Aufgrund des nicht fristgerecht veröffentlichten Geschäftsberichts für 2023 fliegt die Varta-Aktie noch in dieser Woche wie erwartet aus dem SDAX. Zudem bekommt der angeschlagene Batteriekonzern einen neuen Chef. Der Aufsichtsrat bestimmte Michael Ostermann als neuen Vorstandsvorsitzenden. Die Aktie kann deutlich zulegen.
Ostermann verfüge über langjährige Erfahrung im Automotive-Sektor und in der Batterieindustrie, hieß es in einer entsprechenden Mitteilung. Der bisherige Vorstandssprecher Markus Hackstein bleibe für eine Übergangsphase Mitglied des Vorstands und kehre dann zum Großaktionär Montana Tech zurück. Hackstein war im August 2022 in den Vorstand von Varta bestellt worden und übernahm im Oktober 2022 als Sprecher des Vorstands.
AKTIONÄR-Leser wissen: Varta steckt in der Krise. Die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen etwa für Kopfhörer schwankt stark, und die Nachfrage nach Energiespeichern für den Strom aus Solaranlagen war Unternehmensangaben zufolge zuletzt unerwartet erheblich eingebrochen. Zudem klagte der Konzern über Billigpreise der Konkurrenz für Energiespeicher und anhaltende Probleme in den Lieferketten. Zu allem Überfluss hatten Hacker im Februar Vartas Computersysteme attackiert und die Produktion für mehrere Wochen lahmgelegt.
Der Hackerangriff kostet den Konzern nun auch wie erwartet seine Indexzugehörigkeit. Die Notierung der Aktie im SDAX werde zum 9. Mai gelöscht, teilte die Deutsche Börse mit. Dafür werde das Papier des erst seit Anfang Februar börsennotierten Panzergetriebe-Herstellers Renk in den Index der kleineren Werte aufgenommen. Grund für das Entfernen des Varta-Papiers ist laut der Mitteilung die nicht "fristgerechte Veröffentlichung des geprüften Jahresfinanzberichts". Der Geschäftsbericht für das abgelaufene Jahr soll nun am 28. Juni veröffentlicht werden.
Die hohen Schulden und die wenig rosigen operativen Aussichten sprechen eine eindeutige Sprache. Nachdem der Restrukturierungsplan aus dem vergangenen Jahr offiziell für gescheitert erklärt worden ist, soll nun ein neues Sanierungsgutachten erstellt werden. Die Aktie kann sich zwar weiter von ihren Tiefstständen lösen. Angesichts der negativen Gemengelage bleiben Anleger dennoch unverändert an der Seitenlinie.