Bei den Käufern seiner Elektroautos kann Tesla-Chef Elon Musk mit seiner aggressiven Preispolitik punkten – aber nicht bei den Anlegern. Das zeigte die klar negative Reaktion am Aktienmarkt auf den jüngsten Quartalsbericht. Am Donnerstag sacken die Anteilscheine des nach Börsenwert weltgrößten Autobauers bis auf 161,61 US-Dollar ab, was den tiefsten Stand seit Ende Januar bedeutet.
Im Nasdaq 100 ist die Aktie von Tesla mit einem Minus von mehr als zehn Prozent der mit Abstand größte Verlierer des Tages. Das Papier reißt auch die kleineren Konkurrenten Lucid und Rivian mit nach unten, deren Papiere um 6,3 beziehungsweise 4,3 Prozent nachgeben. Seit Jahresbeginn behauptet Tesla aber einen Kursanstieg von knapp 32 Prozent, womit die Aktien im Indexranking immer noch recht weit vorne stehen.
Zur Wochenmitte nach US-Handelsschluss hatte der Konzern die Einstellung seines bisherigen Absatzrekords mit E-Autos bekanntgegeben. Er konnte damit die hoch gesteckten Erwartungen aber trotzdem nicht ganz erfüllen – ebenso wie mit dem starken Umsatzplus von fast einem Viertel gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Zudem sackte dafür der Nettogewinn in einem ähnlichen Ausmaß ab, was sich auch in einer deutlich gesunkenen operativen Gewinnmarge niederschlug. JPMorgan-Analyst Ryan Brinkman sprach von einer klar hinter den Erwartungen liegenden Margenentwicklung. Zudem sei es der erste Gewinnrückgang seit dem Schlussquartal 2019.
Ähnlich monierte Mark Delaney von der US-Investmentbank Goldman Sachs, dass die jüngsten Preissenkungen die Profitabilität im Autogeschäft überraschend deutlich belastet hätten. Angesichts weiterer geplanter Maßnahmen sollte sich dieser Trend zudem fortsetzen, so seine Befürchtung. Für die langfristige Marktpositionierung von Tesla bleibt Delaney aber positiv gestimmt – auch mit Blick auf die Kostenstruktur des Unternehmens.
Analyst Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC sprach ebenfalls von der auf lange Sicht richtigen Strategie, die die Kostenführerschaft des Unternehmens stärke. Ungeachtet der Schmerzen in Form sinkender Margen sehe er Tesla weiterhin als den am besten positionierten Elektroautobauer an.
Das Unternehmen selbst geht ebenfalls davon aus, trotz der Preissenkungen auch künftig zu den profitabelsten Branchenunternehmen zu zählen. Im ersten Quartal war die operative Gewinnmarge zwar auf 11,2 Prozent gesunken - von 16,0 Prozent im Vorquartal und 19,2 Prozent vor einem Jahr. Im Vergleich dazu lagen die Margen von Ford und General Motors zuletzt aber bei fünf und sieben Prozent.
DER AKTIONÄR schrieb bereits im Vorfeld, dass es infolge der Tesla-Zahlen bei der Aktie volatiler zugehen könnte. Langfristig dürfte der E-Auto-Pionier jedoch als einer der Gewinner des Preiskriegs hervorgehen. Der Verzicht auf höhere Margen erhöht den Druck auf Konkurrenten und steigert die Nachfrage. Jedoch müssen sich die Rabatte zukünftig deutlicher bei den Absatzzahlen bemerkt machen als im ersten Quartal, in dem der Absatz zwar auf ein Rekordhoch stieg, das Wachstum zum Vorquartal jedoch relativ gering blieb. Dann dürfte auch die Aktie wieder anziehen. Kurzfristig ist das Papier mit dem Rutsch unter das Märztief nun aber erst einmal charttechnisch angeschlagen. Position mit einem Stopp bei 130,00 Euro (circa 142,40 Dollar) nach unten absichern.
(Mit Material von dpa-AFX)