Immer mehr Börsianer erwarten eine nahende Korrektur am Aktienmarkt. Doch der DAX tut ihnen nicht den Gefallen. Am vergangenen Montag ging es bis auf 15.916 Punkte rauf. Die 16.000-Punkte-Marke bleibt in greifbarer Nähe. Nun beginnt auch in Deutschland die Berichtssaison so richtig zu laufen. Der Wochenausblick.
Nach der Kursrally von fast zehn Prozent seit dem jüngsten Tief im März war dem Leitindex in der abgelaufenen Woche unterhalb der Marke von 16.000 Punkten zunächst die Puste ausgegangen. Am Freitag-Nachmittag drehte der DAX aber mit Unterstützung von Schwergewicht SAP wieder ins Plus und schloss den Xetra-Handel bei 15.881,66 Punkten.
Auf Wochensicht hat sich der deutsche Leitindex damit ein Plus von einem knappen halben Prozent erkämpft. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen wenig verändert bei 15.880 Zählern. Die Einigung in der Nacht auf die hohe Tariferhöhung im öffentlichen Dienst, mit der teure Streiks abgewendet werden, hat demnach zunächst keine Auswirkungen.
Anleger können nach Ansicht von Experten optimistisch in die neue Woche gehen. "Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der DAX wieder die Marke von 16.000 Punkten überschreitet", hieß es von der Helaba. Davon trennen den Leitindex derzeit lediglich gut 100 Punkte.
Die LBBW-Analysten warnen allerdings vor Gewinnmitnahmen angesichts einer Eintrübung der US-Konjunktur. Profianleger haben ihre Short-Positionen zuletzt deutlich ausgebaut. In den USA wurde fast eine Billion Dollar auf fallende Kurse gesetzt, wie eine Auswertung des Finanzdatenanbieters S3 Partners zeigt. Zudem zeigte eine weltweite Umfrage der Bank of America (BofA) unter 292 institutionellen Investoren bereits vor zwei Wochen den größten Pessimismus gegenüber Aktien seit der Finanzkrise 2008. Aber die BofA wertete dies als positives Zeichen für die Bullen (DER AKTIONÄR berichtete).
Neue Inflationsdaten im Fokus
Auf eine erfreuliche Kursentwicklung in den vergangenen Wochen folgten im DAX jüngst wieder Kursabschläge und Stagnation. "Langsam setzt sich bei den Marktteilnehmern die Erkenntnis durch, dass die Notenbanken alles andere als gewillt sind, die Märkte schon bald wieder mit sinkenden Zinsen zu unterstützen", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Abgesehen von den zuletzt gesunkenen Energiepreisen beruhige sich der Preisauftrieb kaum. Am Freitag stehen die deutschen Verbraucherpreise für April auf der Agenda.
"Wir befinden uns jetzt an einem entscheidenden Punkt im Straffungszyklus der Notenbanken, der durch die Mini-Bankenkrise im letzten Monat und die Auswirkungen auf die Kreditvergabe und die Wirtschaft im weiteren Verlauf des Jahres noch schwieriger geworden ist", konstatierte Craig Erlam, Marktanalyst beim Handelshaus Oanda. Insbesondere für die US-Notenbank Fed bestehe jetzt ein noch größeres Risiko, zumal jüngste Konjunkturdaten die Furcht vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten verschärft hätten.
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Solide Konjunkturdaten erwartet
"Während sowohl die USA als auch Großbritannien wohl vor einer milden Rezession stehen, gibt China wieder zunehmend Gas – und der Euroraum inklusive Deutschlands steht mit seinem Mini-Wachstum dazwischen", schrieb Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Für das Startquartal 2023 rechnet der Experte gerade für die USA aber noch einmal mit soliden Wachstumszahlen, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Am Freitag folgt das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal für Deutschland und die Eurozone.
"Deutschland umschifft zwar eine Rezession, wirklich positiv sind die konjunkturellen Aussichten allerdings nicht", kommentierten die Experten von Helaba. Deshalb sollten die Erwartungen auch für das am Montag anstehende Ifo-Geschäftsklima für April nicht zu hoch ausfallen. Nach fünf Anstiegen erwarten die Helaba-Experten nun eine Verschnaufpause. Weitere wichtige Konjunkturdaten stehen am Mittwoch mit dem DIW-Konjunkturbarometer und dem GfK-Verbrauchervertrauen an.
Einkaufsmanagerindex für Eurozone überrascht positiv
Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat im April den höchsten Wert seit knapp einem Jahr erreicht. Der Einkaufsmanager-Index von S&P Global zeigt jedoch eine sehr ungleiche Verteilung des Wachstums. So hat sich die Schere zwischen dem teils boomenden Dienstleistungssektor und dem schwächelnden Verarbeitenden Gewerbe weiter aufgetan. Bei den Dienstleistern spricht aus Sicht der Commerzbank-Analysten allerdings vieles für einen nach wie vor hohen Inflationsdruck.
"Die Eurozonen-Konjunktur schlägt sich weiterhin besser als erwartet, dank eines brummenden Dienstleistungssektors", kommentierte indes Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Die hohen Inflationsraten könnten die Dienstleister jedenfalls derzeit noch einfach abschütteln.
Berichtssaison kommt hierzulande richtig ins Laufen
Ansonsten geht die Berichtssaison in die nächste Runde. Aus dem DAX legen am Mittwoch Symrise, Beiersdorf, Puma, MTU und Deutsche Börse Quartalszahlen vor.
Am Donnerstag folgen Deutsche Bank und BASF, ehe am Freitag Mercedes-Benz und Covestro die Bücher öffnen. Dazu kommen zahlreiche Nebenwerte. (Alle Termine der Woche finden Sie bei finanztreff.de.)
Besonderer Fokus dürfte im Wochenverlauf auch auf einigen US-Werten liegen, allen voran auf den Tech-Giganten Microsoft, Alphabet und Meta, die mit ihren Geschäftsberichten die Richtung für die gesamte Branche vorgeben könnten. (Mit Material von dpa-AFX)
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