Infineon vollzieht am heutigen Freitag den Chefwechsel. Nun liegt die Führung des Chip-Konzerns in den Händen von Jochen Hanebeck. Anleger reagieren auf die Veränderung an der Konzernspitze gelassen, denn Hanebeck steht für Kontinuität.
Am heutigen Freitag verlässt der bisherige Amtsinhaber, Reinhard Ploss, Infineon. Er hatte seit 2012 an der Spitze des Chipherstellers gestanden und den einstigen Pleitekandidaten wieder an die Weltspitze geführt. Nach der 9-Milliarden-Euro-Übernahme des US-Wettbewerbers Cypress Semiconductor, setzte der Konzernchef mit dem neuen Werk für Leistungselektronik am Standort Villach ein Ausrufezeichen. Die in Rekordzeit gebaute Fabrik zählt mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Milliarden Euro zu den größten Investitionsprojekten in der Mikroelektronikbranche in Europa.
Ploss hat das Unternehmen auf einen soliden Wachstums- und Gewinnkurs geführt. Aus 3,9 Milliarden Umsatz im Geschäftsjahr 2012 wurden bis 2021 gut elf Milliarden, aus 427 Millionen Euro Gewinn wurden 1,17 Milliarden. Ploss habe Infineon – so Aktionärsvertreter auf der Hauptversammlung im Februar – „wie ein guter Spürhund“ durch die Wellenbewegungen des Marktes geführt.
Anleger stehen dem Wechsel entspannt gegenüber, denn Hanebeck steht für Kontinuität. Der neue Infineon-CEO ist – wie vor ihm Ploss – ein echtes Eigengewächs und arbeitete schon für Infineon, als das Unternehmen noch zu Siemens gehörte. Wie der promovierte Ingenieur Ploss kommt auch Hanebeck mit einem Diplom in Elektrotechnik von der technischen Seite. Und seit 2016 gehört er zum Vorstand des Konzerns, war also an den Weichenstellungen der vergangenen Jahre beteiligt.
Als zentrale Aufgabe nannte Hanebeck zuletzt in einem Interview die Steigerung der Profitabilität, ein harter Kurswechsel klingt anders. Ein großer Umbruch ist auch gar nicht nötig, denn der neue Infineon-Chef übernimmt in einer Zeit starker Chipnachfrage und guter Geschäftszahlen.
Der scharfe Abwärtstrend seit Jahresanfang wurde gestoppt. Die Infineon-Aktie dürfte nach einer kurzen Verschnaufpause wieder den Vorwärtsgang einlegen – dann unter Hanebeck. Das nächste Kaufsignal wird bei 31 Euro generiert.
Mit Material von dpaAFX.