Mit dem Mai startet einer der statistisch schwächeren Monate. Tatsächlich könnte der Aufwärtsschwung von DAX und Co in den kommenden Tagen etwas nachlassen. Nach unten scheint das Abwärtspotenzial jedoch ebenfalls begrenzt. Eine Flut von Quartalszahlen wird das Index-Pendel wohl ordentlich ins Schwingen bringen. Der Wochenausblick.
Sell in May and go away, lautet eine alte Börsenregel, die zumindest im vergangenen Jahr nicht galt. Davon abgesehen: Die Anleger am deutschen Aktienmarkt werden in der ersten Mai-Woche wohl vergeblich auf neue DAX-Rekorde warten. Beobachter verweisen auf den bereits guten Lauf der meisten Märkte und eine saisonal bevorstehende schwächere Phase.
Eine deutliche Kurskorrektur gilt indes ebenfalls als unwahrscheinlich. Am Freitag ging der DAX bei 15.135 Punkten ins Wochenende. Vor allem angesichts des deutlichen Rückschlags vom Donnerstag steht unter dem Strich ein Wochenverlust von fast ein Prozent zu Buche. Für den April weist der DAX indes ein Plus von knapp 0,9 Prozent aus.
Dank erfreulicher Konjunkturdaten und des positiven Starts in die Berichtssaison der Unternehmen hätten die Börsen weltweit mit Ausnahme der Schwellenländer "im Einklang mit der typischen April-Saisonalität" zugelegt, konstatierten die Experten der Privatbank Berenberg. Die Kurse seien allerdings stärker gestiegen als die Gewinnerwartungen - insofern hätten die Bewertungen nun auch wieder angezogen.
Mai und Juni seien zudem "gewöhnlich keine Kalendermonate, in denen die Aktienmärkte davonrennen", hieß es weiter. Das vergangene Jahr sei eine Ausnahme gewesen, als sich die Kurse sich nach dem Einbruch im März wegen der Corona-Pandemie anschließend kräftig erholt hätten.
US-Konjunkturprogramm hat auch Kehrseite
Nach Einschätzung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) dürfte nach der Begeisterung über die billionenschweren Konjunkturprogramme von US-Präsident Joe Biden zunehmend deren Kehrseite in den Fokus rücken. Finanziert werden sollten diese unter anderem durch Steuererhöhungen. "Noch ist nichts beschlossen, aber dies dürfte an den Börsen nicht spurlos vorübergehen."
Ferner hätten die Märkte "in einer späten Phase eines Aufwärtszyklus ohnehin die beste Zeit hinter sich". Längerfristig orientierte Anleger jedoch sollten eine mögliche saisonale Schwäche "nicht aus der Ruhe bringen", machten die LBBW-Experten Mut. "Niedrige einstellige Performance-Erwartungen sind schließlich immer noch besser als Negativrenditen an den Anleihemärkten."
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Überschüssige Liquidität drängt an den Aktienmarkt
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, konstatierte zwar eine gewisse Rekordmüdigkeit. Ein wirklicher Bremsklotz für die Börsen sei das aber nicht. Die positive Konjunkturdynamik halte die Volatilität und damit das Risiko niedrig und die überschüssige Liquidität dränge weiter in den Aktienmarkt. Deshalb dürften die Anleger wie bereits in den letzten Wochen Kursrücksetzer für Zukäufe nutzen.
Charttechnisch sieht Halver den DAX zunächst bei 15.127 und 15.072 Punkten unterstützt. Auf erste Widerstände stoße der deutsche Leitindex im Bereich 15.195/ 15.200 Punkten. Nach der Überwindung weiterer Barrieren trete die Widerstandszone bei 15.500/ 15.510 Punkten - also auf dem Niveau der anderthalb Wochen alten Rekordmarke - in den Vordergrund.
Ein Höhepunkt der Berichtssaison naht
Hierzulande eröffnen am Montag der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers, das Immobilien-Unternehmen Alstria Office und die Biotech-Firma Qiagen den Zahlenreigen. Beim Autozulieferer Stabilus sollte sich das Überraschungspotenzial angesichts schon bekannter Eckdaten in Grenzen halten.
Tags darauf folgen neben den DAX-Unternehmen Infineon und Vonovia der Fernwartungssoftware-Spezialist TeamViewer und der Druckmaschinen-Hersteller Koenig & Bauer. Endgültige Zahlen veröffentlichen der Kochboxen-Anbieter HelloFresh, der Vakuumpumpen-Spezialist Pfeiffer Vacuum und der Großhändler Metro.
Zur Wochenmitte informieren Siemens Energy, der Autozulieferer Norma, Hugo Boss, Hannover Rück, das Mobilfunk-Unternehmen Freenet und das Biotech-Unternehmen Morphosys erstmals über ihren Jahresauftakt, während die Deutsche Post lediglich endgültige Zahlen präsentiert.
Viele DAX-Konzerne mit Quartalszahlen
Großkampftag ist dann der Donnerstag, wenn allein aus dem DAX acht Unternehmen ihre Quartalsberichte angekündigt haben. Erstmalig öffnen Volkswagen, der Medizinkonzern Fresenius sowie seine Dialysetochter FMC und der Gasspezialist Linde ihre Bücher, während Munich Re und Continental bereits vorab Eckdaten bekannt gegeben haben. Auch der Konsumgüter-Hersteller Henkel und HeidelbergCement informieren lediglich detailliert über ihre Entwicklung im ersten Quartal.
Am Freitag folgen unter anderem Zahlen der DAX-Konzerne Siemens, Adidas und BMW, wobei der Autobauer ausführliche Resultate präsentiert. (Mit Material von dpa-AFX)
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