In einem schwachen Marktumfeld verlieren die Anteilscheine der DHL Group heute deutlich. Gegenwind erhalten die Papiere des Bonner Logistikriesen vor allem von einer neuen Studie aus dem Hause JPMorgan. Deren hat Analyst Samuel Bland den Aktien des DAX-Konzerns den Status "Negative Catalyst Watch" verliehen.
Demnach rechnet er hinsichtlich der anstehenden Zahlenbekanntgabe mit eher schlechten Nachrichten. Die fundamentale Einstufung wurde beim Kursziel von 36,40 Euro auf "Underweight" belassen. Seine Ergebnisprognosen für das dritte Quartal sowie die Jahre 2023 und 2024 des Logistikkonzerns lägen mehr oder weniger deutlich unter den Konsensschätzungen, betonte Bland.
Zu der skeptischen Haltung von JPMorgan passt auch diese Studie: Nach der am Mittwoch vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI veröffentlichten Studie "E-Commerce-Markt Deutschland 2023" mussten die 1000 umsatzstärksten Onlineshops im vergangenen Jahr in Summe erstmals seit Studienbeginn im Jahr 2008 einen Umsatzrückgang hinnehmen. In diesem Jahr rechnen die Experten "mit einer Fortsetzung des rückläufigen Trends", wie der Leiter des Forschungsbereichs E-Commerce, Lars Hofacker, berichtete. Die Frage sei nur, wie groß das Minus ausfalle.
Fakt ist: Bereits in den ersten sechs Monaten dieses Jahres lagen die Umsätze im E-Commerce nach Angaben des Branchenverbandes bevh um rund 13,7 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Für das gesamte Jahr rechnen die Experten des EHI im besten Fall - bei einer Trendwende im zweiten Halbjahr - mit einem Umsatzrückgang von 4,2 Prozent im Onlinehandel. Im schlimmsten Fall - bei weiteren starken Umsatzrückgängen im restlichen Jahr - könnten die nominalen - also nicht preisbereinigten - Netto-Umsätze auch um satte 16,9 Prozent auf 64,6 Milliarden Euro einbrechen.
Mit seiner düsteren Einschätzung steht das EHI nicht allein. Auch der bevh prognostizierte zuletzt für das Jahr 2023 einen Rückgang der Umsätze von mehr als 5 Prozent. Nur gut jeder fünfte Onlinehändler rechnet nach einer Branchenumfrage des Verbandes damit, im Jahresverlauf die Krise hinter sich zu lassen. Etwas optimistischer ist allein der Handelsverband Deutschland (HDE), der in seiner allerdings schon im Mai veröffentlichten, aber nach wie vor gültigen Prognose für den Onlinehandel noch mit einer nominalen Umsatzsteigerung von 5,8 Prozent rechnet.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Branche in den vergangenen Corona-Jahren einen beispiellosen Höhenflug erlebt hat, der die Einbußen zumindest etwas relativiert. Im ersten Corona-Jahr 2020 stiegen die Umsätze der 1000 größten Onlinehändler laut EHI um 33,1 Prozent und im zweiten Corona-Jahr 2021 noch einmal um 16,1 Prozent. Trotz des leichten Rückgangs im Jahr 2022 lagen die Umsätze im vergangenen Jahr deshalb noch gut 50 Prozent über dem Vor-Corona-Niveau.
Das Marktumfeld wird rauer. Dazu passend befindet sich die Aktie der DHL Group charttechnisch betrachtet weiterhin in einer relativ schwachen Verfassung. Ein Kauf drängt sich deshalb nicht auf. Mittel- bis langfristig sind die Perspektiven für die günstig bewerteten Anteilscheine des Logistikriesen aber weiterhin gut. Wer investiert ist, kann dabeibleiben, der Stoppkurs sollte bei 34,00 Euro belassen werden.
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Mit Material von dpa-AFX