Nach dem miesen Börsen-September hoffen die Anleger nun auf einen goldenen Oktober. Saisonal gesehen ist der neue Herbstmonat durchaus eine gute Zeit, um Aktien zu kaufen. Doch im Oktober gab es auch schon Crashs und Paniken. Mancher Experte bleibt dennoch gelassen. Zumal in den USA kurzfristig eine Lösung im Haushaltsstreit gefunden wurde. Der Wochenausblick.
Der deutsche Aktienmarkt hat zum Wochenschluss seine Erholung vom Donnerstag fortgesetzt. Erfreuliche Inflationsdaten sorgten zwischenzeitig für deutlichen Auftrieb. Der Leitindex DAX zog zeitweilig auf über 15.500 Punkte an, ging dann aber nur bei 15.386 Zählern ins Wochenende. Auf Wochensicht gab das deutsche Börsenbarometer um rund ein Prozent nach, im gesamten September waren es über drei Prozent (siehe auch die Tops und Flops im DAX zum Durchklicken). Auch die Quartalsbilanz fällt mit knapp fünf Prozent Abschlag trübe aus, aber seit Jahresbeginn gerechnet notiert der DAX weiterhin komfortabel im Plus.
Auch das Chart-Bild des DAX hat sich mit dem Rutsch aus der monatelangen Seitwärts-Pendelzone eingetrübt. Nun hoffen Anleger auf einen goldenen Oktober. Charttechnisch betrachtet müsste es der Leitindex dazu wieder über seine 200-Tage-Linie schaffen, die derzeit bei 15.579 Punkten verläuft. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen bei 15.400 Zählern und damit leicht über dem Xetra-Schluss vom Freitag.
Chance auf Jahresendrally bleibt
Saisonal gesehen ist der Oktober Strategen zufolge durchaus eine gute Zeit, um Aktien zu kaufen. "Der Börsenmonat ist jedoch auch bekannt für seine Crashs und Paniken wie der Bankenpanik von 1907, der Weltwirtschaftskrise 1929 und dem Schwarzen Montag von 1987", warnt Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von CMC Markets.
Die Chance auf eine Jahresendrally sei aber weiter vorhanden, sagt Sven Streibel, Chef-Aktienstratege der DZ Bank. "Wir sehen in der jüngsten Misere nur eine gewöhnliche Korrektur nach einem unerwartet erfolgreichen Börsenjahr." Eine echte Panik wie beim Bankenbeben im März gebe es nicht, wenn auch die Krisenherde Energie, Zinsen und China die Anlegerstimmung auf ein neues Tief gedrückt hätten. Streibel sieht weiterhin gute Gründe, investiert zu bleiben und nicht zu verkaufen. Die China-Börsen bleiben übrigens die ganze Woche geschlossen.
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Ob die Börsen-Pessimisten in der neuen Woche den Rückzug antreten oder doch ein Crash-Monat startet, dürften also unter anderem die anstehenden Wirtschaftsdaten entscheiden. Am Montag werden zunächst Einkaufsmanager-Indizes für die Industrie in der Euro-Zone und USA veröffentlicht, zwei Tage danach folgen die Barometer für den Dienstleistungssektor. Am Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, findet der Xetra-Handel regulär statt. Dann stehen Daten zu den offenen Stellen aus den USA im August und zur türkischen Inflation an.
Higher for longer...
Der Preisauftrieb ist hierzulande und in der Eurozone zuletzt deutlich zurückgegangen, insgesamt bietet sich im Euroraum aber ein eher gemischtes Bild, weshalb die Experten der niederländischen Bank ING auch keinen Grund sehen, an dem "higher-for-longer"-Szenario der EZB zu zweifeln: "Die höheren Energie- und Lohnkosten halten das Risiko am Leben, dass die Inflation länger als erhofft über dem Zielwert der Notenbank bleiben könnte".
Der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht sollte laut LBBW den "Trend zu einer Abschwächung der Beschäftigungsdynamik untermauern". Dies wäre tatsächlich Wasser auf die Mühlen jener, die darauf hoffen, dass bald wieder eine Lockerung der Zinspolitik durch die US-Notenbank Fed denkbar wird.
US-Shutdown in letzter Sekunde abgewendet
Damit die US-Konjunkturdaten in der neuen Woche plangemäß veröffentlicht werden können, musste mal wieder ein Shutdown in den USA vermieden werden. Im Haushaltsstreit stimmte der US-Kongress in letzter Sekunde am späten Samstag für eine vom führenden US-Republikaner Kevin McCarthy vorgeschlagene Übergangsfinanzierung. US-Präsident Joe Biden unterzeichnete die Vereinbarung umgehend, womit die Finanzierung der Bundesbehörden und -einrichtungen erst einmal bis zum 17. November gesichert ist.
Wäre es zu keiner Lösung gekommen, hätte unter anderem die Statistik-Behörde schließen und wohl auch der viel beachtete US-Arbeitsbericht verschoben werden müssen, merkte Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management an. "Ebenfalls gehen vom Streik in der US-amerikanischen Automobilindustrie zusätzliche negative Effekte aus – auch hier hoffentlich nur kurzfristig", so Walk.
Auf Seite der deutschen Unternehmen sind derweil nur wenige Termine absehbar, die sich vorrangig auf den Donnerstag konzentrieren: Der Verpackungshersteller Gerresheimer legt Quartalszahlen vor, vom Leasing-Spezialisten Grenke kommen dann Zahlen zum Neugeschäft und der IT-Dienstleister GFT lädt zum Kapitalmarkttag. (Mit Material von dpa-AFX)
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