen notwendige Schub soll zunächst wesentlich von den ersten drei bereits zugelassenen Biosimilars (FYB201, FYB 202, FYB 203) kommen, wie Finanzchef Enno Spillner in einem Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX erläuterte. Große Hoffnungen setzt Formycon zudem auf das Molekül FYB206, einen Nachahmer des Krebsmedikaments Keytruda (Wirkstoff Pembrolizumab) des US-Konzerns Merck & Co
Die Amerikaner hatten mit ihrem Blockbuster allein im vergangenen Jahr fast 30 Milliarden Dollar erlöst - damit war Keytruda das umsatzstärkste Medikament weltweit. Da die wichtigsten Patente für das Mittel in wenigen Jahren auslaufen, dürfte es einen Ansturm der Biosimilarhersteller geben. "Und wir wollen rechtzeitig vorher startklar und der Erste sein, der mit dem Originator verhandelt", sagte Spillner.
Formycon spielt dabei in die Hände, dass nach einer positiven Rückmeldung der US-Arzneimittelbehörde FDA eine fortgeschrittene Phase-III-Studie vorzeitig beendet werden konnte, wie bereits im Februar bekannt gegeben wurde. Laut dem Manager reichen die vorliegenden Daten sowie positive Ergebnisse einer parallel laufenden Phase-1-Studie aus, um die therapeutische Vergleichbarkeit mit Keytruda zu belegen. Nach deren voraussichtlichem Abschluss im kommenden Jahr wolle Formycon die Zulassung "so schnell wie möglich beantragen", sagte Spillner.
Durch den Wegfall der Phase-III-Studie ergebe sich zudem eine Investitionsersparnis von voraussichtlich mehr als 75 Millionen Euro über die kommenden vier Jahre. Das Geld solle auch in die Erforschung jener Produktkandidaten fließen, die noch in der vorklinischen Phase steckten, ergänzte der Manager.
Zudem könnten erste Umsätze aus einer potenziellen Partnerschaft beim Keytruda-Nachahmer FYB206 womöglich schon 2025 generiert werden. Der Konzern hoffe im Jahresverlauf auf den Abschluss einer ersten Vermarktungspartnerschaft, womit gleich sogenannte Vorabzahlungen fällig würden.
Über das gesamte Portfolio hinweg dürfte der Umsatz 2025 jedoch auf 55 bis 65 Millionen Euro zurückgehen, wie Formycon weiter mitteilte. 2024 waren die Erlöse um gut 10 Prozent auf knapp 70 Millionen Euro gesunken. Grund seien vor allem geringere Meilensteinzahlungen und Erstattungen von Entwicklungsdienstleistungen durch Lizenz- und Vermarktungspartner gewesen.
2025 fallen nun Umsätze weg, weil der Partner Sandoz
Damit dürfte nach Unternehmensangaben der wesentliche Umsatztreiber für 2025 das noch recht frisch in den USA, Europa, Großbritannien und Kanada zugelassene Biosimilar FYB202 werden, ein Nachahmer zum Schuppenflechtemittel Stelara von Johnson & Johnson
Für 2024 hatte Formycon deshalb auf FYB202 rund 107 Millionen Euro abschreiben müssen - "angepasste Einschätzungen zu Mengen- und Preisprognosen" im Vorfeld der Ende Februar erfolgten US-Einführung durch die Fresenius
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kam in der Folge bei minus 13,7 Millionen Euro heraus, nach plus 1,52 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Zudem belasteten gestiegene Forschungs- und Entwicklungskosten. Für 2025 rechnet Formycon mit einem operativen Ergebnis von minus 10 bis minus 20 Millionen Euro. Unter dem Strich verbuchte das Unternehmen 2024 gar einen Verlust von 125,7 Millionen Euro - im Vorjahr war es dank Sondereffekten noch ein Gewinn von fast 76 Millionen Euro gewesen. Damit schlug sich Formycon operativ zwar besser als befürchtet, das Nettoergebnis fiel jedoch schlechter als erwartet aus.
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Unterdessen könnten auf dem Weg zur Profitabilität laut Spillner mit dem ebenfalls zugelassenen Biosimilar FYB203, einem Nachahmer zum Augenmedikament Eylea, ab 2026 noch "spürbare Umsätze" hinzukommen. Voraussetzung sei aber eine Einigung mit dem Patentinhaber Regeneron, der sich gegen die Konkurrenz noch vehement wehrt. Hier läuft in den USA aktuell ein Gerichtsverfahren, das von mehreren Biosimilaranbietern angestrengt wurde. "Idealerweise wäre aber eine Einigung auf dem außergerichtlichen Weg", so der Manager./tav/niw/mis
Quelle: dpa-AFX