Österreich hebt ab: Der börsennotierte Flughafen Wien meldete gerade das passagierstärkste Jahr aller Zeiten – 2018 sind mit 27 Millionen elf Prozent mehr Menschen über Wien geflogen. Wer im Flieger nach Österreich sitzt, hat gute Chancen, neben dem Kanzler des Landes zu sitzen. Der erst 32-jährige Sebastian Kurz bucht volksnah stets Linienflüge. Kehrt er von seinen zahlreichen Reisen, die etwa der Ratsvorsitz der Europäischen Union mit sich brachte, nach Wien zurück, wird er vor allem von der Wirtschaft mit offenen Armen empfangen. „Keine Woche vergeht ohne Reformen“, so die heimische Presse. Während in Deutschland das reale BIP-Wachstum 2018 bei 1,5 Prozent lag, wuchs Österreich mit 2,7 Prozent deutlich dynamischer. Die Auswirkungen sind spürbar. 2019 soll erstmals seit 60 Jahren ein Haushaltsüberschuss erzielt werden. 200 Millionen neue Einnahmen von Facebook, Google und Co könnte dabei eine neue Digitalsteuer bringen. Internationale Investoren fliegen auf Österreich. Der Wettbewerbsfähigkeitsindex (ECI) des Forschungsinstituts EcoAustria ist im ersten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorquartal um 2,1 Punkte auf 99,8 Punkte gestiegen.
Flug-Boom: Ausgelastet bis 2025
Gerade sitzt Kurz im Flieger nach Davos. Sein Blick fällt dabei auf Kunststoff-Fensterverkleidung oder leichte Türteile „made in Austria“ von FACC. Auch der österreichische Zulieferer profitiert vom weltweiten Flug-Boom, der angeheizt wird, weil die Mittelschicht Asiens die Welt per Flugzeug entdeckt. Weltweit gibt es jedes Jahr mindestens fünf Prozent mehr Flugreisende. Im Gespräch mit dem aktionär zeigte sich FACC überzeugt, dass sich die Anzahl der Flugzeuge in 20 Jahren verdoppeln wird. FACC hat dabei rechtzeitig auf den Trend weg von Riesenjumbos hin zu effizienteren mittelgroßen Maschinen gesetzt, für die Bauteile geliefert werden. Alleine im letzten Jahr wurden Neuaufträge in Höhe von 750 Millionen Euro unterzeichnet. Topkunden sind Airbus, Boeing, Bombardier, Embraer. Insgesamt liegt der Auftragsbestand bei gigantischen 5,6 Milliarden Euro – bis 2025 sind die Werke von FACC quasi ausgelastet. Positiv: In den letzten Jahren haben die Österreicher in Fertigungsmaschinen und Entwicklung investiert, was zu steigenden Margen führt. Analysten erwarten 2019 bei knapp zehn Prozent Umsatzwachstum eine 20-prozentige Ergebnisverbesserung.
Quasi geschenkt dazu gibt es für FACC-Aktionäre Flugtaxi-Fantasie. Im Kleinen erfolgreiche Roboter-Drohnen mit künstlicher Intelligenz und präzisen Sensoren werden für den Personentransport vergrößert – wie es die chinesische EHang vormacht. Ende November die Meldung, dass EHang mit FACC kooperiert! Gemeinsam sollen autonome Luftfahrzeuge optimiert und zur Serienreife gebracht werden. Für solche Leichtbaulösungen rund um Smart Cities könne man laut FACC-CEO Robert Machtlinger „alle Register ziehen“.
Das KGV liegt bei 18 – die Peergroup erreicht bis zu 30. Da auch die Aktie wieder nach oben dreht, bietet sich ein spekulativer Kauf an.
Magna: Roboterauto-Know-how
Das Flugauto wird wohl nicht vor 2030 das Stadtbild prägen. Schon auf der Straße sind Elektroautos, gebaut von der österreichisch-kanadischen Magna. Vor allem der in Graz produzierte Jaguar i-Pace sorgt für Furore. In den Niederlanden wurden im Dezember mit 2.621 bereits mehr i-Pace zugelassen als Tesla Model X und S zusammen. Toyota lässt zudem etwa den kompletten Toyota Supra von Magna bauen. Damit erlöst der Autozulieferer 2019 bereits rund sieben Milliarden Dollar – knapp 20 Prozent der Gesamtumsätze mit dem Autobau. Besonders beeindruckend: Mit Roboterauto-Know-how auf Level 4 ist Magna Tesla und Co mindestens ebenbürtig. Das beweist auch dieser neue Deal: Die Alphabet-Tochter Waymo wird gemeinsam mit Magna eine Fabrik für selbstfahrende Autos im US-Bundesstaat Michigan errichten. Der Chart nimmt wieder Schwung auf – das KGV von 7 ist trotz temporär schwächelnder Großkunden wie Daimler und BMW sehr attraktiv.
Kapsch: Mit abkassieren
Wer es solider will, sollte bei Kapsch zugreifen. Die Österreicher wurden mit CTS mit der Erhebung der deutschen Pkw-Maut beauftragt. Gesamtwert: satte zwei Milliarden Euro. Konjunkturrisiken bestehen fast keine, die Bewertung ist angesichts dessen moderat und die Charttechnik hellt sich auf – attraktive Beimischung für konservative Anleger.
Flughafen Wien: Höhenflug im Depot
Auch der Flughafen Wien ist eine gute Investment-Idee. Nach dem Rekord 2018 rechnet das Management auch 2019 mit zehn Prozent mehr Passagieraufkommen in Wien. Die Dividendenrendite beträgt zwei Prozent und die Aktie steigt gerade auf ein neues Hoch. Auch wenn sich Österreich als Exportnation nicht von der Weltwirtschaft abkoppeln kann – die Reformen des berühmtesten Kunden des Flughafens, Sebastian Kurz, dürften auch 2019 die Wirtschaft und diese vier Austro-Aktien beflügeln. Guten Flug.
Dieser Artikel ist in der AKTIONÄR-Ausgbae 05/2019 erschienen.
Die Aktie FACC befindet sich im Depot 2030.