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Mercedes-Benz, BMW oder Volkswagen: Wer hat die Nase vorne?

Mercedes-Benz, BMW oder Volkswagen: Wer hat die Nase vorne?
Foto: Midjourney/Werbefritz_KI
Mercedes-Benz -%
Jochen Kauper 11.07.2024 Jochen Kauper

Es läuft zäh für die deutsche Autoindustrie. Alle drei großen Konzerne haben am Mittwoch Absatzzahlen für das erste Halbjahr bekannt gegeben - im Plus liegt auf Konzernebene nach dem ersten Halbjahr keiner von ihnen. Relativ glimpflich kamen BMW mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 1,21 Millionen Autos und VW mit 0,6 Prozent Rückgang auf 4,35 Millionen davon. Mercedes-Benz büßte dagegen 6 Prozent auf 1,17 Millionen ein.

Bei Volkswagen sind es vor allem die Kernmarke VW Pkw und Audi, die die Zahlen nach unten ziehen. Die Ingolstädter Tochter verkaufte im Halbjahr nur noch 833.000 Autos, 8,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Kernmarke VW, auf die mehr als die Hälfte des gesamten Konzernabsatzes entfällt, konnte ihre Verkäufe im Halbjahr zwar fast halten und büßte nur 0,2 Prozent auf 2,22 Millionen Autos ein. In den Monaten April bis Juni wendete sich das Blatt aber zum Schlechten, in dieser Zeit lag das Minus bei 5,2 Prozent. Zulegen konnten dagegen die Töchter Skoda und Seat/Cupra.

Volkswagen
Foto: VW
VW ID.7

Vor allem in China, wo der VW-Konzern gut ein Drittel aller Autos verkauft, schwächelt das Geschäft. Dort wurden in den ersten sechs Monaten noch knapp 1,35 Millionen Autos abgesetzt, 7,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Einen Dämpfer gab es auch beim Absatz von Elektroautos. Im ersten Halbjahr lieferte der Konzern weltweit 317.200 E-Modelle aus, 4.400 weniger als im selben Zeitraum 2023. Schuld war vor allem die schwache Nachfrage in Europa und den USA, wo jeweils 15 Prozent weniger E-Autos ausgeliefert wurden.

Audi konnte seine E-Auto-Verkäufe zwar leicht steigern von 75.600 auf 76.700 Fahrzeuge. Beim Top-Modell Q8 e-tron gingen die Auslieferungen aber von 19.500 auf 17.900 zurück. Wegen der schwachen Nachfrage nach dem E-Modell Q8 e-tron erwägt die VW-Tochter nun, die Produktion des Modells in Brüssel vorzeitig einzustellen. Dadurch steht der ganze Standort mit rund 3.000 Mitarbeitern auf der Kippe.

Für den Rest des Jahres zeigte sich der VW-Konzern dennoch optimistisch. "Für das Gesamtjahr 2024 rechnen wir aufgrund des An- und Hochlaufs zahlreicher wichtiger Modelle im zweiten Halbjahr weiter mit einem leichten Anstieg der weltweiten Auslieferungen gegenüber dem Vorjahr", sagte Audi-Vertriebschefin Hildegard Wortmann, die auch im Gesamtkonzern für das Ressort zuständig ist.

BMW
Foto: BMW AG
Neue Klasse von BMW

Bei BMW drückten die Töchter Mini und Rolls-Royce auf die Zahlen. Ihre Absätze sanken um 18,7 Prozent auf 114.000 Autos beziehungsweise um 11,4 Prozent auf 2.819. Bei Mini machten sich dabei laufende Modellwechsel bemerkbar. Die Kernmarke BMW schnitt mit 1,1 Millionen Autos und einem Wachstum von 2,3 Prozent dagegen besser ab und konnte die Rückgänge der Töchter fast ausgleichen.

Bei den Münchnern blieb - anders als bei ihren Erzrivalen im Premiumsegment, Audi und Mercedes - die Elektromobilität ein Wachstumsmotor. Auf Gruppenebene legten die Auslieferungen reiner Stromer bei BMW um rund ein Viertel auf 190.600 zu. Das prozentuale Wachstum hat sich allerdings auch hier deutlich abgeschwächt: Noch im Gesamtjahr 2023 hatte BMW bei den reinen Stromern ein Plus von rund drei Vierteln erzielt.

Vertriebsvorstand Jochen Goller bewertete die Entwicklung "in einem herausfordernden Marktumfeld" positiv: "In den ersten sechs Monaten des Jahres ist es uns gelungen, mit vollelektrischen Fahrzeugen sowie Modellen aus dem oberen Premiumsegment zweistellig zu wachsen."

Mercedes
Foto: m_sovinskii/Shutterstock
Mercedes C200 Coupe

Mercedes leidet an sinkenden Elektroauto-Verkäufen

Bei Mercedes entfielen knapp 960.000 Auslieferungen auf den Pkw-Bereich Mercedes-Benz Cars - auch das war ein Rückgang um 6 Prozent. Der Bereich Vans meldete ein Minus von 4 Prozent auf 209.000. Die Elektromobilität erwies sich bei den Stuttgartern dabei als Bremse: Der Absatz vollelektrischer Fahrzeuge sank auf Gruppenebene um 16 Prozent auf 101.600, bei Cars um 17 Prozent auf 93.400. Der Hochlauf bei den Elektrofahrzeugen verlangsame sich in wichtigen Märkten, hieß es vom Unternehmen.

Modellwechsel und Verfügbarkeitsengpässe hätten den Absatz im ersten Halbjahr beeinflusst, hieß es von Mercedes. Im obersten Produktsegment - zu dem unter anderem die S-Klasse gehört - sanken die Verkaufszahlen um 22 Prozent. Das sei auch auf ein gedämpftes Marktumfeld in Asien zurückzuführen. Im wichtigen Markt China sanken die Verkäufe um 9 Prozent.

Mercedes
Foto: Mercedes-Benz Group
Mercedes EQS

Nachdem die Bank of America und die Citi vor wenigen Tagen ihre Kursziele für die Mercedes-Aktie reduziert haben, legte am Mittwoch die DZ Bank nach.

Anlässlich der Absatzzahlen für das zweite Quartal hat Analyst Michael Punzet das Papier von "Kaufen" auf "Halten" abgestuft und den fairen Wert von 83 auf 65 Euro gesenkt. Mit Blick auf die aktuelle Marktentwicklung, insbesondere in China sowie dem oberen Luxusauto-Segment, halte er den Margenkorridor für Mercedes-Benz Cars für zunehmend ambitioniert, schrieb der Experte in einer Studie. Zudem erscheinen dem Experten die Hoffnungen auf eine deutliche Geschäftsbelebung im zweiten Halbjahr als überzogen. Positiv zu werten sei jedoch die neue Aktienrückkaufpolitik des Unternehmens.

Analyst Horst Schneider von der BofA hatte bereits zuvor sein Kursziel von 76 auf 60 Euro gesenkt und seine neutrale Einschätzung aufgegeben. Grund dafür ist sein kritischer Blick auf den Modellzyklus des Stuttgarter Autokonzerns und folglich auf die Ergebnisse der kommenden Jahre. Das Durchschnittsalter der Mercedes-Flotte steige im Vergleich zur Konkurrenz, monierte Schneider.

Volkswagen Vz. (WKN: 766403)

Fazit: Volkswagen agiert längst nicht mehr aus einer Position der Stärke heraus. Die innovativen Hersteller aus China treiben den deutschen Hersteller vor sich her. Die ID. Modelle sind nett, aber nicht innovativ. Die Software hinkt den Erwartungen weit hinterher. Der Deal mit Rivian ist interessant, zeigt aber die Schwächen von VW im Software-Bereich schonungslos auf. Die Gewinne im Reich der Mitte sind seit Jahren rückläufig. Der Trend wird sich fortsetzen. Aktuell ist sicherlich viel im Kurs der VW-Aktie eingepreist. Dennoch ist das Papier (noch) kein Kauf.

Mercedes-Benz (WKN: 710000)

Mercedes-Benz: Antizyklisch kaufen?

Am 26. Juli wird Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius die Zahlen für das zweite Quartal vorlegen. Anleger erwarten von Vorstand Ola Källenius vor allem News zur Elektrostrategie sowie zur Margenentwicklung in den nächsten Quartalen.

Die Rücknahme des Kursziels durch die Bank of America hat die Aktie zuletzt nach unten gezogen. Der Zollstreit der zwischen der EU und China sowie die schwierige konjunkturelle Situation sollten im Kurs jedoch eingepreist sein.

Aktuell arbeitet das Papier an einer Bodenbildung. Support bekommt die Aktie zwischen 63,25 und 62,00 Euro. Positiv ist das Aktienrückkaufprogramm. Auf dem aktuellen Niveau ist das Papier mit einer Dividendenrendite von knapp 8,41 Prozent durchaus eine Investition wert.

BMW (WKN: 519000)

BMW hat die Nase vorne - Fokus auf Neue Klasse

Im aktuell schwierigen Umfeld für die Automobil-Hersteller waren von BMW und den Auslieferungszahlen für das zweite Quartal am Mittwoch keine Wunderdinge zu erwarten.

Bei BMW liegt der Fokus auf dem Roll-out der Neuen Klasse. Mit den futuristischen Stromern sollen Margen auf dem Niveau der Verbrenner-Modelle erreicht werden. Der Roll-out der Neuen Klasse beginnt 2025.

Gleichzeitig sollen dadurch die Verkaufszahlen im E-Mobility-Segment weiter klettern. 2023 lag der Anteil der Stromer bei rund 15 Prozent der Gesamtverkäufe. 2026 sollen es 33 Prozent sein. Keiner der klassischen Autobauer hat den Wandel in der Branche bisher besser gemeistert als BMW. Auf dem reduzierten Niveau können Anleger durchaus eine Position eingehen.

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