Auch wenn der Dip unter 2.000 Dollar am Mittwoch verhindert wurde: Die Performance der Amazon-Aktie ist seit Monaten eine Katastrophe. Andy Jassy, seit Juli Konzernchef, wirkte in dieser Situation bislang unangenehm still. Doch auf der Aktionärsversammlung machte der Nachfolger des großen Jeff Bezos den Anlegern Hoffnung.
Jassy sagte, Amazon arbeite "hart" daran, die hohen Kosten im Zusammenhang mit der Inflation, der Pandemie und anderen Faktoren in den Griff zu kriegen.
„Die vergangenen beiden Jahre waren ungelaublich ungewöhnlich“, so der CEO. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir wieder den richtigen Weg finden werden.“
Laut Jassy konzentriert sich der E-Commerce- und Cloud-Gigant auf die Rückkehr zu einem „gesunden Rentabilitätsniveau“. Amazon werde die Kosten überall dort senken, wo es möglich sei. Eine bedeutende Maßnahme hat der Konzern im April umgesetzt: Drittverkäufer in den USA müssen eine Gebühr von fünf Prozent zahlen, wenn sie Amazons Versand- und Lagerdienste nutzen wollen.
Am Mittwoch bestätigte Jassy zudem einen Bloomberg-Bericht, wonach Amazon einen Teil seiner Lagerflächen zu reduzieren will, um die Überkapazitäten abzubauen.
Höhere Ausgaben für Treibstoff, Personal und Logistik schlagen bei Amazon schon seit einiger Zeit voll ins Kontor, ebenso die Schwierigkeiten mit den Lieferketten. Das führte dazu, dass der operative Gewinn im ersten Quartal um 58 Prozent sank. Im zweiten Quartal erwartet der Konzern nur noch ein operatives Ergebnis von null bis plus drei Milliarden Dollar.
Jassy packt das wichtigste Problem bei Amazon an. Er hat verstanden: Dominanz bei E-Commerce nützt ziemlich wenig, wenn die Gewinne auf der Strecke bleiben. Ob die Maßnahmen von Erfolg gekrönt sind, wird die Börse bei der Vorlage der Q2-Zahlen Ende Juli erfahren.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "AKTIONÄR-Depot".