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Biotech-Hot-Stock InflaRx: Das macht die Firma so einzigartig – CEO im Exklusiv-Interview

Biotech-Hot-Stock InflaRx: Das macht die Firma so einzigartig – CEO im Exklusiv-Interview
Foto: Börsenmedien AG
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Michel Doepke 31.01.2018 Michel Doepke

Während in der Biotech-Branche in den USA ein Börsengang nach dem anderen ansteht, bleibt ein vergleichbarer Hype in Deutschland bis dato aus. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Biotech-Firmen wie InflaRx aus Jena kein Listing in Frankfurt, sondern direkt an die US-Technologiebörse Nasdaq anstreben. DER AKTIONÄR hat exklusiv mit dem CEO Niels Riedemann gesprochen.

InflaRx hat gerade den Sprung an die US Börse Nasdaq geschafft. Was waren die Erfolgsfaktoren und warum haben Sie nicht einen Börsengang in Deutschland oder Europa vorgezogen?

Es gibt in den USA einen sehr gut funktionierenden IPO-Markt für Biotechnologie-Unternehmen. In diesem wird signifikant von Anlegern investiert und zwar mit deutlichem Unterschied zu europäischen Aktienmärkten. Das hat vermutlich mit der Tatsache zu tun, dass die Risikobereitschaft der Anleger im Allgemeinen höher ist. Weiterhin konnten historisch in kaum einem anderen Bereich so gute Gewinne erzielt werden. Ein Schlüsselfaktor ist sicher auch, dass es dort sehr viel mehr spezialisierte große Investoren gibt, welche sowohl in private als auch in öffentliche Unternehmen investieren, als dies derzeit in Europa der Fall ist. Wenn diese manchmal als sog. Crossover Investoren bezeichneten Spezialisten in eine private Firma investieren, wird dies zumindest vom US Markt als sehr positives Zeichen gewertet. Durch unsere neue Technologie, aber vor allem auch die ersten überzeugenden Wirksamkeitsdaten in Patienten, konnten wir genau solche Investoren für uns gewinnen. Dies hat dann auch einen recht erfolgreichen IPO im November 2017 getriggert. Ein wichtiges Detail ist auch, dass unsere Bewertung der letzten Finanzierungsrunde mit US Standards vergleichbar war. Wir haben in dem Prozess gelernt, dass dies ein wichtiger Punkt im Gesamtkonzept ist, da ein zu hohes Multiple, welches deutlich über einem Faktor von 1.5 bis ggfs. 2 liegt, nicht ohne weiteres akzeptiert wird. Andererseits wiederum sind vor allem große institutionelle US Investoren weniger interessiert, wenn die Bewertung nach dem Börsengang voraussichtlich unterhalb von USD 300M liegt. Das hat vermutlich etwas damit zu tun, dass Biotechnologie Unternehmen, welche deutlich darunter liegen, statisch in historischen Analysen ein weniger gutes Abschneiden im Markt vorweisen konnten. Es gibt also eine Art „Sweet Spot“.

IFX-1 wird aktuell für verschiedene Erkrankungen entwickelt. Hidradenitis Suppurativa (HS), eine schwere systemische Entzündungserkrankung der Haut, ist Ihre sogenannte „Lead Indikation“ – Warum?

Ursprüngliche haben wir IFX-1 für die Bekämpfung akut lebensbedrohlicher Entzündungen entwickelt, mussten aber lernen, dass diese Indikationsbereiche für spezialisierte Investoren und auch für den US-amerikanischen Markt nicht von hohem Interesse sind. Das Entwicklungsrisiko wirdals zu hoch eingeschätzt. Glücklicherweise haben wir aber auch damals schon in verschiedenen anderen Bereichen entwickelt, sodass wir dann der Indikation HS Priorität eingeräumt haben. Das war möglich, da wir mit IFX-1 einen Mechanismus bedienen, der ein Behandlungsansatz für viele verschiedene entzündliche Erkrankungen sein kann. Dies belegten zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten. HS stellte sich hierbei für uns als ideale Indikation heraus: HS war bis dato im Bezug auf die Aktivierung des Komplementsystems quasi unerforscht, damitwir neue Patente anmelden konnten. Der Weg zur Zulassung wurde bereits einmalig beschritten, sodass hierbei auch mehr regulatorische Klarheit bzgl. der Entwicklungsschritte bestand. Zudem gibt es nach unserenEinschätzungen und den der Experten eine signifikante Anzahl an Patienten. Weiterhin existiert trotz eines bereits zugelassenen Medikamentes ein großer medizinischer Bedarf. In der ersten kleinen unkontrollierten (ohne Placebo-Kontrolle) Studiein schwer erkrankten Patienten, bei denen alle anderen Therapieanstrengungen versagt hatten, konnten wir erste vielversprechende Ergebnisse durch die Anwendung von IFX-1 beobachten.Das wichtige dabei ist, dass IFX-1 einen neuartigen Wirkmechanismus besitzt, der besonders bei dieser Erkrankung bedeutsam zu sein scheint. Wie man den ersten Analystenberichten der Banken entnehmen kann, gehen auch sie von einem großen Marktpotential im Bereich HS aus. Es ist daher für uns logisch, dass wir unsere Anstrengungen derzeit sehr auf diese Entwicklung konzentrieren.

Mit Chemocentryx aus den USA entwickelt ein weiteres Biotech Unternehmen ein Medikament gegen die ANCA Vasculitis. Eine Phase-3-Studie wurde gestartet. Welche Vorteile hat diese konkurrierende Firma?

Es sind unterschiedliche Präparate. Was Chemocentryx geschafft hat, muss man anerkennen. Die veröffentlichten Studiendaten der Phase II zeigen auf, dass der Signalweg sehr bedeutsam für die Erkrankung ist. Viele Investoren werten diese Daten daher als positiv für InflaRx, denn das Risiko keine Wirkung zu sehen wird dadurch in ihren und auch unseren Augen reduziert. Das Mittel von Chemocentryx ist oral verfügbar, dies hat sicherlich gewisse Vorteile. Aber bei einer akut lebensbedrohlichen Indikation wie ANCA Vasculitis sehen wir auch Vorteile für unser Präparat, welches sehr schnell die Wirkung von C5a blockiert. Dass die IFX-1-Gabe, also die Blockade von C5a, in dieser Erkrankung einen positiven Effekt erzielen kann, wollen wir in den anstehenden Studien untersuchen und wenn möglich demonstrieren.

Welche klinischen Studien sind geplant? Wann ist mit frischen Studiendaten zu rechnen?

Wir wollen in diesem Quartal die große Phase-2b-Studie starten, in der Indikation Hidradenitis Suppurativa (Akne inversa). Der primäre Endpunkt der Studie soll im ersten Halbjahr 2019 erreicht werden. Bei der ANCA Vasculitis planen wir ebenfalls eine Phase-2-Studie im Jahr 2018 zu starten. Da es sich jedoch um eine seltene Erkrankung handelt, wird die ANCA-Studie deutlich länger laufen, als die HS-Studie. Darüber hinaus planen wir eine bisher nicht publizierte,weitere Indikation zu beginnen. Und wir arbeiten an weiteren Projekten. Das ist das besondere an unserer Technologie. Viele inflammatorische aber auch onkologische Anwendungen können damit adressiert werden.Bislang war es in der Forschung schwierig ein Molekül zu erstellen, welches diesen Signalweg blockiert. InflaRx hat in diesem Bereich einen Durchbruch mit einer neuen Technologie errungen, und somit ein Alleinstellungsmerkmal im Markt erreicht. Die zugrundeliegenden Erfindungen wurden weltweit durch zahlreiche ausgestellte Patente gesichert.

Wie lange haben die angesprochenen Patente Bestand?

IFX-1 fällt unter Kernpatente, die InflaRx selbst gehören. Ohne Verlängerung laufen diese bis 2030. Eine Verlängerung um weitere fünf Jahre ist möglich und üblich, wenn eine Zulassung erreicht wird. Die neu angemeldeten Patente, wenn diese erstellt werden, haben in der Regel eine Laufzeit von 20 Jahren und gegebenenfalls auch die Option einer Verlängerung. Damit befindet sich InflaRx in einer komfortablen Situation.

Sie sind nicht als deutsche Aktiengesellschaft, sondern als NV auf dem Kurszettel zu finden. Warum?

Viele der AG Regularien im deutschen Aktienrecht widersprechen den US-Börsenregularien. Firmen in Deutschland, wie auch wir, gründen daher häufig eine Firmenholding.  Zum Beispiel in den Niederlanden mit der Unternehmensform der NV, dem niederländischen Gegenstück zur deutschen AG, die besser mit den US-Börsengesetzen harmoniert. Es ist also gewissermaßen ein Kunstgriff, um die US Regularien erfüllen zu können.

Wie könnte man gerade in Deutschland mehr Investitionen in die Biotechnologie Branche erzielen?

Das ist nicht so einfach zu beantworten, weil es hierfür viele Faktoren gibt, die sich großteilig gegenseitig bedingen. Zudem muss man sicher zwischen Früh- und Spätphase Investitionen unterscheiden. Ich glaube, dass gerade in Zeiten der Niedrigzinspolitik in Europa, die Biotechnologie Branche erneut von größerem Interesse für Anlieger werden könnte. Hier können bei bestehenden Risiken beachtliche Gewinne erzielt werden. Eine wichtige Frage ist demnach, wie gut und genau dieses Risiko von Anliegern eingeschätzt werden kann: Hier helfen in den USA zum Beispiel die oben angesprochenen spezialisierten Großinvestoren, zumindest in gewissem Umfang. Die andere Frage in diesem Zusammenhang ist die, nach der Risikobereitschaft der Anleger selbst. Die Politik kann hier sicher einiges tun, was die Rahmenbedingungen von Investitionen in private Firmen betrifft, also die frühen Phasen der Branchenentwicklung. Wir haben in Deutschland aus meiner Sicht hervorragende frühe Förderprogramme auf Ebene von Bund und Ländern. Eine Möglichkeit der steuerlichen Abschreibung von Verlusten von Investoren, wäre ein Beispiel für einen wichtigen weiteren Anreiz. Die Frage ist, sollte die Politik solche Anreize setzen und was hat die Gemeinschaft davon: Dies würde ich absolut bejahen. Die Entwicklung von neuen Therapeutika und Diagnostika hat einen sehr hohen inhaltlichen Wert für unsere Gesellschaft und unser Leben in Gesundheit. Ein Blick in die USA zeigt auch, dass eine enorme Anzahl von Arbeitsplätzen generiert werden kann, wenn Biotechnologie Firmen groß werden und nicht wie in Deutschland und Europa meist üblich verkauft werden. Gerade dieser Faktor, dass der Verkauf eben hierzulande oft der einzig lohnende Exit für Investoren ist, bedingt aber gerade, dass dies zumindest aktuell das bevorzugte Geschäftsmodel ist. Das liegt wesentlich mit daran, dass gerade für die sehr kostenintensive spätere Finanzierungsphase, meist hierzulande nicht genügend Finanzen und eben auch kein risikobereiter Kapitalmarkt bereitstehen. Ich glaube aber, dass sich dies in Zukunft ggfs. ändern wird, da eben gerade bei Markteintritt von Medikamentenentwicklern eine weitere erhebliche Wertsteigerung und Wertschöpfung eintritt. Dies gilt sowohl ökonomisch, als auch gesellschaftlich, wie oben angesprochen. Es ist daher für mich einfach logisch, dass wir auch in Europa wieder mehr Modelle entwickeln, um diese Wertsteigerung und Wertschöpfung (auch) wieder innerhalb von Europa stattfinden zu lassen.

Vielen Dank für das umfangreiche und hochinteressante Interview.

DER AKTIONÄR wird für Sie das Biotech-Unternehmen aus dem thüringischen Jena in Zukunft weiter verfolgen und gegebenenfalls bei Neuigkeiten informieren.

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