Der IT-Systemanbieter Cancom hält nach einem starken ersten Quartal an seinen Jahreszielen fest und peilt unverändert ein moderates Wachstum bei Umsatz und Ergebnis an. Analysten haben im Anschluss ihre Kursziele trotzdem nach unten angepasst. Der Aktie geht kurz vor dem Rekordhoch die Luft aus.
Der Umsatz bei Cancom kletterte im ersten Quartal um 27,3 Prozent auf 453,8 Millionen Euro. Ohne Berücksichtigung von Übernahmen betrug das Wachstum aus eigener Kraft knapp 23 Prozent. Der prozentual stärkste Zuwachs kam dabei aus dem florierenden Cloud-Geschäft, aber auch in der größeren Sparte für IT-Lösungen legte Cancom um mehr als ein Viertel zu.
Das operative Ergebnis wurde dagegen durch eine Abfindung in Höhe von 2,4 Millionen Euro für den früheren Cancom-Chef Thomas Volk belastet, der wegen Unstimmigkeiten über die künftige strategische Entwicklung Ende Januar aus dem Unternehmen ausgeschieden war.
Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) stieg moderat um 3,6 Prozent auf 26 Millionen Euro an. Die entsprechende Marge ging auf 5,7 Prozent zurück, nach 7,0 Prozent im Vorjahr, wobei sich hierin auch das besonders hohe Umsatzvolumen mit der weniger rentablem Hardware bemerkbar machte.
Unterm Strich musste der beim Anbieter von IT-Infrastruktur und -Lösungen einen leichten Gewinnrückgang auf 8,7 Millionen Euro verkraften, ein Jahr zuvor waren noch 8,9 Millionen Euro erwirtschaftet worden.
Wie geht es weiter? „Es zeichnet sich bereits ab, dass das zweite Quartal erwartungsgemäß durch die Corona-Krise und den nahezu vollständigen Shutdown im April und Mai deutlich belastet sein wird“, so Vorstand Rudolf Hotter. „Die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist zwar weiterhin sehr hoch, aber angesichts der hohen Wachstumsrate im ersten Quartal und unter der Voraussetzung einer Normalisierung der Rahmenbedingungen im dritten und vierten Quartal halten wir unsere Jahresprognose von moderatem Umsatz- und Ergebniswachstum aufrecht", führt der Konzernchef aus.
Analyst Tim Wunderlich von Hauck & Aufhäuser lobte in einer ersten Einschätzung die unerwartet starken Zahlen. Auf Umsatzebene habe Cancom "locker" seine Schätzungen übertroffen, so der Experte, und auch beim operativen Ergebnis (EBITDA) hatte der Analyst weniger auf dem Zettel. Das ins Aussicht gestellte schwache zweite Quartal sei angesichts der Corona-Krise letztlich keine große Überraschung. Er bestätigte seine Kaufempfehlung mit Ziel 61 Euro.
Sein Kollege Andreas Wolf von Warburg Research zeigt sich etwas pessimistischer: Im Zusammenhang mit der für das zweite Quartal vorhergesagten Schwäche dürfte die Aktie etwas unter Druck kommen, so der Experte. Das Kursziel hat Wolf von 70 auf 65 Euro gesenkt, seine Kaufempfehlung aber bestätigt. Mainfirst hat die Aktie nach den Zahlen aus der „German Best Ideas“- Liste gestrichen und den fairen Wert von 60 auf 56 Euro gesenkt.
Bewegte sich die Aktie gestern nach den Zahlen zunächst in Richtung des Anfang Juni bei 59,05 Euro erreichten Rekordhochs, setzten im Anschluss Gewinnmitnahmen ein. Heute setzt sich der Rücksetzer fort. Grundsätzlich ist die Story bei Cancom aber weiter intakt. Risikobewusste Anleger können sich daher mit einem Kauflimit im Bereich um 45/46 Euro auf die Lauer legen.
(Mit Material von dpa-AFX)