Das Thema Fahrzeugsoftware ist ein leidiges beim Volkswagen-Konzern, das immer wieder aufs Neue den Aktienkurs belastet. Erneut müssen die Wolfsburger deshalb den Launch einiger Elektromodelle nach hinten verschieben. Das Problem sollte das Unternehmen aufgrund der Tragweite schnellstens in den Griff bekommen.
Am Freitag berichtete das manager magazin, dass VW die Einführung neuer Elektrofahrzeuge wegen Softwareproblemen deutlich nach hinten verschiebt. Ursprünglich sollte die neue elektrische Plattform SSP (Scalable Systems Platform) 2026 auf den Markt kommen. Inzwischen wurde der Marktstart bereits mehrfach nach hinten verschoben, so auch jetzt um weitere 15 Monate auf 2029.
Nun wird zunächst die bestehende Plattform MEB (Modularer E-Antriebs-Baukasten) weiterverwendet, bevor diese 2026 ein Upgrade erhält und in MEB+ umbenannt wird.
Mit der Software hat VW schon länger zu kämpfen. Anders als ein Großteil der Konkurrenz, die auf große Tech-Konzerne setzen, hat der ehemalige VW-Chef Herbert Diess mit Cariad eine Tochterfirma gegründet, die ein eigenes Betriebssystem entwickeln sollte. Das Vorhaben entwickelte sich jedoch zu einem Problem mit hoher Tragweite.
So verschlang Cariad nicht nur Unmengen an Geld, sondern lieferte auch nicht wie erwartet ab. Bei der Software hinkt VW der chinesischen Konkurrenz oder auch Tesla deutlich hinterher. Durch das schwache Betriebssystem verkaufen sich die VW-Stromer in China alles andere als gut, was aufgrund der Wichtigkeit dieses Marktes kritisch ist.
Das Reich der Mitte ist für VW der wichtigste Einzelmarkt, zwischenzeitlich erwirtschaftete der Autobauer dort rund 40 Prozent seiner Gewinne. Da Stromer in China deutlich stärker auf dem Vormarsch sind als auf anderen Märkten, führen zudem die Verzögerungen beim Roll-out neuer wichtiger Modelle zu fehlenden Absätzen.
Immerhin: Bei VW haben die Probleme zu einem Umdenken geführt. Inzwischen setzt das Unternehmen bezüglich der Software auf Kooperationen, anstatt diese für teures Geld intern zu entwickeln. So beteiligte man sich 2023 am chinesischen E-Auto-Newcomer XPeng, jüngst zudem am US-Newcomer Rivian.
Die Software sorgt bei Volkswagen für große Probleme. Das Umdenken bezüglich der Entwicklung ist daher zu begrüßen. Jedoch ist man in Wolfsburg durch mehrere Versäumnisse bereits ins Hintertreffen geraten und hat hohe Summen an Geld verbrannt. Aktuell ist sicherlich viel im Kurs der VW-Aktie eingepreist. Aufgrund der schwierigen Marktsituation in China und rückläufiger Gewinne ist die Aktie aktuell jedoch (noch) kein Kauf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..