Die Lage ist ernst: Bänder stehen still, Lieferketten sind unterbrochen – doch nicht nur Maßnahmen um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen genießen bei BMW oberste Priorität. DER AKTIONÄR zeigt, woran BMW gerade in dieser schweren Zeit konsequent weiterarbeitet.
Wie der Münchner Autobauer BMW in einer aktuellen Pressemitteilung bekannt gab, habe die Entwicklung alternativer Antriebsformen oberste Priorität.
„Wir sind überzeugt, dass künftig verschiedene alternative Antriebsformen nebeneinander existieren werden, da es keine alleinige Lösung gibt, die sämtliche Mobilitätsanforderungen der Kunden weltweit abdeckt."
Laut BMW-Entwicklungsvorstand KLaus Fröhlich könnte der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb langfristig eine vierte Säule im Antriebsportfolio des Konzerns werden. Besonders das obere Ende der X-Familie, welche die beliebten Oberklasse SUVs des Autobauers umfasst, würde sich hierfür besonders anbieten.
Die Zeit für Wasserstoff-Autos ist noch nicht gekommen
Allerdings räumt der Entwicklungsvorstandschef gleichzeitig ein, dass es aktuell noch zu früh für ein Wasserstoff-Auto aus dem Hause BMW ist:
„Aus unserer Sicht muss Wasserstoff als Energieträger zunächst in hinreichenden Mengen, mit grünem Strom und zu wettbewerbsfähigen Preisen produziert werden. Wasserstoff wird dann vor allem in Anwendungen eingesetzt werden, die nicht direkt elektrifizierbar sind, also etwa im Schwerlastverkehr auf der Langstrecke.“
Zudem mangle es aktuell noch an der Infrastruktur. Klaus Fröhlich zufolge fehlt derzeit beispielsweise ein europäisches, flächendeckendes Netz an Wasserstofftankstellen.
Herstellungskosten sollen sinken
Bis die optimalen Rahmenbedingungen für Wasserstoff-Autos geschaffen sind, will BMW die Zeit nutzen, um die Herstellungskosten des Antriebssystems zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen, hat sich das Unternehmen in der Vergangenheit bereits an mehreren Forschungsprojekten beteiligt.
Unter anderem engagiert sich BMW beim Forschungsprojekt BRYSON(BauRaumeffiziente HYdrogenSpeicher Optimierter Nutzbarkeit). Das Ziel dieses Zusammenschlusses der BMW AG, der Hochschule München, der Leichtbauzentrum Sachsen GmbH, der Technischen Universität Dresden sowie der WELA Handelsgesellschaft mbH ist die Entwicklung neuartiger Wasserstoffdruckspeicher.
Diese sollen so konzipiert sein, dass sie sich einfach in universelle Fahrzeugarchitekturen integrieren lassen. Projektziel ist die Entwicklung von Tankbehältern in Flachbauweise. Das auf dreieinhalb Jahre angelegte Projekt, wird laut Angaben der BMW AG eine Senkung der Herstellkosten von Wasserstoff-Tanks für Brennstoffzellen-Fahrzeuge zur Folge haben.
Kooperation mit Toyota
Doch auch mit dem japanischen Autobauer Toyota hat BMW seit 2013 einen Produkt-Entwicklungs-Kooperations-Vertrag. Im Rahmen dieses Vertrags forschen beide Hersteller an einem gemeinsamen Brennstoffzellen-Antriebssystemen sowie an skalierbaren, modularen Komponenten für Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge.
Beim ab 2025 erwarteten BMW i Hydrogen NEXT kommen bereits Brennstoffzellen aus der Kooperation mit Toyota zum Einsatz. Um bis zur zweiten Hälfte des Jahrzehnts optimal auf die technologischen Anforderungen eines Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeugs vorbereitet zu sein, will BMW die Kooperation weiter fortsetzen.
Inzwischen hat sich die BMW-Aktie von den Tiefs nach dem Ausverkauf an den Märkten erholen und oberhalb der 40-Euro-Marke stabilisieren können. Auf dem aktuellen Kursniveau sind rückgängige Absatzzahlen und ein Großteil der Coronavirus-Folgen eingepreist. Mutige Anleger können daher mit dem Aufbau einer ersten Position beginnen. Zur Absicherung sollte jedoch ein Stoppkurs bei 38,15 Euro platziert werden.