Die russische Invasion der Ukraine liegt inzwischen mehr als eine Woche zurück. Die erbitterten Kämpfe werden auch in der neuen Handelswoche die Kursentwicklungen belasten. Der DAX hat die Gewinne des vergangenen Jahres bereits vollständig abgegeben. Wann die Talfahrt des deutschen Leitindex endet, steht derzeit in den Sternen. Der bevorstehende Zinsentscheid der europäischen Zentralbank könnte den Verkaufsdruck allerdings zumindest kurzzeitig abschwächen.
Nach einer brüchigen Feuerpause gehen die Kämpfe um die Städte Mariupol und Wolnowacha weiter. Russlands Militärsprecher Igor Konaschenkow beklagte, dass "kein einziger Zivilist" Mariupol oder Wolnowacha über die Korridore habe verlassen können. Ukrainischen Angaben zufolge waren hingegen 400 Menschen aus Wolnowacha und umliegenden Dörfern in Sicherheit gebracht worden. Beide Seiten hatten sich am Nachmittag gegenseitig Verstöße gegen die Feuerpause vorgeworfen, diese lassen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.
"Der Krieg diktiert weiterhin das Geschehen an den Märkten. Im Moment kann niemand sagen, wie sich die Situation in den kommenden Tagen und Wochen entwickeln wird", konstatiert Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners Altmann.
Der DAX, der noch im vergangenen November bei rund 16.290 Punkten ein Rekordhoch erreicht hatte, ist inzwischen in Richtung 13.000 Punkte abgesackt. Das Chartbild hat sich dabei stark eingetrübt, nachdem auf kleine Erholungsversuche in der vergangenen Woche bislang nur immer deutlichere Abwärtsbewegungen gefolgt waren.
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Mit Verhandlungen und Sanktionen will der Westen, den russischen Präsidenten Wladimir Putin derweil zum Einlenken zu bewegen. Die Strafmaßnahmen gegen Russland treffen aber auch die europäische selbst schwer, der zum Teil stark abhängig von dessen Gaslieferungen ist. "Die scharfen Sanktionen werden auch hierzulande zu Wachstumseinbußen führen, zumal die Energiepreise weiter deutlich steigen und den Verbrauchern Kaufkraft entziehen sowie die Kosten für Unternehmen erhöhen", schreibt Aktienstratege Markus Reinwand von der Helaba.
EU-Gipfel zu Kriegs- und Sanktionsfolgen angekündigt
In der kommenden Woche steht außerdem ein EU-Gipfel in Versailles auf dem Programm. Wie die französische Zeitung Le Monde am Samstag berichtete, soll es dabei mit Blick auf die Bewältigung der Folgen auch um das Einrichten eines gemeinsamen Fonds zum Abfedern der Sanktionsfolgen für die EU gehen. In den Mitgliedsstaaten liefen derzeit Gespräche, um einen solchen Fonds schnellstmöglich zu schaffen. Womöglich werde dieser bereits auf dem Gipfel am Donnerstag und Freitag kommender Woche angekündigt.
Dem Bericht zufolge könnten kurzfristig Mittel aus dem EU-Wiederaufbaufonds von 750 Milliarden Euro zur Bewältigung der Corona-Krise umgeleitet werden, um die Kriegsfolgen abzufedern. Es gehe darum, sehr schnell auf die wirtschaftlichen Folgen zu reagieren und die Kosten der Sanktionen auf mehrere Schultern zu verteilen.
EZB-Zinsentscheid und US-Verbraucherpreise
Für den kommenden Donnerstag ist zudem die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) angesetzt. Marktexperte Sadowski von Lynx geht davon aus, dass die Sorgen über ein sich abflauendes Wirtschaftswachstum, steigende steuerliche Defizite und höhere Schuldenlasten die EZB daran hindern dürften, bald Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation zu ergreifen. Vor dem Kriegsbeginn sei da noch anderes erwartet worden. Höhere Zinsen und ein Ende der ultralockeren Geldpolitik wären unter den aktuellen Umständen jedoch "tatsächlich nicht hilfreich", betont er.
Abgesehen von der EZB-Sitzung steht am selben Tag auch die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise für Februar an. Ihnen dürfte angesichts der Mitte März anstehenden US-Leitzinsentscheidung wohl ebenfalls eine gewisse Beachtung geschenkt werden.
Berichtssaison geht weiter
In der kommenden Woche setzt sich zudem die Berichtssaison fort. Den Auftakt machen am Dienstag der Immobilienkonzern Corestate Capital, der Online-Modehändler Global Fashion Group, der Schweizer Schokoladenproduzent Lindt & Sprüngli und der Automobilzulieferer Schaeffler.
Der Höhepunkt wird am Mittwoch markiert werden, denn dann berichten die vier DAX-Unternehmen Adidas, Brenntag, Continental und die Deutsche Post über ihr abgelaufenes Jahr und geben womöglich auch einen Ausblick auf 2022. Auch die Deutsche Pfandbriefbank, der Stahlhändler Klöckner & Co und der Wafer-Produzent Siltronic präsentieren zur Wochenmitte ihr Zahlenwerk.
Der noch in diesem Monat in den DAX aufsteigende Versicherer Hannover Rück legt einen Tag später sein detailliertes Zahlenwerk vor. Ebenfalls am Donnerstag wollen die Unternehmen Comupgroup, Hapag-Lloyd, Hugo Boss, K+S, LEG Immobilien und MLP die Anleger in ihre Bücher spitzen lassen.
Am Freitag stehen die Jahreszahlen von Atoss Software, dem Chemiekonzern Lanxess sowie dem Fielmann-Rivalen EssilorLuxottica auf dem Programm. Zudem präsentieren die Deutsche Bank, die Deutsche Börse und die Mercedes-Benz Group ihren Geschäftsbericht (Mit Material von dpa-AFX).
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