Die Qualitätsprobleme bei Siemens Gamesa haben Siemens Energy eine heftige Gewinnwarnung beschert. Völlig überraschend kamen die Probleme aber nicht. Denn klar ist: Die rasante Entwicklung in der gesamten Windindustrie mit sinkenden Kosten und besserer Technologie waren und sind eine Herausforderung für die Branche.
Durch Innovationen bei den Turbinen, um die Kosten zu senken, seien die Grenzen der Technik überschritten worden, so Christoph Zipf, Sprecher des Branchenverbandes WindEurope, gegenüber CNBC. Vor 20 Jahren hätten Turbinen noch eine Leistung von etwa 1 Megawatt (MW) gehabt, heute testen die Hersteller bereits 15-MW-Turbinen.
„Das bedeutet, dass die Turbinen auch größer geworden sind, was eine Herausforderung für die Komponenten darstellt“, so Zipf weiter. Er bezieht sich dabei auf die Qualität, die Materialien sowie die Langlebigkeit.
Gleichzeitig haben die Inflation und die steigenden Rohstoffkosten die ohnehin angespannte Kostensituation verschärft. So sind die Kosten etwa für Nickel aus Russland oder Stahl aus der Ukraine nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine in die Höhe geschnellt. Zudem sind die Strompreise in Europa massiv gestiegen.
Ein weiteres Problem: Die Windauktionen waren in der Vergangenheit meist nicht indexiert und somit nicht an die Inflation gekoppelt. Da zwischen Auftragseingang und Inbetriebnahme in der Branche viel Zeit vergehen kann – bis zu 18 Monate sind nicht ungewöhnlich –, kann dies angesichts der aktuellen Preisentwicklung zu einem Problem werden.
Der hohe Kostendruck kann durchaus eine Erklärung sein, dass die Langlebigkeit der Komponenten leidet. Dennoch muss Siemens Energy diese Probleme schnellstmöglich in den Griff bekommen – damit die explodierenden Kosten nicht weiter ausufern. Aktuell ist bei der Aktie weiter vor allem mit hoher Volatilität zu rechnen. Anleger warten ab.