Infineon hat Anfang April den Chefwechsel vollzogen. Seitdem liegt die Führung des Chipherstellers in den Händen von Jochen Hanebeck. Der bisherige Amtsinhaber, Reinhard Ploss, führte den Konzern vom einstigen Pleitekandidaten wieder an die Weltspitze. Die ersten Zahlen von Hanebeck stehen am 9. Mai auf der Agenda. Schon jetzt melden sich erste Analysten zu Wort.
Anleger stehen dem Wechsel entspannt gegenüber, denn Hanebeck steht für Kontinuität. Der neue Infineon-CEO ist – wie vor ihm Ploss – ein echtes Eigengewächs und arbeitete schon für Infineon, als das Unternehmen noch zu Siemens gehörte. Wie der promovierte Ingenieur Ploss kommt auch Hanebeck mit einem Diplom in Elektrotechnik von der technischen Seite. Und seit 2016 gehört er zum Vorstand des Konzerns, war also an den Weichenstellungen der vergangenen Jahre beteiligt.
Als zentrale Aufgabe nannte Hanebeck zuletzt in einem Interview die Steigerung der Profitabilität, ein harter Kurswechsel klingt anders. Ein großer Umbruch ist auch gar nicht nötig, denn der neue Infineon-Chef übernimmt in einer Zeit starker Chipnachfrage und guter Geschäftszahlen.
Zahlen im Fokus
Sowohl die Resultate der europäischen Halbleiterunternehmen für das erste Quartal als auch die Ziele für das zweite Quartal dürften die Erwartungen übertreffen, stimmt Jefferies-Analyst Janardan Menon zu. Er rechnet vor allem mit starken Umsätzen, wogegen das positive Überraschungspotenzial bei den Bruttomargen begrenzt sei.
Doch das Marktumfeld wird immer ambitionierter. Die Aktienkurse dürften laut Menon unter Druck bleiben, auch weil der aktuelle Halbleiterzyklus schon weit fortgeschritten sei. Der Experte bleibt daher auch für Infineon vorsichtig gestimmt. Er hat seine Einschätzung mit "Underperform" und Kursziel 26 Euro bestätigt.
DER AKTIONÄR hält dagegen an seiner grundlegend positiven Einschätzung fest. Der Halbleiterbedarf ist nach wie vor deutlich höher als das Angebot. Die Trends rund um Elektrifizierung und Digitalisierung, vor allem in der Automobilbranche, sorgen auch bei Infineon für volle Auftragsbücher. Infineon hat seine Hausaufgaben gemacht und verfolgt eine Multi-Sourcing-Strategie, um mögliche Risiken für die Lieferfähigkeit zu reduzieren. Die Aktie sollte sich im Bereich um 26 Euro erneut stabilisieren können und im Anschluss einen Erholungsversuch starten. Anleger bewahren Ruhe, setzen auf einen erfolgreichen Start von Hanebeck und halten weiter an der Aktie fest.
(Mit Material von dpa-AFX)