Nach der jüngsten Rally am deutschen Aktienmarkt haben die Indizes zur Wochenmitte eine Pause eingelegt. Der deutsche Leitindex schloss den Xetra-Handel auf Tagestief. Erneut enttäuschende Industriedaten, steigende Renditen und teils deutliche Verluste bei einzelnen Aktien trübten das ansonsten weiterhin freundliche Gesamtbild. Es gab aber auch positive News.
Der DAX fiel um 0,7 Prozent auf 16.921 Punkte und schloss nur leicht über dem zuvor markierten Tagestief bei 16.907 Zählern. Der Leitindex befindet sich aber weiter in unmittelbarer Schlagdistanz zum Rekordhoch bei knapp 17.050 Zählern, auf das er am Vortag geklettert war. Positiv werten Analysten, dass der DAX am Dienstag erstmals über der runden Marke von 17.000 Punkten schließen konnte. Das spreche für weitere Kursgewinne, so die Chartexperten der Bank HSBC. Der MDAX der 50 mittelgroßen Titel gab zur Wochenmitte um 0,4 Prozent auf 25.711 Punkte nach.
Hierzulande sank die Gesamtproduktion im Verarbeitenden Gewerbe im Dezember überraschend deutlich. "Die Talfahrt hält an", kommentierte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Seit Mai 2023 sei die Produktion geschrumpft oder habe stagniert. "Dies zeigt, in welch schwieriger Situation die Industrie hierzulande ist."
Aussagen aus der Europäischen Zentralbank unterstützten tendenziell die Renditen am Anleihenmarkt und belasteten damit riskantere Wertpapiere wie Aktien. Direktoriumsmitglieds Isabel Schnabel hatte sich erneut gegen schnelle Zinssenkungen ausgesprochen. Jüngste Wirtschaftsdaten hätten gezeigt, dass die Notenbank bei einer möglichen geldpolitischen Lockerung "geduldig und vorsichtig" vorgehen sollte.
Mit dem Diagnostik-Spezialisten Qiagen, dem Energietechnik-Konzern Siemens Energy und dem Rückversicherer Hannover Rück haben drei DAX-Unternehmen Geschäftszahlen veröffentlicht und Ausblicke gegeben. Gut kamen die Aussagen von Hannover Rück an, die Aktien stiegen nach wechselvollem Verlauf um 1,7 Prozent und haben im Verlauf ein Rekordhoch markiert. Siemens Energy legten um knapp ein Prozent zu und Qiagen verloren 2,3 Prozent.
An der DAX-Spitze gewannen Sartorius-Vorzugsaktien 2,4 Prozent. Der Pharma- und Laborausrüster hat am Markt eigene Vorzugsaktien im Volumen von 200 Millionen Euro verkauft. So will der Konzern seine Verschuldung senken. Zudem beteiligten sich die Göttinger unterproportional an einer milliardenschweren Kapitalerhöhung der Tochter Sartorius Stedim Biotech, wodurch sich der Anteil des Unternehmens an den Franzosen verringert.
Infineon gehörten unterdessen mit einem Abschlag von 5,1 Prozent zu den schwächsten DAX-Werten. Hier lastete die am Vortag gekappte Umsatzprognose für das laufende Jahr erneut auf der Notierung.
Zweitgrößter Verlierer im DAX waren DHL Group, die um 5,2 Prozent nachgaben. Der Bund als Großaktionär platzierte über seine Förderbank KfW ein milliardenschweres Aktienpaket am Markt, das belastete den Kurs.
Unter Druck gerieten auch die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank, die 5,6 respektive 3,4 Prozent einbüßten. Händler führten zur Begründung für eine getrübte Branchenstimmung neue Turbulenzen bei Regionalbanken in den USA ins Feld.
Im SDAX zeigte sich auch die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) mit einem Abschlag von 5,7 Prozent schwach und markierten ein neues Rekordtief.
Sehr erfolgreich ist heute der Börsengang der Renk Group verlaufen. Der Hersteller von Panzer-Getrieben schloss auf Xetra bei 19,65 Euro. Nach dem zu einem Festpreis von 15 Euro angebotenen Aktie ist das am ersten Börsentag ein Kursaufschlag von 31 Prozent.
Im MDAX zeigten sich auch die Aktien von SMA Solar mit einem Kursplus von neun Prozent stark. Sie profitierten wie andere Branchenwerte auch von einem optimistischen Ausblick des US-Wettbewerbers Enphase Energy. Dieser hatte für das laufende Quartal eine mögliche Bodenbildung für den unter Druck geratenen Solarmarkt vorhergesagt.
Der auf Arztpraxen und Krankenhäuser spezialisierte Software-Anbieter Compugroup enttäuschte hingegen trotz der Aussicht auf weiteres Wachstum und mehr operativen Gewinn mit seinen Geschäftszahlen. Die Anleger reagierten geschockt und die Papiere brachen im SDAX um 18 Prozent ein.
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(Mit Material von dpa-AFX)