Trotz wahrscheinlich kommender Rezession und weiteren Zinserhöhungen zeigte sich der deutsche Aktienmarkt zuletzt stabil. In der neuen Woche könnte sich die freundliche Tendenz noch fortsetzen. Der DAX könnte sogar die 13.000-Punkte-Marke in Angriff nehmen. Viel wird jedoch von den Quartalszahlen von gleich 12 DAX-Unternehmen abhängen. Der Wochenausblick.
Am Ende der vergangenen Woche, die überwiegend freundlich verlief, hat der DAX einen Teil seiner Tagesgewinne zwar wieder abgegeben. Doch im späteren Verlauf stützte dann die freundliche Wall Street. Sie erhielt Auftrieb, nachdem die Renditen für die viel beachteten zehnjährigen sowie für fünfjährige US-Staatsanleihen von ihren zuvor erreichten 15-Jahres-Hochs wieder zurück kamen. Der deutsche Leitindex ging letztlich bei 12.730 Punkten ins Wochenende und verbuchte damit im Wochenverlauf ein Plus von 2,4 Prozent (siehe Chart).
Nach dem starken Wall-Street-Schluss taxierte der Broker IG den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen bei knapp 12.850 Punkte. Die 50-Tage-Linie verläuft derzeit bei 12.793 Punkten. Wird sie nachhaltig überwunden, dürfte in der Folge auch die 13.000-Punkte-Marke fallen. Darüber verläuft bei gut 13.200 Punkten der übergeordnete Abwärtstrend.
Konjunktur, Geldpolitik und weitere Konzernbilanzen werden in der neuen Börsenwoche wohl für ein Hin und Her im DAX sorgen. "Die Welt bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen schwachem oder negativem Wachstum und hoher Inflation", zitiert Reuters Desiree Sauer, Investment-Strategin beim Vermögensverwalter Lazard. Als Reaktion auf die hohen Energiepreise sei die Industrieproduktion bereits gesunken und dies dürfte sich noch fortsetzen. Gleiches gelte für die Verbraucherausgaben. Darüber hinaus sei ein Ende der restriktiven Geldpolitik aufgrund der enorm hohen Inflation nicht in Sicht.
Für Aktien sei der aktuelle geldpolitische Straffungszyklus durch die Notenbanken "einer der schlimmsten in den vergangenen siebzig Jahren", schrieb Christian Stocker, Aktienstratege bei Unicredit. Da das Ende der Zinstreppe aber in Sicht sei, könne der Druck auf dem Aktienmarkt bald abnehmen.
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Kurzfristig richten sich die Blicke allerdings auf die Bilanzqualität der Konzerne, wie auch Commerzbank-Experte Markus Wallner schrieb. Grundsätzlich seien die meisten deutschen Unternehmen gut mit Kapital eingedeckt. Probleme könnten einige Unternehmen aber mit Blick auf ihre Verschuldung oder durch Abschreibungen auf zugekaufte Firmenwerte bekommen. Die bisherigen Quartalszahlen waren recht gut ausgefallen.
Ein Höhepunkt der Berichtssaison
In der neuen Woche gewähren denn auch ein Dutzend DAX-Werte Einblick in ihre Bücher – allein am Mittwoch sind es fünf. Zu den deutschen Schwergewichten wie SAP, Linde und Airbus gesellen sich noch Quartalszahlen von Deutsche Bank, Mercedes-Benz und Volkswagen. Auch die DAX-Firmen BASF, Beiersdorf, Covestro, MTU, Puma und Symrise melden in der neuen Woche Zahlen. Und noch einige aus zweiter und dritter Reihe.
Aus den USA melden unter anderem auch die Tech-Schwergewichte Microsoft, Google-Mutter Alphabet, Apple, Facebook-Mutter Meta und Intel frische Geschäftszahlen.
Einige Konjunkturdaten und EZB-Sitzung
Gut gefüllt ist der Kalender zudem mit Wirtschaftsdaten. Den Aufschlag machen am Montag die Einkaufsmanager-Indizes von S&P. Für Deutschland dürfte die Oktober-Umfrage keine deutlich aufgehellte Unternehmensstimmung zeigen, wie die Experten der BayernLB schrieben – auch wegen gestiegener Strompreise. Am Dienstag folgt das Ifo-Geschäftsklima, bei dem sie ebenfalls einen Rückgang auf dem Zettel haben. Laut BayernLB gilt hier das Gleiche wie für die Einkaufsmanager-Indizes: "Erst eine nachhaltige Entlastung bei den Energiepreisen wird den Unternehmen helfen."
Am Donnerstag richtet sich der Blick neben dem GfK-Konsumklima für November vor allem auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank am Mittwoch-Nachmittag. "Der EZB dürfte angesichts des sogar vorerst wohl noch zunehmenden Inflationsdrucks in der Eurozone gar nichts anderes übrig bleiben, als voll auf der Bremse zu bleiben", kommentierte Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. Die Mehrzahl der Ökonomen geht von einem großen Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten in Euroland aus. Laut Greil werden die Währungshüter ihren Kurs erst ändern, wenn die Rezession nach dem Jahreswechsel deutlich spürbar wird.
Wie es um die Wirtschaftskraft in den USA und Deutschland steht, darüber geben die vorläufigen BIP-Zahlen zum dritten Quartal am Donnerstag und Freitag Aufschluss. Für die hiesige Volkswirtschaft dürfte sich dann in Zahlen abbilden, was unter vielen Ökonomen schon Konsens ist: dass sich Deutschland in der Rezession befindet. (Mit Material von dpa-AFX)
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