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Wirecard in Singapur: Hier weint man mehr als eine Träne nach

Wirecard in Singapur: Hier weint man mehr als eine Träne nach
Foto: Shutterstock
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15.10.2020 ‧ Adam Maliszewski

Viele Händler und Gewerbetreibende haben im Stadtstaat Singapur neuerdings nichts zu lachen, vor allem diejenigen, welche für Abwicklungsservices Wirecard unter Vertrag nahmen. Das Bezahlen in Shops oder die Begleichung der lokalen Mobilfunkrechnung ist abrupt zum Erliegen gekommen, Kundenvorgänge und das Clearing über eine Bank schlagen neuerdings fehl, berichtet das Handelsblatt. Die meisten Händler trifft die Abschaltung der Services unvorbereitet, sie könnten nicht schnell genug Ersatzpartner finden.

Es zeigt sich, dass Wirecard über die Jahre sehr wohl ein organisches Geschäft im Stadtstaat hat aufbauen können. Nun droht Singapur - zumindest in Teilen- ein Bezahlchaos. Shopbetreiber hatten zu spät oder gar nicht auf die Warnung der MAS, Monetary Authority of Singapore vom Ende September reagiert, wonach sämtliche Geschäfte mit den Vorort ansässigen Wirecard-Töchtern zu unterbleiben hätten.

Betroffen seien beispielsweise Starbucks, der Mobilfunkbetreiber M1 und etliche Restaurants. „Wir sind nicht früher auf einen anderen Anbieter umgestiegen, weil es zunächst keine konkreten Informationen darüber gab, dass Wirecard keine Dienste mehr anbieten kann“ sagte eine Managerin des Franchisesystems Sunpark dem Lokalblatt TNP.

Die Folgen sind drastisch, und mancher Betreiber tue sich schwer, einen neuen Bezahldienst zu finden. Gleichzeitig droht ein Kostendruck. Mögliche Alternativanbieter zu Wirecard seien deutlich mit höheren Gebührenforderungen unterwegs. Viele Dienstleistungen und Warenkäufe dürften deshalb schon bald im Stadtstaat verteuern, Gewerbetreibende müssen schnell umsteigen, um nicht Kunden und Umsätze zu verlieren.

Die MAS-Anordnung beinhaltete naturgemäß auch die anderen Wirecard-Aktivitäten. So sind auch Finanzunternehmen in Singapur betroffen, die von Wirecard herausgegebene Debitkarten an ihre Kunden verteilt hatten. Dazu gehört auch das von österreichischen Gründern in Singapur ins Leben gerufene Start-up TenX, das Debitkarten mit Guthaben in Kryptowährungen vermarktete und dieses Geschäft Anfang Oktober einstellte. Das in Singapur beheimatete Mobilitäts-Start-up Grab, das zum Imperium des Technologieinvestors Softbank gehört, beendete eine angelaufene Partnerschaft mit Wirecard bereits im Juni, unmittelbar kurz nach Bekanntwerden des Bilanzskandals.

Die weltweite Verflechtung des Wirecard-Konzerns in die Realwirtschaft wird immer deutlicher. Gleichzeitig offenbart sie umso mehr die laxe Vorgehensweise der Aufsichts- und Strafbehörden (hier und anderorts), so dass der größte Wirtschaftsskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte überhaupt diese Dimensionen erreichen konnte.

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