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06.10.2024 Martin Mrowka

DAX-Ausblick: Aktien zwischen Eskalations-Angst und Zinshoffnungen

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DAX

Stimmt Israel einem Waffenstillstand zu? Oder eskaliert der Konflikt im Nahen Osten weiter? Die Lage im Pulverfass lässt die Ölpreise steigen, was für viele Unternehmen nicht vorteilhaft ist. Insgesamt ist die Rekordlaune auch am deutschen Aktienmarkt etwas abgekühlt. Was in der neuen Woche die Kurse bewegen könnte, zeigt der Wochenausblick.

Vor dem Wochenende hat der DAX die zuvor abgeschwächte Börsenwoche noch versöhnlich beendet. Dank eines starken US-Arbeitsmarktberichts stieg der deutsche Leitindex auf knapp 19.121 Punkte, nachdem er zuvor bis auf 18.952 Zähler abgerutscht war (siehe Chart). Das Wochenminus beläuft sich damit auf 1,8 Prozent. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX am Sonntag-Morgen mit 19.165 Punkten nochmals etwas höher.

Die US-Wirtschaft hatte im September erheblich mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten wurde zudem nach oben revidiert. Die Arbeitslosenquote ging im Vergleich zum Vormonat etwas zurück, während Volkswirte mit einer Stagnation gerechnet hatten. Das Lohnwachstum fiel überraschend hoch aus. 

"In den USA kommen vom Arbeitsmarkt weiterhin keine Signale für eine Rezession", schrieb Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets. Sollte es bei dieser Robustheit bleiben, dürfte es zwar in naher Zukunft zu weniger starken Zinssenkungen der US-Notenbank kommen.

DAX seit Januar 2024  (Xetra)
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DAX seit Januar 2024 (Xetra)

Rekordstimmung am Aktienmarkt verflogen

Am deutschen Aktienmarkt ist die Rekordlaune vorerst einer nüchternen Bestandsaufnahme gewichen. Angesicht der Kämpfe im Nahen Osten und der Konjunktursorgen hierzulande rechnen Experten damit, dass der Leitindex DAX in der neuen Woche wohl erst einmal keine großen Sprünge nach oben machen wird. Allerdings erscheint auch ein größerer Kursrutsch derzeit eher unwahrscheinlich. 

"Die Rekordstimmung an den Börsen ist erst einmal verflogen", schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen. Der Konflikt in Nahost befördere eine zunehmende Risikoaversion an den Finanzmärkten. Sichtbarstes Zeichen seien die jüngsten Kursverluste am Aktienmarkt gewesen, die sich bislang allerdings in Grenzen gehalten hätten.

"Vermutlich haben Investoren die jüngsten Rekordstände genutzt, um vor allem hierzulande Kasse zu machen", fuhr Windt fort. Schließlich seien – anders als in den USA – die konjunkturellen Herausforderungen für Deutschland nicht weniger geworden, trotz positiver Nachrichten von der Inflation. Dazu gehörten die jüngsten Hiobsbotschaften aus der Automobil-Industrie. So kann die Europäische Union nun trotz des deutschen "Nein" Zusatzzölle auf Elektroautos aus China erheben.

Insofern dürften die Daten zu den deutschen Auftragseingängen am Montag sowie zur Industrieproduktion am Dienstag besonders aufmerksam verfolgt werden. Die Angaben dürften Windt zufolge zeigen, ob im August die Talsohle erreicht worden ist. Immerhin lasse der letzte Anstieg der Aufträge auf eine Besserung hoffen. Dagegen signalisierten jüngste Stimmungsindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima noch keine nahe Trendwende.

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Vergeltungs-Spirale im Nahen Osten?

Anleger sollten auch die Lage im Nahen Osten im Blick behalten. Zuletzt hatten Aussagen des US-Präsidenten für Verunsicherung gesorgt. Joe Biden hatte auf die Frage von Reportern, ob er einen Vergeltungs-Angriff Israels auf Ölanlagen des Iran unterstützen würde, gesagt, dass dies derzeit diskutiert werde. Am Montag, 7. Oktober, jährt sich der Überfall der Terror-Organisation Hamas auf Israel, der den Gaza-Krieg auslöste. Inzwischen hat Israel seinen Fokus auf den Libanon gerichtet, um die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz zu bekämpfen.

Falls sich in der Region die Spannungen verschärfen sollten, könnten zum einen die Ölpreise aus Sorge vor einer Verknappung des für die Weltwirtschaft wichtigen Rohstoffes deutlich steigen. Dies würde diejenigen Wirtschaftszweige hart treffen, die auf Öl stark angewiesen sind. Zum anderen müssen gerade die stark exportorientierten deutschen Unternehmen fürchten, dass sich ihre globalen Geschäftsaussichten verschlechtern. Höhere Preise für Energie lassen letztlich ja auch die Inflationsrate steigen.

"Die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten zeigen, wie unsicher die Welt derzeit ist", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. Bei allen Risiken verweist der Experte aber auch darauf, dass weitere Zinssenkungen der Notenbanken bei sinkender Inflation die Finanzmärkte stützten: "Sollte sich das Wachstum angesichts etwa steigender Ölpreise weiter verlangsamen, dürfte nicht nur die Fed ihre Leitzinsen noch aggressiver absenken, was die Marktauswirkungen abfedern dürfte." Niedrigere Zinsen verbilligen Kredite sowie Investitionen und können so die Konjunktur stützen.

Die jüngsten Daten vom US-Arbeitsmarkt waren stark ausgefallen, was eher für eine weniger aggressive Gangart der US-Notenbank spricht. Die Fed wird bei ihren geldpolitischen Entscheidungen aber auch die am Donnerstag anstehenden Verbraucherpreise für September berücksichtigen. Zuletzt hat sich die Inflationsrate in den USA dem Ziel der Fed von zwei Prozent angenähert. Darüber hinaus könnte der saisonale Einfluss weiteren Rückenwind für den DAX bedeuten, ergänzte David Bienbeck, Vorstandsmitglied beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrech & Cie.

Wenig Unternehmens-Zahlen

In der neuen Woche stehen in Deutschland wenig Nachrichten von Unternehmen auf der Agenda. Am Donnerstag legen der Zuckerkonzern Südzucker und der Pharma-Verpackungshersteller Gerresheimer Geschäftszahlen für das zweite Quartal vor. Letzterer hatte sich zuletzt wegen der überraschend langsamen Markterholung und eines Produktionsstopps infolge eines Hurrikans kleinere Ziele gesetzt.

Am Donnerstag hält die Deutsche Telekom einen Kapitalmarkt-Tag ab. Und US-E-Auto-Hersteller Tesla will nach mehreren Verschiebungen ebenfalls am Donnerstag sein Robotaxi vorstellen.

Am Freitag startet dann die Berichtssaison großer US-Banken (JPMorgan, Wells Fargo und Bank of New York Mellon), was sich entsprechend auf die Aktien der deutschen Finanzhäuser auswirken könnte. Auch BlackRock meldet seine quarterly Earnings.  (Mit Material von dpa-AFX)


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