Angesichts der Bundestagswahl am kommenden Sonntag, der mit Spannung erwarteten Fed-Sitzung und der Bekanntgabe wichtiger Wirtschaftsdaten müssen Deutschlands Aktionäre mit allerlei Unklarheiten kämpfen. Im DAX zeichnet sich zudem eine brisante Chart-Situation ab. Immerhin sinken die Corona-Infektionszahlen leicht. Der Wochenausblick.
Am Freitag machte der große Verfallstag seinem Namen alle Ehre. Die auslaufenden Terminkontrakte auf Indizes und einzelne Aktien ließen Verkaufsdruck aufkommen. Auch in den USA fielen die großen Aktienindizes. Letztlich verlor der Xetra-DAX vorm Wochenende gut ein Prozent auf 15.490 Punkte. Damit lautet die Wochenbilanz für das Börsenbarometer minus 0,8 Prozent.
Eine brisantes Bild zeigt gegenwärtig der DAX-Chart. Die gleitende 50-Tage-Linie konnte zuletzt nicht nachhaltig überwunden werden. Die Unterstützung bei 15.440/15.450 Punkten hat jedoch bislang gehalten (siehe Chart). Ein nachhaltiger Rutsch darunter würde Abwärtspotenzial bis zum Juli-Tief eröffnen. Noch ist die breite Seitwärtsrange jedoch intakt.
Für weitere Aktienrekorde sei es vermutlich noch zu früh, glaubt auch Helaba-Volkswirtin Claudia Windt. "Die konjunkturellen Risiken im Zusammenhang mit Delta sind unseres Erachtens noch nicht vom Tisch, das zeigt sich eindrucksvoll in China. Denn anders als in den USA enttäuschten die chinesischen Konjunkturdaten eher." Hinzu komme die Schieflage des überschuldeten Immobilienentwicklers Evergrande. Mit Verbindlichkeiten von 300 Milliarden US-Dollar, was gut zwei Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts entspreche, "könnte das Unternehmen für einen 'Lehman-Effekt' zumindest im chinesischen Bankensektor sorgen", fürchtet Windt.
Ausgang der Bundestagswahl sorgt für kurzfristige Unsicherheiten
Bei der Bundestagswahl spricht für den LBBW-Aktienstrategen Uwe Streich einiges dafür, dass die SPD stärkste Kraft wird. Denkbar seien dann vier unterschiedliche Drei-Parteien-Koalitionen sowie eine Koalition aus lediglich zwei Parteien. "Bei drei dieser fünf denkbaren Kombinationen (Deutschland, Jamaika, Ampel) dürfte die Erringung einer Sitzmehrheit im Parlament kein Problem sein, bei den verbleibenden beiden Konstellationen (Rot/Rot/Grün, GroKo) könnte es allerdings knapp werden", erwartet Streich.
Für ihn ist derzeit eine Ampel-Koalition die wahrscheinlichste aller Varianten. Dies würde die Aktienanleger vermutlich zwar nicht in Entzückung versetzen, wäre wegen der Beteiligung der FDP allerdings eine weniger aufgeregte Entwicklung als im Falle von Rot/Grün/Rot, so Streich.
DAX ab Montag mit 40 Unternehmen
Gleich zum Wochenstart am Montag geht der auf 40 Titel erweiterte DAX an den Start. Die zehn in die erste deutsche Börsenliga aufsteigenden Aktien sind in alphabetischer Reihenfolge: Airbus, Brenntag, HelloFresh, Porsche SE, Puma, Qiagen, Sartorius, Siemens Healthineers, Symrise und Zalando. Im Gegenzug wird der MDAX der mittelgroßen Werte von 60 auf 50 Titel verkleinert.
Am DAX-Punktestand ändert sich durch Hinzunahme der zehn Neuen übrigens nichts. Die Indexformel bleibt unverändert. Lediglich die Gewichtung der bisherigen Werte ändert sich ein wenig. Jede einzelne Firma trägt etwas weniger zum Indexstand bei als bislang.
Zudem steht die neue Woche im Zeichen der weltweiten Zentralbank-Entscheidungen, allen voran die der US-Notenbank Fed am Mittwoch, aber auch von Ländern wie Japan, Großbritannien, Norwegen, Schweden und der Schweiz.
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Christian Scherrmann, Volkswirt bei der Fondsgesellschaft DWS, rechnet dabei noch nicht mit einem größeren geldpolitischen Umschwenken der Fed: "Die jüngsten Äußerungen hochrangiger US-Notenbanker deuten unseres Erachtens nicht darauf hin, dass in der kommenden Sitzung wesentliche Veränderungen bekannt gegeben werden. Weder dürfte die US-Notenbank ausreichende weitere Fortschritte, geschweige denn eine Reduktion der Anleihekäufe ankündigen."
Wartet die Fed noch mit der Ankündigung des Zurückfahrens?
Denn die zuletzt eher moderate Erholung des US-Arbeitsmarktes und die Unsicherheit um die Delta-Variante verringerten den Druck, die Geldpolitik voreilig anzupassen. "Wir sind der Meinung, dass die Währungshüter abwarten werden, ob der versprochene Anstieg der Neueinstellungen aufgrund des Auslaufens der erweiterten Arbeitslosenunterstützung im September tatsächlich eintritt", bemerkte Scherrmann. Er glaubt weiterhin, dass eine Drosselung der Anleihekäufe erst auf der November-Sitzung der Fed bekanntgegeben wird.
Mit Blick auf Konjunkturdaten dürfte in der neuen Woche der Donnerstag am spannendsten werden. Dann werden die als wichtige Frühindikatoren geltenden Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland, der Eurozone und den USA veröffentlicht.
Für Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege bei der Commerzbank, deutet für die Eurozone alles auf ein starkes drittes Quartal hin. "Maßgeblich hierfür ist die fortgesetzte Erholung im Dienstleistungssektor nach der Lockerung der Corona-Beschränkungen", erklärte Schickentanz. Zum Wochenausklang am Freitag stehen ferner die neuesten Zahlen zum Ifo-Geschäftsklima auf der Agenda. (Mit Material von dpa-AFX)
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