Europas größter Softwarehersteller SAP will wie erwartet weniger Gesamtdividende auszahlen als im Vorjahr, die reguläre Ausschüttung aber erhöhen. Die Aktionäre des DAX-Schwergewichts sollen je Papier 2,05 Euro erhalten, wie es am Mittwochabend vom Konzern in Walldorf nach einem Beschluss von Aufsichtsrat und Vorstand hieß.
Vergangenes Jahr hatte SAP insgesamt 2,45 Euro ausgeschüttet. Davon waren aber 50 Cent eine Sonderdividende anlässlich des 50-jährigen Firmenbestehens gewesen. Die reguläre Dividende wird somit um 10 Cent erhöht – trotz eines Gewinneinbruchs 2022 um zwei Drittel auf 1,7 Milliarden Euro.
Die Ausschüttungsquote liegt damit bei 140 Prozent des Nettogewinns. Mit der Auszahlung geht SAP damit deutlich über seine eigentliche Dividendenpolitik hinaus, die eine Ausschüttung von mindestens 40 Prozent des Nettogewinns vorsieht. Der scheidende Finanzchef Luka Mucic hatte eine Erhöhung der Regeldividende zuletzt bereits angedeutet. SAP sei der Ansicht, dass die Aktionäre angemessen am Ergebnis des Geschäftsjahres 2022 beteiligt werden sollen, hieß es vom Konzern am Mittwochabend.
SAP hat zudem eine Nachfolgelösung für den seit 20 Jahren amtierenden Aufsichtsratschef Hasso Plattner (79) gefunden. Mit dem Manager Punit Renjen (61) soll der ehemalige Chef des Beratungsunternehmens Deloitte die Nachfolge des Konzernmitgründers Plattner antreten, wie SAP am späten Mittwochabend in Walldorf mitteilte. Renjen soll im Mai auf der Hauptversammlung in das Aufsichtsgremium des DAX-Schwergewichts gewählt werden, der Übergabeprozess soll dann starten. Plattners laufende Amtszeit endet im Mai 2024. Er steht dem Kontrollorgan seit 2003 vor. Angesichts seines hohen Alters hatte es zuletzt immer häufiger Kritik daran gegeben, dass Plattner so lange an der Oberaufsicht im von ihm 1972 mitgegründeten Konzern festhielt.
Plattner ist für viele in Walldorf immer noch eine Schlüsselfigur, die gerne auch Einfluss auf die strategische Richtung nimmt. Vorstandschef Christian Klein etwa gilt als sein Vertrauter. SAP steht derzeit im Umbruch. In den vergangenen Jahren gab es vergleichsweise viele Personalwechsel im obersten Management. Derzeit schwenkt das Unternehmen verstärkt auf Cloudprodukte um, welche die Kunden über das Netz nutzen, dafür fallen zunehmend die lukrativen Lizenzverkäufe gegen hohe Einmalbeträge weg. In den vergangenen Jahren hat der Konzern für Wachstum in der Cloud und wegen hoher Investitionen ein schwächeres Abschneiden bei den Gewinnen aus dem Tagesgeschäft in Kauf genommen – in diesem Jahr aber sollen die Ergebnisse wieder anziehen.
Die Aktie von SAP hat sich seit ihrem Zwischentief im September vergangenen Jahres bei 79,58 Euro deutlich erholen können. Angesichts der günstigen Bewertung einiger Tech-Perlen aus den USA gibt es jedoch attraktivere Chancen im Software-Sektor. Investierte Anleger bleiben dennoch dabei und sichern ihre Position knapp unterhalb der 200-Tage-Linie mit einem Stopp bei 92 Euro ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Derivate auf SAP befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG