Schwache Zahlen und die Angst vor einer drastischen Dividendenkürzung haben 1&1 Drillisch zuletzt deutlich unter Druck gesetzt. Seit Mittwoch vergangener Woche hat der MDAX-Titel über 15 Prozent an Wert verloren. Die Ursache ist klar: Die Anleger haben Angst, dass die Kosten für den neuen Mobilfunkstandard 5G aus dem Ruder laufen. Die Chance zum Ausstieg hat der Konzern aber nicht genutzt.
Die Preise für die 5G-Auktion sind inzwischen über die 2-Milliarden-Euro-Grenze gestiegen. Drillisch mischt dabei ganz vorne mit, war nach den neuen Gebotsrunden am Montag sogar der Höchstbietende – noch deutlich vor den größeren Platzhirschen Deutsche Telekom und Vodafone. Der MDAX-Konzern machte damit deutlich, dass man es mit dem Aufbau eines eigenen Netzes wirklich ernst meint.
Aktueller Stand der 5G-Auktion
Dabei hatte die Reaktion der Anleger in der vergangenen Woche gezeigt, dass viele Teilnehmer am Markt nicht gerade begeistert von der neuen Drillisch-Strategie sind. Am Montag ließ der Konzern allerdings die große Chance ungenutzt, günstig aus der Auktion auszusteigen. Telefónica hatte Drillisch zwischenzeitlich auf allen Blöcken bis auf einen überboten. „Damit hätte sich für 1&1 die Möglichkeit ergeben, aus der Auktion auszusteigen mit nur minimalen Zahlungsverpflichtungen“, so Vitali Gretschko vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu Golem.de.
Es wird noch teurer
Doch mit der Mutter United Internet im Rücken dachte Drillisch offenbar nicht an einen Ausstieg. Vielmehr wurden erneut hohe Gebote abgegeben, wohl auch um den Wettbewerbern zu signalisieren, dass man sich nicht so einfach geschlagen gebe. Klar ist, dass die Versteigerungen nun erst richtig teuer werden, Denn das Gebot auf jeden Block muss um mindestens zehn Prozent erhöht werden, somit ergibt sich ein exponentielles Wachstum. Wie teuer die Frequenzen am Ende wirklich werden, steht allerdings weiterhin in den Sternen. Die Bundesregierung rechnet mit Erlösen von drei bis fünf Milliarden Euro.
Finger weg
Die Situation für Drillisch ist verzwickt. Der Aufbau eines eigenen Netzes wird enorm teuer. Da allerdings die aktuellen Verträge mit Telefonica in zehn Jahren auslaufen, muss der Konzern reagieren, da das bisherige Geschäftsmodell dann in Frage gestellt werden wird. Mit der drohenden Dividendenkürzung verliert die Aktie ein wichtiges Kaufargument. Das schwache Chartbild spricht zudem Bände. Anleger greifen nicht ins fallende Messer und bleiben an der Seitenlinie.
Dividendenschock möglich