Der Insolvenzverwalter des Skandalkonzerns Wirecard erwartet für November die Entscheidung über den Verkauf des Kerngeschäfts bei dem insolventen Bezahldienstleister. Das schreibt der Anwalt Michael Jaffé in einem Brief an die Mitarbeiter, über den die "Süddeutsche Zeitung" (Samstag) berichtete. "Spätestens im November ist mit einer Entscheidung zu rechnen", zitierte die Zeitung aus Jaffés Schreiben.
Die Prüfungen durch die beiden Interessenten seien weit vorangekommen. Die Namen der beiden potenziellen Käufer nannte der Anwalt demnach nicht, laut Bericht sind es die spanische Bank Santander und das britische Mobilfunkunternehmen Lycamobile.
Darüber hinaus beklagt Jaffé in dem Brief, der Konzern sei "in den Monaten vor der Insolvenz leergeräumt" worden – was bedeutet, dass Manager vor der Pleite systematisch Geld beiseite geschafft haben sollen. In dieser Hinsicht unter Verdacht steht vor allem der untergetauchte frühere Vertriebsvorstand Jan Marsalek, nach dem die Münchner Staatsanwaltschaft fahndet. Die Ermittler werfen Marsalek, dem früheren Vorstandschef Markus Braun und anderen Verdächtigen organisierten Bandenbetrug vor. Sie sollen mit gefälschten Bilanzzahlen über drei Milliarden Euro von Banken und Investoren erschwindelt haben.
Am Donnerstagabend hatte der Insolvenzverwalter Michael Jaffé bereits den Verkauf der US-Tochtergesellschaft Wirecard North America an die Holdinggesellschaft Syncapay bekannt gegeben, ebenfalls ein US-Unternehmen. Den Kaufpreis nannte Jaffé nicht, die Aufsichtsbehörden müssen noch zustimmen. Wirecard North America gibt Prepaid-Kreditkarten heraus und ist eine von mehreren Dutzend kleinen Tochterfirmen des Konzerns, 2018 erzielte die Gesellschaft laut Geschäftsbericht einen Gewinn von sieben Millionen Euro.
Die Aktie von Wirecard ist mittlerweile zum Pennystock verkommen. Sie eignet sich allenfalls noch für Zocker.
(Mit Material von dpa-AFX)